Na klar, wir geben dem verdienstvollen Bill Black, Professor für Wirtschaft, Jurist und Spezialist für Weiße-Kragen-Kriminalität mindestens fünf Daumen hoch

 

von Ingo Hagel 

 

Na klar, wir geben dem verdienstvollen Bill Black, Professor für Wirtschaft, Jurist und Spezialist für White Collar Criminality (ich übersetze mal wörtlich: weiße Kragen Kriminalität) mindestens fünf Daumen hoch, entsprachen doch seine herzhaften, auf viel Erfahrung beruhenden Worte in allem dem Eindruck, den wir nicht nur von Amerikas Bank- und Finanzbranche seit vielen Jahren gewinnen und vertiefen konnten.

Da möchte also die amerikanische Verbraucherschutzbehörde für Geldangelegenheiten CFPB (Consumer Financial Protection Bureau) die diversen schwarzen Schafe dieses Gewerbes wieder auf den Pfad der Tugend und der Gesetzestreue zurückführen, indem es den Konsumenten neue Möglichkeiten für Sammelklagen öffnet. Die Moderatorin fragte Professor Black, warum ihn dieses Projekt der Verbraucherschutzbehörde so derartig zur Weißglut brächte. Professor Black antwortete (bei 1:20):

Der Artikel vermittelt eine völlig falsche Auffassung dieser Angelegenheit. Denn das Problem auf dem Gebiet des Kreditwesens ist, dass es für gewissenlose Kreditgeber so leicht ist zu betrügen. Wir haben das bei Wells Fargo sehen können und im Verlauf dieser ganzen Finanzkrise. 


 

 

Professor Black berichtet dann noch, dass unehrlich arbeitende Firmen einen Vorteil gegenüber ehrlich arbeitenden Unternehmen hätten, daher erstere schließlich diesen Wirtschaftszweig dominieren würden – was der Grund dafür ist, dass die Finanzwirtschaft so korrupt ist.

Anmerkung: Naja, wir wissen ja, nicht nur die Finanzbranche. He, hat nicht gerade Verkehrsminister Dobrindt die Daimler-Chefs zu sich in sein Büro gebeten, weil es aus den Auspuffen von deren Edelkarossen zu sehr nach Frittenfett riecht?

Bei 2:50 klärt uns Bill Black über die zwei großen Mythen auf, die zum Beispiel in schlechten Wirtschaftsprogrammen immer wieder gelehrt werden: Der eine Mythos ist der, dass man glaubt, die Verbraucher hätten den vollkommenen Überblick, die perfekte Information. Der andere Mythos ist der, dass der Verbraucher die Macht hätte, und dass da ein rücksichtsloser Konsument sei, der die Wirtschaft vor sich her treiben würde. Es ist goldig anzusehen, wie allein die Aufzählung dieser absurden, grotesken und lächerlichen Mythen, die Viele aber für wahr halten, und auf die heute Vieles gebaut ist, Prof. Black derart zum Lachen bringen, dass er fast vom Stuhl fällt. Denn de facto sieht die Asymmetrie ja ganz anders aus: Die Banken wissen viel mehr als der Verbraucher, und diese sind es, die alle Macht besitzen. Auch deshalb wird das also nichts mit den netten neuen Regeln, die diese Verbraucherschutzbehörde da nun einführen will. Bill Black bei 5:40:

Jedes einzelne Geldhaus (financial trade assoziation) wird dominiert von der allerunehrlichsten Sippschaft, die gerade das anstreben: Geschäftsverhältnisse, in denen die kriminellen Machenschaften gedeihen (criminogenic environment), und die durchaus ein korruptes Bankwesen anstreben. Und jedes einzelne dieser Geldhäuser wird versuchen, diese neuen Gesetze der Verbraucherschutzbehörde zu eliminieren. 

Und bei 7:10:

Ich denke, es gibt zehn- bis hunderttausende von ehrlichen Menschen im Bankgeschäft. Allerdings nicht deren Führungskräfte (CEOs)!  

Und fragen wir uns dann: Wie kommen wir aus dieser Chose nur wieder heraus? 

Dann merken wir mal wieder: Die Sache ist beim Volk gelandet. Wenn es also in der Tat tatsächlich Hundertausende von ehrlichen Bankern gibt, von denen Professor Black spricht, die Anführer dieses Geschäftes aber korrupt sind, dann werden es auch nicht diese betrügerischen Anführer, dann wird es nicht diese dekadente Führungsklasse (der bankrotten Politik und der korrupten Wirtschaft) sein, dann wird es nicht diese Auslese der Schlechtesten sein, die einen Wandel hervorrufen wird, sondern hauptsächlich diejenigen, die sich in untergeordneten Positionen befinden. Die werden sich zusammentun müssen, um die Verhältnisse zum Guten zu bewegen. Herrschen muss heute das Volk. Nichts anderes sagt Professor Black hier, wenn man seine Worte nur ein wenig weiterdenkt.

 

Allerdings gebe ich mich mit dieser These keinen Illusionen hin. 

Diese Herrschaft des Volkes wird so schnell nicht eintreten, denn das Volk glaubt im Moment noch viel zu sehr an diese „allerunehrlichste Sippschaft“, wie Professor Black sie nannte. Zu sehr hat es sich in die toten Denkmodelle ihrer Führer verheddert und diese so fest in sich aufgenommen, dass sie nicht zu einer Freiheit kommen werden, solange sie nicht aufhören, sich gedanklich einzig und allein innerhalb deren Denkschemata zu bewegen.

Zu einer Auflösung dieser Denkschablonen hin zu einem lebendigen sozialen Organismus würde – zum Beispiel – die Einsicht gehören, dass man die Verbindungen zwischen der Wirtschaft – wozu ja auch die Finanzwirtschaft gehört – und der Politik kappt, indem man die Soziale Dreigliederung einführt (mehr dazu zum Beispiel hier und hier und hier – sowie an vielen anderen Stellen auf Umkreis-Online). Lasst – zum Beispiel – die Finanzwirtschaft, überhaupt die Wirtschaft ihre eigenen Gesetze machen. Finanzfragen gehören nicht in die Politik, was aber in die Politik und deren Gesetze gehört, ist das diese nicht aufkommt für die Verluste einer betrügerischen Wirtschaft oder Finanzwirtschaft. Auch brauchen wir – zum Beispiel – nicht ein Grundgesetz sondern mindestens zwei, nämlich getrennte und eigene Regeln für das Wirtschaftsleben und für das Rechtsleben (Politik). Und so weiter und so fort. Aber das ist alles so himmelweit von den Hunderttausenden von ehrlichen Bankern, die Professor Black erwähnt, und anderen ehrlichen Menschen entfernt, dass man nicht den Eindruck hat, dass 100 Jahre, nachdem Rudolf Steiner damals diesen Impuls der Sozialen Dreigliederung in die Welt stellte, sich bis heute grundlegend etwas getan hätte, was Hoffnungen geben könnte, diesem nun zu einer erfolgreichen Realisierung zu verhelfen.

 

Und was soll nun werden?

Eigentlich kann sich das hier jeder selbst an den fünf Fingern seiner Hand abzählen. Denn was soll aus einem System werden, dass von Betrügern geführt wird?

Auf der einen Seite ist es positiv, dass ehrliche und mutige Menschen wie Professor Black – und zum Beispiel auch YouTube-Kanäle wie The Real News – versuchen, einfach nur über den Tatbestand dieses großen Betruges aufzuklären. Denn ohne Aufklärung, ohne dass man über dieses Betrugssystem ein Wissen hat, kommt man nicht weiter.

Nur mit dieser Aufklärung kommt man allerdings auch nicht weiter. Dazu muss man eben wirklich neue und fruchtbare Wege des sozialen Zusammenleben suchen, wie sie in der Sozialen Dreigliederung gegeben sind. Man stelle sich nur einmal vor, was geschehen würde, wenn all die Kanäle und mutigen Menschen – und das sind nicht wenige – die höchst verdienstvoll die Verdorbenheiten dieses betrügerischen Systems anprangern, nicht nur dieses tun würden, sondern sich auch die Grundlagen der Sozialen Dreigliederung erarbeitet hätten und diese propagieren würden.

Heute muss man sich aber tatsächlich fragen, ob nicht die Zeiten dieser geistigen Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten vorbei sind. Zu festgefahren und zubetoniert erscheinen einem manchmal die Konstitutionen der Menschen, als dass man daran noch so zart appellieren könnte, wie es in den vergangenen Jahren noch möglich gewesen wäre. Und so könnte es eben durchaus sein, dass wir nun auch mit Blick auf die verpassten Chancen eines erneuten Aufgreifens des Dreigliederungsimpulses auf das zugehen, was Rudolf Steiner damals das Lernen durch die Gewalt der fürchterlichen Ereignisse nannte, beziehungsweise dass die Menschen sich durch die Gewalt der Umstände durchringen werden, die Sachen, also auch ihre sozialen Angelegenheiten, wiederum geistig anzusehen und zu ordnen.

 

 

 

 

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Na klar, wir geben dem verdienstvollen Bill Black, Professor für Wirtschaft, Jurist und Spezialist für Weiße-Kragen-Kriminalität mindestens fünf Daumen hoch wurde am 15.07.2017 unter Zum Zeitgeschehen veröffentlicht.

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