Rudolf Steiner zur kosmischen Verbundenheit des irdischen Pflanzenlebens mit dem Kosmos

 

Aus Nr. 35 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, S. 241:

 

Der Geistesforscher erkennt zunächst, dass in dem Menschen, wie er den Sinnen und dem an die Sinne sich haltenden Verstand erscheint, wie er auch erforscht werden kann von der mit äußeren Mitteln arbeitenden Naturwissenschaft, nur ein Teil, nur ein Glied der ganzen menschlichen Wesenheit gegeben ist, und dass innerhalb der ganzen menschlichen Natur zu diesem Sinnenmenschen, zu dem physischen äußeren Menschen, hinzukommt ein übersinnlicher Mensch, der in dem sinnlichen Menschen wirkt und lebt, und ohne den der sinnliche Mensch in jedem Augenblicke seines Lebens zum Leichnam zerfallen müsste. Denn der Geistesforscher entdeckt, dass ebenso wie man durch das physische Auge die Farbe sieht, man durch das – um diesen Goetheschen Ausdruck zu gebrauchen – «geistige Auge» innerhalb dieses physischen Menschen den sogenannten – auf den Ausdruck kommt es nicht an, und ich bitte, sich durchaus nicht an Worten zu stoßen; ich könnte ebensogut ein anderes Wort gebrauchen – ätherischen Menschenleib wahrnehmen kann. In dem physischen Menschenleib steckt der ätherische Menschenleib übersinnlich darinnen, der nicht durch physische Augen gesehen werden kann, sondern der mit dem geistigen Auge geschaut werden muss. 

Man kann darüber spotten, dass der Geistesforscher zu dem physischen Menschen diesen ätherischen Menschen hinzufügt; allein so wie der Mensch als physischer die Kräfte und Stoffe in sich hat mit ihren Wirksamkeiten, die in seiner physischen Erdenumgebung sind, so hat er in sich auch geistige Kräfte, die er mit einer geistigen Umwelt gemeinsam hat. Zunächst berücksichtigen wir diejenigen des sogenannten Ätherleibes. Dieser besteht in gewissen übersinnlich zu nennenden Kräften. Und diese Kräfte kann man ebenso in der Umgebung des Menschen aufsuchen, wie man die physischen Kräfte, die der Mensch in sich trägt, durch Naturwissenschaft in der irdischen Umgebung finden kann. Aber man muss dann eben mit dem «geistigen Auge» dasjenige schauen, was geistig in unserer Umgebung ist. 

Nun will ich zunächst ein Ergebnis besprechen, welches einen gewissen Zusammenhang zeigen soll, der besteht zwischen geistigen Vorgängen in der menschlichen Weltumgebung und den Kräften im Menschen, welche seinen Ätherleib bilden. Mit dem gewöhnlichen menschlichen Anschauen verfolgt man im Verlaufe eines Jahres, wie, wenn der Frühling kommt, die Pflanzen aufsprießen, wie sie immer mehr und mehr Grünes, wie sie dann später die farbigen Blüten entwickeln, wie die Früchte sich bilden. Man erlebt weiter das Abwelken, das Vergehen der Pflanzen. Man nimmt wahr abwechselnd das sommerliche Gedeihen in der Natur und das winterliche Ruhevolle. So stellt sich zunächst für die äußere Sinnesbeobachtung der Jahreslauf dar. Aber für diese Sinnesbeobachtung stellt sich eben nur dasjenige dar, was sich zu dem Geistigen verhält wie die schwingenden Saiten zu den sich auslebenden Tonmassen. Das «geistige Auge» fügt zu diesem Wechsel im Gedeihen und in der Ruhe, der da ist für den Geistesforscher wie die schwingende Saite für das musikalische Ohr, eine Art geistigen Hörens und geistigen Schauens hinzu. Und während man physisch aus der Erde heraussprießen sieht die Pflanzen, so wie sie für das physische Auge wahrnehmbar sind, so schaut der Geistesforscher in dem Maße, in dem die Pflanzen aus der Erde herauskommen, von der Umgebung der Erde, von dem Außerirdischen her sich Wesenhaftes gegen die Erde zu bewegen. So paradox das für die gegenwärtige Vorstellungswelt auch noch klingen mag, es ist eine Wirklichkeit, dass das «geistige Auge» ein reiches Leben aus der Erdumgebung auf der Erde mit jedem Frühling einströmen sieht, ein Leben, das im Winter nicht einströmt. Während man mit dem physischen Auge nur vom Boden herauf die physischen Pflanzen erwachsen sieht, schaut man aus der ganzen kosmischen Weltumgebung herein geistige Wesenheiten, ätherische Wesenheiten gewissermaßen herniederwachsen. Und in demselben Maße, in dem die physischen Pflanzen immer vollkommener werden, sieht man, wie gewissermaßen dasjenige aus der ätherischen Erdenumgebung verschwindet, was als lebendige Geisteswesen sich hineinsenkt in das dem Erdboden entwachsende Pflanzenleben. Und erst, wenn die Frucht sich zu entwickeln beginnt, wenn die Blüten zu verwelken beginnen, erst wenn der Herbst naht, dann sieht man, wie dasjenige, was sich verbunden hat mit dem Irdischen, was gewissermaßen verschwunden ist innerhalb der Pflanzenwelt, sich wieder zurückzieht in den die Erde umgebenden Raum. Und so erschaut man geistig ein Ein- und Ausströmen eines übersinnlichen Elementes in das Erdenwesen vom Frühling bis in den Herbst hinein. Es wachsen gleichsam aus dem Ätherischen lebendige, übersinnliche Pflanzen heraus, die in die physischen Pflanzen hinein verschwinden. – Ein anderes geistiges Erlebnis gibt die Winterzeit. Derjenige, welcher den Winter bloß erlebt, indem er den Schnee anschaut, die Kälte empfindet, der weiß nicht, dass die Erde im Winter als Erde etwas ganz anderes ist als im Sommer. Die Erde hat nämlich ein viel intensiveres, regeres geistiges Eigenleben während der Winterszeit als während der Sommerszeit. Und lebt man sich in diese Verhältnisse hinein, dann erlebt man den Wechsel des ätherischen Winter-Sommer-Lebens; man erlebt ein Geistiges, das sich in einem gewissen Sinne vergleichen lässt dem Wechsel des menschlichen Erlebens durch das Einschlafen und Aufwachen hindurch. (Es kann innerhalb dieser kurzen Ausführungen nicht gezeigt werden, dass die geschilderten Erlebnisse nicht in Widerspruch stehen mit den Bewegungsverhältnissen des Erdkörpers. Wer sich auf die Geisteswissenschaft näher einlässt, der wird bald erkennen, dass Einwände keine Bedeutung haben wie dieser: ja aber die Erde dreht sich doch, – et cetera.) 

Man lernt so erkennen, wie gewisse Wesenheiten im Winter nicht mit der Erde verbunden sind, sondern nur in der kosmischen Umgebung der Erde sind, wie diese Wesenheiten mit dem Frühling heruntersteigen zur Erde, sich mit dem Pflanzenleben verbinden, und gewissermaßen eine Art von Ruhe dadurch genießen, dass sie sich mit dem Erdenleben verbinden. Diese Ruhe, welche diese Wesen innerhalb der Erde finden, die regt aber dadurch, dass Geistiges sich mit der Erde verbunden hat, das Erdenleben selber an; und im Winter hat die Erde selber als Wesen etwas wie eine Erinnerung an dieses sommerliche Zusammensein mit Wesenheiten des außerirdischen Weltenraumes. Dasjenige, was sonst gar nicht geahnt wird, das offenbart sich dem geisteswissenschaftlichen Erkennen aus der umgebenden Natur heraus; es ist, wie wenn man plötzlich hörend würde und aus der schwingenden Saite die Tonmasse herausklingen hörte, die man vorher, weil man taub war, nicht hören konnte. Man lernt das ätherische Leben kennen. Dieses ätherische Leben zeigt, dass gewisse Wesenheiten der Erdumgebung, die mit anderen Weltenkörpern verbunden sind, sich während des Sommers mit der Erde verbinden und während des Winters sich wieder zurückziehen. Es bedingt dieses Leben, dass gewissermaßen die Erde – die Erde als Wesen, jetzt nicht als toter Körper, den die Geologie oder die sonstige äußere Naturwissenschaft betrachtet – während der Sommerszeit schläft, während der Winterzeit aber wachend lebt, in lebendigen Erinnerungen an dasjenige, was sich im Sommer mit ihr verbunden hat. Gerade das Gegenteil von dem ist nämlich richtig, was man durch allerlei Analogieschlüsse sich mit Bezug auf das Erdenleben etwa vorstellen möchte. Durch solche Schlüsse könnte man glauben, dass die Erde im Frühling aufwacht und im Herbst einschläft; die Geisteswissenschaft bringt aber die Erkenntnis, dass die warme, schwüle Sommerszeit die Schlafenszeit der Erde ist, und die kalte, mit der Schneedecke die Erde umhüllende Zeit die des Wachens der Erde ist.  … 

 

 

 

 

 

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Rudolf Steiner zur kosmischen Verbundenheit des irdischen Pflanzenlebens mit dem Kosmos wurde am 09.02.2018 unter Hide veröffentlicht.

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