„Top-Ökonomen“ fordern die Rente mit 70

 

von Ingo Hagel 

 

Führende Wirtschaftswissenschaftler haben die Parteien aufgefordert, die Bürger schon jetzt auf eine notwendige Erhöhung des Renteneintrittsalters von 67 auf 70 Jahre ab 2030 einzustimmen. 

„Die Politik muss sich endlich ehrlich machen und den Menschen schlicht sagen: Die Lebensarbeitszeit wird weiter steigen müssen“, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, der „Rheinischen Post“ (Dienstagsausgabe). 

Auch der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, sagte der Zeitung: „Die Rente mit 67 gilt ab 2030 für alle. Die Anpassungstreppe sollte anschließend verlängert und der neue Zielwert bei 70 Jahren liegen.“ 

Selbstverständlich interessiert das kaum einen, weil „zu weit weg“. Oder die Leute meinen: „Das betrifft uns nicht mehr.“ Wesentlich ist aber etwas ganz anderes. Wesentlich ist, dass da Wirtschaftswissenschaftler sind, Wallstreet-Online nennt sie „Top-Ökonomen“, die aufgrund des ganzen Produktivitätfortschrittes (und zwar nicht erst seit Industrie 4.0) nicht sagen: Die Menschen müssen bei gleichem Lohn ab jetzt weniger arbeiten – und sie könnten auch früher in Rente gehen – sondern die vom ersten nicht sprechen

Wirtschaftsministerium warnt vor schrumpfenden Löhnen

Rund vierzig Prozent der Beschäftigten haben niedrigere Reallöhne als noch vor zwanzig Jahren  … 

Anmerkung: Das merkt das „Wirtschaftsministerium“ jetzt erst?

und beim zweiten – auch angesichts einer weiterhin hohen Arbeitslosigkeit der deutschen Ureinwohner sowie Millionen von Facharbeitern und Quantenphysikern aus dem arabischen Raum, die einfach mal so die deutsche Grenze überschritten haben – Stein und Bein schwören, das Renteneintrittsalter müsste unbedingt auf 70 Jahre angehoben werden.

 

Wesentlich ist, dass wir heute in einer Zeit leben, in der die allerabstrusesten und gegensätzlichen Forderungen und Behauptungen und Urteile gefällt werden. 

Alles natürlich wohl begründet und streng wissenschaftlich untermauert – was aber nach nichts anderem ruft als nach einer Revision dieser Wissenschaft selber. Mich erinnern diese Eskapaden an etwas, was Rudolf Steiner bereits damals sagte, und was heute noch gilt:

Die Wirtschaftswissenschaftler sind in einer solchen Weise versumpft und verdorben in ihren Anschauungen, dass gar keine Rede davon sein kann, die Dreigliederung zu verstehen; dazu sind die niemals zu bewegen.

Der Punkt ist der, dass über diese ganzen Fragen zum Beispiel einer sinnvollen Arbeitszeit (wöchentlich oder Lebensarbeitszeit, das heißt mit Blick auf ein Renteneintrittsalter) oder einer angemessenen Entlohnung und so weiter überhaupt nicht auf diesem Boden der heutigen Wissenschaft und der sich daraus entwickelt habenden Wirtschaft geurteilt werden kann:

Man hört es ja immer wieder und wieder, dass da oder dort Leute auftauchen, welche aus einer scheinbar tiefbegründeten Weisheit heraus die einen oder die anderen sozialwirtschaftlichen Vorschläge machen, immer aus dem Bewusstsein heraus, dass man heute noch sozialwirtschaftliche Vorschläge machen kann ohne die Zuhilfenahme der Geisteswissenschaft. Nur derjenige denkt heute zeitgemäß, der da weiß, dass alles, was versucht wird zu sagen über irgendeine soziale Konfiguration der Menschheit gegen die Zukunft hin, ohne die Grundlage der Geisteswissenschaft Quacksalberei ist. Nur der, der dieses voll erfasst, der denkt zeitgemäß. Wer heute noch hört auf allerlei Professorenweisheiten aus der Sozial-Ökonomie, die auf dem Boden einer geistlosen Wissenschaft stehen, der verschläft seine Zeit.

Siehe dazu zum Beispiel hier und hier.

 

Leider gibt es heute immer noch Heere von Leuten, die ihre sozialen Angelegenheiten ohne die Zuhilfenahme der Geisteswissenschaft, 

das heißt ohne die Soziale Dreigliederung (mehr dazu zum Beispiel hier und hier und hier – sowie an vielen anderen Stellen auf Umkreis-Online) glauben regeln zu können, und die daher weiterhin ihre Zeit verschlafen. Wer seine Zeit diesbezüglich nicht verschläft, weiß, dass in der Zukunft nicht auf dem Boden des Wirtschafts- sondern auf dem Boden des Rechtslebens (Politik) über Löhne und Arbeitszeit verhandelt werden muss, auch aus dem Grund, weil in der Zukunft menschliche Arbeitskraft keine Ware mehr sein darf. Zu dem Thema ist hier auf Umkreis-Online sehr viel geschrieben worden. Ich muss das hier nicht wiederholen. Wen das nicht interessiert, weil er immer noch in völlig veralteten Denkschablonen verhaftet ist, den wird man auch durch die besten Argumente kaum umstimmen können.

Aber es ist doch so, dass die sozialen Verhältnisse, das menschliche Leben, je länger man sich nicht für diese Dinge interessiert und glaubt, immer weiter mit irgendwelchen „Top-Ökonomen“ weiterwursteln zu können – oder meinetwegen auch mit irgendwelchen sozialistischen Forderungen, die glauben, die Wirtschaft sei ein Selbstbedienungsladen zur Finanzierung eines völlig überzogen gedachten Wohlfahrtsstaates – immer unangenehmer werden wird. Die soziale Frage ist seit langem nicht mehr in die Hände von irgendwelchen „Top-Ökonomen“  oder irgendwelchen Politikern heutiger Couleur, sondern in die Hände des Volkes, der Menschen gelegt worden. Kein anderer wird sich sinnvoll darum kümmern. Und deswegen wird das Volk, das sich so erfolgreich fruchtbaren sozialen Ideen verweigert, durch den Schmerz einer immer größer werdenden Not zu einem neuen Bewusstsein gezwungen werden müssen. Nicht weil das Schicksal so böse und missgünstig ist, sondern – ich drücke mich mal bildlich aus – weil es eben ganz bestimmte Konsequenzen hat, wenn man meint, in einem mit Benzindunst geschwängerten dunklen Kellerloch unbedingt mit einem Streichholz Licht machen zu müssen.

 

 

 

 

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„Top-Ökonomen“ fordern die Rente mit 70 wurde am 22.08.2017 unter Soziale Frage, Zum Zeitgeschehen veröffentlicht.

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