Rudolf Steiner zum Wissens eines Zusammenhanges des Menschen mit der kosmischen Ordnung, das in weitesten Kreisen Verbreitung erfahren muss

 

Aus Nr. 178 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, S. 215:

Ich möchte heute an einzelne Betrachtungen, die wir angestellt haben im Laufe der Zeit, das eine und das andere anknüpfen, um dieses oder jenes zu ergänzen. Wenn Sie aufmerksam die Zeit verfolgen, werden Sie schon ab und zu bemerken können, dass man fühlt, wie in den Gedanken, Empfindungen und Impulsen, in denen die Menschen durch lange Zeiten dasjenige gefunden haben, wodurch man es «so herrlich weit gebracht» hat, man jetzt nicht mehr das finden kann, was in die nächste Zukunft hinüberhelfen kann. Gestern ist mir von einem unserer Mitglieder eine Nummer der «Frankfurter Zeitung» vom letzten Mittwoch, 21. November 1917, in die Hand gedrückt worden. Da spricht sich ein sehr gelehrter Herr aus – es muss ein sehr gelehrter Herr sein, denn er hat vor seinem Namen nicht nur das Doktorzeichen der Philosophie, sondern auch das Doktorzeichen der Theologie, und außerdem steht noch Professor davor: also er ist Professor, Doktor der Theologie und Doktor der Philosophie, also ein sehr gescheiter Mann selbstverständlich. Er hat einen Aufsatz geschrieben, der über allerlei gegenwärtige geistige Bedürfnisse handelt. Im Verlaufe dieses Aufsatzes ist eine Stelle enthalten, die in der folgenden Weise sich ausspricht: «Das Erleben des Seins, das hinter den Dingen liegt, bedarf nicht der frommen Weihe oder der religiösen Wertung, denn es ist selbst Religion. Es handelt sich ja nicht um das Erfühlen und Erfassen eigenen individuellen Gehalts, sondern des großen Irrationalen, das hinter allem Dasein verborgen ist. Wer daran rührt, so dass der göttliche Funke überspringt, der macht ein Erlebnis, das primären Charakter beansprucht, „Urerlebnis“ heißen will.  Dieses eint den Erlebenden mit allem, was vom gleichen Lebensstrome bewegt wird, verleiht ihm, um das Lieblingswort der neuen Zeit zu brauchen, ein kosmisches Lebensgefühl.»  

Verzeihen Sie, liebe Freunde, ich lese das nicht vor, um in Ihnen irgendwie besonders hervorragende Vorstellungen zu erwecken für diese verwaschenen Sätze, sondern um Ihnen ein Zeitsymbolum vorzuführen: «Eine kosmische Religiosität ist unter uns im Werden, und wie stark das Verlangen nach ihr ist, zeigt das wahrnehmbare Wachstum der theosophischen Bewegung, die jenes hintersinnlichen Lebens Kreisläufe zu entdecken und zu entschleiern unternimmt.» – Es ist ja schwierig, über all diese verwaschenen Begriffe hinwegzuhumpeln, aber nicht wahr, als Zeitsymbolum ist das doch eine Merkwürdigkeit. Weiter sagt er: «Es handelt sich bei dieser kosmischen Frömmigkeit nicht um eine quietistische Mystik, die mit Weltabwendung beginnt und in Kontemplation endigt, sondern um etwas, das gerade in der Brandung des Geschehens empfangen wird und immer neue Bewegtheit hervorbringt» – und so weiter. Etwas Gescheites kann man sich bei diesen Sätzen ja nicht denken! 

Da aber «Professor, Dr. theol. und Dr. phil.» davorsteht, muss man es natürlich für etwas Gescheites halten, sonst würde man es für etwas halten, was stammelnd in einigen unklaren Tiraden zum Ausdruck bringt, wie der gelehrte Herr eben auf dem Pfade, den er gewandelt ist, nicht mehr weiterkommt und nun doch sich genötigt fühlt, auf etwas hinzuweisen, was auch da ist und ihm offenbar nicht ganz aussichtslos erscheint. 

Man sollte gar nicht entzückt sein über solche Auslassungen, denn solche Auslassungen dürfen uns vor allen Dingen nicht in irgendeinen Schlaf einlullen darüber, dass nun wiederum von irgendeiner Seite jemand gemerkt hat, dass doch hinter der geisteswissenschaftlichen Bewegung etwas steckt. Das würde sogar sehr schädlich sein. Denn jene, welche solche Auslassungen machen, sind zuweilen auch dieselben, die sich bei solchen Auslassungen befriedigt fühlen, die nicht weitergehen, die eben mit solchen verwaschenen Dingen hinweisen auf etwas, was in die Welt hereintreten will und dabei gerade zu denen gehören, welche durchaus viel, viel zu bequem sind, um sich einzulassen auf das, was als ernstes Studium der Geisteswissenschaft notwendig ist und was wirklich hereinbrechen und die Menschengemüter ergreifen muss, wenn das, was mit der Wirklichkeit verbunden ist, mit dem Zeitenstrom des Werdens so verwachsen soll, dass Heilsames daraus entstehen kann. Es ist natürlich leichter, von «Brandung» und von «kosmischen Gefühlen» zu sprechen, als sich ernsthaft einzulassen auf jene Dinge, die – von den Zeichen der Zeit gefordert – gegenwärtig der Menschheit verkündet werden müssen. Deshalb erscheint es mir notwendig, gerade jetzt hier die Dinge zu sagen, welche in den öffentlichen Vorträgen vorgebracht worden sind und weiter vorgebracht werden, gerade mit scharfer Betonung des Unterschiedes, der besteht zwischen dem Abgelebten, nicht mehr Lebensfähigen, das in die katastrophalen Zeiten hineingeführt hat, und dem, was die Menschenseele wirklich ergreifen muss, wenn irgendein Schritt nach vorwärts gemacht werden soll.     

Mit der alten Weisheit, durch welche die Menschen eingelaufen sind in unsere Zeit, können Tausende von Kongressen abgehalten werden, Weltkongresse und Volkskongresse und was immer, es können Tausende und Tausende von Vereinen begründet werden: klar muss man sich darüber sein, dass diese Tausende von Kongressen, Tausende von Vereinen nichts bewirken werden, wenn nicht das geistige Lebensblut der Wissenschaft vom Geiste durch sie fließen wird. Dasjenige, was den Menschen heute fehlt, das ist der Mut, einzutreten in die wirkliche Erforschung der geistigen Welt. So sonderbar es klingt, es muss einmal gesagt werden, es brauchte nichts anderes zum Beispiel zunächst als einen nächsten Schritt:  die kleine Broschüre «Das menschliche Leben vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft» in weitesten Kreisen zu verbreiten, und es würde etwas anderes damit getan sein im Hervorrufen des Wissens eines Zusammenhanges des Menschen mit der kosmischen Ordnung. Auf dieses Wissen ist gerade in dieser kleinen Broschüre «Das menschliche Leben vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft» aufmerksam gemacht; im Konkreten ist darauf aufmerksam gemacht, wie die Erde alljährlich ihre Bewusstseinszustände ändert und dergleichen. Gerade das, was in diesem Vortrage und in dieser Broschüre gesagt wird, ist mit vollem Bedacht gesagt mit Bezug auf die Bedürfnisse unserer Zeit. Das aufzunehmen, würde mehr bedeuten, als alles Wischiwaschi reden von kosmischem Gefühl und vom Einlaufen in irgendeine «Brandung», oder was weiß ich, ich habe Ihnen ja gerade diese Dinge vorgelesen; zu wiederholen sind sie mir nicht möglich, weil sie zu sinnlos sind in ihrer Formulierung.  

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Rudolf Steiner zum Wissens eines Zusammenhanges des Menschen mit der kosmischen Ordnung, das in weitesten Kreisen Verbreitung erfahren muss wurde am 09.02.2018 unter Hide veröffentlicht.

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