Rudolf Steiner: Keine Emotion, keine Leidenschaft, kein innerlich körperlicher Vorgang kann den Menschen veranlassen, jenen moralischen Impulsen zu folgen, die er in reinen Gedanken zu erfassen in der Lage ist

 

Aus Nr. 221 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe.

 

Er wird gerade während des Schlafes unabhängig. Das ist sehr wichtig einzusehen, dass die besondere Art, wie der moderne Mensch schläft, ihm die Garantie für seine Freiheit gibt. Der alte Hellseher, der noch von der alten Welt wahrnahm, nicht von der Zukunftswelt, der von der alten Welt wahrnahm, der konnte kein völlig freier Mensch werden, denn er wurde abhängig in diesem Wahrnehmen. Das im Nichts Ruhen während des Schlafes macht den modernen Menschen, den Menschen der modernen Zeit eigentlich frei. So sind zwei Gegenbilder vorhanden für den modernen Menschen. Erstens lebt er während des Wachens im Gedanken, der ein bloßer Gedanke ist, der nicht mehr Bilder enthält im alten Sinne; die hält er, wie gesagt, für Mythologie. Und er lebt während des Schlafes in der Nichtigkeit. Dadurch befreit er sich von der Welt, dadurch erringt er sich das Bewusstsein der Freiheit. Die Gedankenbilder können ihn nicht zwingen, weil sie bloße Bilder sind. Geradesowenig wie die Spiegelbilder zwingen können, irgend etwas verursachen können, geradesowenig können die Gedankenbilder von den Dingen den Menschen zu etwas zwingen. Wenn daher der Mensch seine moralischen Impulse in reinen Gedanken ergreift, so muss er sie als ein freies Wesen befolgen. Keine Emotion, keine Leidenschaft, kein innerlich körperlicher Vorgang kann ihn veranlassen, jenen moralischen Impulsen zu folgen, die er in reinen Gedanken zu erfassen in der Lage ist. Aber er ist auch imstande, diesen bloßen Bildern in Gedanken zu folgen, diesem reinen Gedanken zu folgen, weil er sich während des Schlafes, befreit von allen Naturgesetzen in seinem eigenen Körperlichen, findet, weil er wirklich während des Schlafes eine reine freie Seele wird, die dem Nichtwirklichen des Gedankens folgen kann; während der ältere Mensch auch während des Schlafes abhängig blieb von der Welt und daher nicht hätte folgen können unwirklichen Impulsen. Fassen wir das zunächst ins Auge, dass der moderne Mensch dieses Zweierlei hat: reine Gedanken haben kann, die rein intellektualistisch konzipiert sind, und einen in der Nichtigkeit zugebrachten Schlaf, wo er drinnen ist, wo er ein Wirkliches ist, aber wo seine Umgebung ihm ein Nichtiges zeigt. 

 

 

 

 

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Rudolf Steiner: Keine Emotion, keine Leidenschaft, kein innerlich körperlicher Vorgang kann den Menschen veranlassen, jenen moralischen Impulsen zu folgen, die er in reinen Gedanken zu erfassen in der Lage ist wurde am 20.08.2015 unter Hide veröffentlicht.

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