Es grummelt im sozialen Karton

 

von Ingo Hagel

 

Warren Buffett: Reiche nicht schuld an wachsender Armut

Reiche tragen zur Lebensqualität der Weltbevölkerung bei, Ungleichheiten sind eine Folge der modernen Marktwirtschaft. Die Armen sollten aufhören, den Reichen die Schuld für ihre Situation zuzuschieben. 

Warren Buffett verdient gemäß obigem Artikel „rund 25.700 Dollar pro Minute“ – ein fürchterliches Schicksal, weil es jede Minute (etwas weniger als) 25.700 Dollar sind, die Buffett anderen Menschen weggenommen hat):

Rudolf Steiner: “Man denkt so stark im Sinne der heutigen Gesellschaftsordnung, der heutigen Ordnung, dass man in weitesten Kreisen überhaupt nicht gewahr wird, wie der Lohn als solcher ja in Wirklichkeit eine soziale Unwahrheit ist. In Wirklichkeit besteht das Verhältnis so, dass der sogenannte Lohnarbeiter zusammenarbeitet mit dem Leiter der Unternehmung, und was stattfindet, ist in Wirklichkeit eine Auseinandersetzung – die nur kaschiert wird durch allerlei täuschende Verhältnisse, durch Machtverhältnisse meistens und so weiter – über dieVerteilung des Erlöses. Wenn man paradox sprechen wollte, so könnte man sagen: Lohn gibt es ja gar nicht, sondern Verteilung des Erlöses gibt es – heute schon, nur dass in der Regel derjenige heute, der der wirtschaftlich Schwache ist, sich bei der Teilung übers Ohr gehauen findet. Das ist das Ganze.”

Allerdings grummelt es im (sozialen) Karton. Nicht so sehr, weil die „übers Ohr gehauenen“ wirtschaftlich Schwachen aufbegehren, sondern auch, weil die automatisierte industrielle Produktion Veränderungen notwendig machen. Zum Beispiel machte man sich erst gerade eben in den diversen Zeitungen Gedanken, was wohl angesichts der selbstfahrenden Trucks aus den Brummifahrern werden wird:

Lastwagen, die sich selbst steuern: In den USA hat Daimler dieses Zukunftsszenario jetzt auf die Straße gebracht.   ……   Aber was soll nur aus den Truckern werden?

Und:

Die Konkurrenz arbeitet an ähnlichen Projekten. So tüftelt die VW-Tochter Scania an einem elektronisch gekoppelten Lkw-Konvoi, bei dem nur das Führungsfahrzeug von einem Fahrer gesteuert wird.

Und:

Daimler-Vorstand Bernhard lässt sich in seiner Euphorie von solchen Einschätzungen nicht bremsen: „Dem autonomen Truck gehört die Zukunft, und die hat heute begonnen.“

Das Ganze ist schon lange in Entwicklung. Bereits vor 30 Jahren staunte ich bei einem großen Autobauer über die „menschenlose“ und schnelle Fertigung von Kurbelwellen:

 

 

Wir sind eben mal wieder an dem Punkt angekommen, an dem die wissenschaftlich-technische – und die damit zusammenhängende wirtschaftliche – Entwicklung auch auf dem rechtlichen Gebiete eine Entwicklung fordert, wenn nicht das gesamte soziale Leben der Menschen geschädigt werden soll. Die Globalisten und dekadenten Eliten wissen das und bauen schon mal vor – aber anders, als es wünschenswert und gesund wäre.

Bemerkenswert sind Buffetts Einschätzungen zur Automatisierung der heutigen Arbeitswelt, dass nämlich „Verbesserung der Bildung oder die Erhöhung des Mindestlohns keine praktikablen Lösungen“ (zur Bewältigung der sozialen Probleme; Anmerkung: IH) darstellen. Ja, wenn man die Welt nur als eine große Maschine und einen gigantischen Arbeitsmarkt betrachtet, in der der Mensch als Arbeiter immer überflüssiger wird (siehe dazu auch zur Frage der Automatisierung auf Umkreis-Online), dann hat der Mann recht. Aber: Arbeit darf keine Ware mehr sein, die der Mensch in aussichtsloser Konkurrenz zu billigen Maschinen immer billiger verkaufen muss. Siehe dazu zum Beispiel hier:

Ringo der Maurer zum 1. Mai (Tag der Arbeit): Der Arbeiter und der Zeitarbeiter sind viel schlechter dran als die damaligen Sklaven – Arbeit darf keine Ware sein, die auf dem Markt verkauft werden muss

Auch angesichts der fortschreitenden Automatisierung, welche die menschliche Arbeit in vielen Bereichen überflüssig macht, darf in der Zukunft ein Einkommen nicht mehr abhängig von einem Arbeitsplatz sein, eben weil es diesen – im althergebrachten industriellen Sinne – immer weniger geben wird:

45 bis 60 Prozent aller Jobs in Europa sind von Automatisierung bedroht

konnte man kürzlich nicht nur in der Berliner Zeitung lesen. Es muss also eine Trennung von Arbeit und Einkommen erfolgen, das gibt diese Zeitung zu:

„Wir müssen die Beschäftigung als Form der Einkommenserzielung in Frage stellen.“

Und spricht von einer

Entkopplung von Arbeit und Einkommen ….

Na Zapperlot! Die Erzielung eines Einkommens darf also nicht mehr von dem Vorhandensein eines Arbeitsplatzes abhängig sein! Habt Ihr zu viel Umkreis-Online gelesen? Wohl kaum. Man merkt in den Führungsetagen und deren diversen Think-Tanks aber sehr wohl, dass sich das alte Wirtschaftsmodell eben durch diese Automatisierung überholt hat, und dass etwas getan werden muss, wenn einem die soziale Frage und die „übers Ohr gehauenen“ Armen nicht über den Kopf wachsen sollen. Wenn einem die Gesellschaft nicht in Revolten um die Ohren fliegen soll – was das gepflegte Arbeiten der Eliten in dieser ziemlich erschweren dürfte – muss man eben was tun, um für Ruhe im Hühnerstall zu sorgen. Da kommen dann selbst die im Wirtschaftlichen und Sozialen beinharten Amis auf das schwachsinnige Bedingungslose Grundeinkommen. Die Berliner Zeitung schrieb (Hervorhebungen IH):

Für den abgehängten Rest, so ist sich der amerikanische Vordenker Marshall Brain sicher, bleibt allerdings nur eine Lösung: Die Entkopplung von Arbeit und Einkommen durch ein bedingungsloses Grundeinkommen, das jeder erhält, der keinen Lohn bezieht. Brains Vorschlag: Jeder Amerikaner erhält 25.000 Dollar pro Jahr. Ähnlich denkt auch der US-Ökonom Cordell: „Wir müssen die Beschäftigung als Form der Einkommenserzielung in Frage stellen.“

Aber daran sieht man einmal mehr, dass eine dekadente aber hochbezahlte Führungsklasse mit ihren Ansichten weit davon entfernt ist, den kranken Unsinn, den sie anrichten, einer wirklichen Gesundung zuzuführen. Denn oben angeführte Elemente einer neuen sozialen Ordnung wie Arbeit darf keine Ware mehr sein beziehungsweise die Trennung von Arbeit und Einkommen sind natürlich Teile dessen, was ich hier auf Umkreis-Online immer wieder als Soziale Dreigliederung darstelle. Das möchten die Kreise, die jetzt auf „sozial“ machen, natürlich nicht, weil es das einzige Mittel darstellt, zum Beispiel den bankrotten – weil dem der Finanzwirtschaft gefügig gemachten – Parlamentarismus wieder zu einem Instrument des Rechtsempfindens der Menschen einer Gesellschaft zu machen.

 

Nicht nur in den Produktionsprozessen des Wirtschaftslebens (also für Brot, Butter, Salami, ganz zum Schluss Klopapier und so weiter – inklusive des ganzen übrigen technischen und elektronischen Schnickschnacks, den wir benötigen) werden arbeitende Menschen gebraucht, sondern auch in den Bereichen des Rechtslebens (Politik, wozu eben auch der Sicherungsbereich einer Gesellschaft gehört, d.h. die Polizei und die Armee) und des geistigen Lebens einer Gesellschaft (Schule, Ausbildungen, kulturelles, geistiges Leben und so weiter).

Dieser Sicherheitsbereich einer sozialen Gemeinschaft, d.h. zum Beispiel die Polizei, ist in den vergangenen Jahrzehnten systematisch immer weiter reduziert worden, und kann in vielen Bereichen ganz offensichtlich seine Aufgaben nicht mehr so ausführen, wie viele Menschen sich das wünschen.

Zum Rechtsbereich gehört ebenfalls das Gesundheitswesen, denn gesundheitliche Versorgung ist ein Menschenrecht, das unabhängig oder weitgehend unabhängig vom Einkommen der betreffenden Menschen existieren muss. Da die Leute heutzutage überhaupt gar nichts anderes mehr denken können als immer nur Wirtschaftsleben, – was selbstverständlich irgendwo und irgendwie verständlich ist und seine Berechtigung hat, aber auch nur „irgendwo“ und „irgendwie“ –  werden diese Bereiche des sozialen Wesens auf Kosten eines gerechten Rechtslebens immer weiter reduziert werden (siehe zum Beispiel hier den „Brief von unserem Gesundheitsminister Gröhe über die Zukunft der Gesundheitsfürsorge„.

Die oben angeführte „Bomben-Entwicklung“ einer automatisierten und menschenlosen industriellen Produktion, die immer mehr auf die Handarbeit von Menschen verzichten kann, könnte die Menschen auch dahingehend befreien, die Gestaltung ihres sozialen Wesens, ihres Sozialwesens, ihrer sozialen Gemeinschaften, inklusive der Firmen und Berufe, in denen sie arbeiten, neu zu gestalten und selber in die Hand zu nehmen. Was würde es für etwas Positives bedeuten, wenn die Menschen innerhalb der betreffenden ihrer Arbeitszeiten freigestellt werden würden für die Organisation, Besprechung und Regelung dieser Zustände, die heute so unzufriedenstellend ablaufen. Dazu kämen dann die ideellen Interessen jedes Menschen. Hier schrieb ich dazu:

Dagegen könnte es durchaus sein, dass das Rechtsleben aufgrund der erhöhten Produktivität durch technischen Fortschritt eine Verringerung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich festsetzen wird. Dieses würde der Sehnsucht vieler Menschen in der heutigen Zeit entgegenkommen, ihr Leben nicht bis zur totalen Erschöpfung nur in einem immer stärker komprimierten Arbeitsleben verbringen zu müssen, sondern sich auch mit kulturellen und ideellen Dingen beschäftigen zu können.

Das aber – und vieles Andere – wird verhindert werden, wenn man von der Sozialen Dreigliederung nur ein Element (Trennung von Arbeit und Einkommen) – und das auch noch maskiert und korrumpiert in Form eines Bedingungslosen Grundeinkommens – realisiert und die wichtigste Sache, nämlich die eigentliche Dreigliederung des sozialen Organismus, die Befreiung des Menschen durch die Befreiung und Herauslösung des Rechtslebens (Politik) und des geistigen Lebens aus dem Wirtschaftsleben verhindert.

 

 

 

 

 

 

 


Es grummelt im sozialen Karton wurde am 24.05.2015 unter Soziale Frage, Zum Zeitgeschehen veröffentlicht.

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