Rudolf Steiner: Man trifft ja heute noch immer viele Menschen, die sagen: Ja warum kommt denn das Unglück? Warum helfen die Götter nicht?

 

Aus Nr. 194 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, S. 211, (Hervorhebungen IH):

Derjenige, der geistig, das heißt wirklich spirituell arbeitet, der weiß, wie in den Kräften, mit denen er arbeitet, die Kräfte der geistigen Welten mitwirken. Und wenn ich vorgestern gesagt habe, dass in der Mitte dieses Jahrhunderts ein wichtiger Zeitpunkt ist, so ist das wie an diesem Beispiel hier, auf Grund solcher Beobachtungen geschehen, aus denen gesehen werden kann, wie die Kräfte aus den geistigen Welten hereinspielen in die physische Welt. 

Diese Mitte des Jahrhunderts fällt aber zu gleicher Zeit zusammen mit dem Ablauf derjenigen Zeit, in der gewissermaßen die noch atavistisch zurückgebliebenen Kräfte von vor der Mitte des 15. Jahrhunderts in die ärgste Dekadenz kommen. Und die Menschheit muss vor der Mitte dieses Jahrhunderts den Entschluss fassen, sich dem Spirituellen zuzuwenden. Man trifft ja heute noch immer viele Menschen, die sagen: Ja warum kommt denn das Unglück? Warum helfen die Götter nicht? – Wir sind einmal in der Zeitepoche der Menschheitsentwickelung, wo die Götter gleich helfen, wenn die Menschen ihnen entgegenkommen, aber wo die Götter darauf angewiesen sind nach ihren Gesetzen, mit freien Menschen, nicht mit Puppen zu arbeiten. 

Und hier bin ich an dem Punkt, auf den ich gestern hinwies. Wenn, sagen wir, ein erkennender Mensch selbst noch der Griechenzeit, ja der Zeit bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts, hinwies auf die Phänomene, auf die Erscheinungen von Geburt und Tod des Menschen, so konnte er hinweisen auf die Götterwelt, hinweisen, wie gewoben wird aus den göttlichen Welten heraus das Schicksal des Menschen durch Geburt und Tod. Heute müssen wir anders reden, heute müssen wir so reden, dass dem Menschen das Schicksal bestimmt ist durch seine vorhergehenden Erdenleben und durch die Art und Weise, wie er dadurch bestimmt ist, die Kräfte schafft, nach denen die göttlichen Welten an ihn herankommen können. Wir müssen lernen, umgekehrt zu denken in Bezug auf das Verhältnis des Menschen zu den göttlich-geistigen Welten, wir müssen lernen, im Menschen die Quelle zu suchen, aus der heraus sich die Kräfte entwickeln, durch welche die einen oder die anderen göttlichen Wesen an einen herankommen können. An diesem wichtigen Zeitpunkt der Erdenentwickelung sind wir einmal angelangt. Und was äußerlich geschieht, das muss heute verstanden werden als ein Ausdruck für innerliches Geschehen, das nur verstanden werden kann vom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Einsicht. Jeder Mensch hat die Möglichkeit heute, ich möchte sagen, die äußersten Mündungen der Geschehnisse zu beobachten. Es sind ja genug Menschen gemordet worden in den letzten vier bis fünf Jahren. Zehn bis zwölf Millionen sind es in der zivilisierten Welt mindestens, wahrscheinlich mehr, dreimal so viel sind zu Krüppeln geschlagen worden in den verschiedenen Ländern, unsere Zivilisation hat es wirklich herrlich weit gebracht! Aber das wird man nach und nach erkennen müssen als die Mündungen, und die Quelle wird man zu suchen haben bei dem, was in den menschlichen Seelen vorgeht bei jenem Sich-Entgegenstemmen gegen die hereinbrechen-wollende geistige Welt, die das Menschenwesen in die Zukunft tragen will. Und alle Dinge müssen heute von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, das heißt vertieft werden, richtig vertieft werden. 

Man könnte heute sagen, dass vielleicht manches, was geschehen ist, richtiger ausgesprochen wäre, wenn man die Gesichtspunkte ändern würde. Grob gesprochen sage ich jetzt etwas, was diesen Vortrag ganz aktuell abschließen soll, wie ja die Nuance diesen drei Vorträgen gerade gegeben worden ist durch die uns befriedigende Anwesenheit einer Anzahl unserer englischen Freunde: Man kann heute sprechen von Siegern und Besiegten. Es ist auffällig, ein auffälliger Gesichtspunkt, aber vielleicht ist es nicht der wichtigste. Vielleicht ist ein anderer Gesichtspunkt viel wichtiger, und dieser andere Gesichtspunkt, der könnte vielleicht von Folgendem genommen werden. 

Ich habe hier von dieser selben Stelle aus einmal eine Ausführung vorgelesen von Fercher von Steinwand, jenem deutsch-österreichischen Dichter, der in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts sich über die Zukunft des deutschen Volkes ausgesprochen hat. Der Vortrag ist schon deshalb bemerkenswert, weil er vor dem damaligen König von Sachsen und dessen Ministern gehalten worden ist. In diesen fünfziger Jahren – Sie haben es gehört, die damals da waren – hat Fercher von Steinwand davon gesprochen, wie sein deutsches Volk dazu prädestiniert ist, in Zukunft einmal so etwas ähnliches darzustellen, wie die Zigeuner damals dargestellt haben. Es war ein tiefer Blick, den Fercher von Steinwand in die Entwickelung der Menschheit getan hat. Diesen Dingen kann mit voller Objektivität ins Auge geschaut werden.

Anmerkung: Viele Leute sagen in ihrer Oberflächlichkeit heute schnell: Das sei doch alles Unsinn. Aber zu diesem Thema gibt es im Internet so viele Artikel. Ich verlinke hier nur mal einen:

Das Verschwinden der deutschen Nation wird katastrophale Folgen haben.

Der Rückgang der Erwerbsbevölkerung hat schon begonnen, ist aber noch moderat im Vergleich dazu, was nach 2020 kommen wird.  

Wenn man mit voller Objektivität diesen Dingen ins Auge schaut, dann wird man vielleicht einen anderen Gesichtspunkt als den heute häufig eingenommenen wählen. Man wird fragen: Wie steht es denn eigentlich mit dem, was sich gewandelt hat, gewandelt hat bei den sogenannten Besiegten, gewandelt hat bei den sogenannten Siegern? 

Nun, die eigentlichen Sieger, das ist ja das anglo-amerikanische Wesen. Und dieses anglo-amerikanische Wesen ist durch die Kräfte, die ich ja auch hier öfter charakterisiert habe, zur künftigen Weltherrschaft bestimmt.  

Anmerkung: Aber siehe dazu auch Rudolf Steiner aaO:

Die anglo-amerikanische Welt mag die Weltherrschaft erringen: ohne die Dreigliederung wird sie durch diese Weltherrschaft über die Welt den Kulturtod und die Kulturkrankheit ergießen, …

Nun kann man fragen: Da das deutsche Volk ausgeschaltet sein wird von dem Miterleben der Dinge, durch welche die äußere Welt in der Zukunft beherrscht sein wird, was geht da eigentlich vor? Es fallt die Verantwortlichkeit – nicht die des Individuums natürlich —, aber die Volksverantwortlichkeit fällt ja weg, die Verantwortung für die Menschheitsereignisse. Nicht die des Individuums, aber die Volksverantwortwortlichkeit fällt weg bei denjenigen, die niedergetreten sind, denn das sind sie. Sie können sich auch nicht wieder erheben. Alles das, was gesagt wird nach dieser Richtung, ist Kurzsichtigkeit. Die Verantwortung fällt weg. Um so größer wird die Verantwortung auf der anderen Seite. Dort wird die eigentliche Verantwortung liegen. Die äußere Herrschaft wird leicht zu erringen sein. Die wird errungen durch Kräfte, die nicht das eigene Verdienst sind. Wie die letzte Naturnotwendigkeit vollzieht sich dieser äußere Übergang der äußeren Herrschaft. Aber die Verantwortlichkeit wird etwas tief Bedeutsames für die Seelen sein. Denn die Frage steht schon im Schicksalsbuche der Menschheit niedergeschrieben: Wird sich bei denjenigen, denen die äußere Herrschaft wie durch eine äußere Notwendigkeit zufällt, eine genügend große Anzahl von Menschen finden, welche die Verantwortlichkeit fühlt, dass hineingestellt werden in diese rein äußerliche, materialistische Herrschaft — denn eine rein äußerliche, materialistische Herrschaft wird es sein, täuschen Sie sich darüber nicht -, dass in diese rein äußerliche, materialistische Herrschaft, in diese Kulmination der materialistischen Herrschaft hinein versetzt werden die Antriebe des spirituellen Lebens? Und das darf nicht allzu langsam geschehen! Die Mitte dieses Jahrhunderts ist ein sehr bedeutungsvoller Zeitpunkt. Fühlen sollte man gerade die ganze Schwere der Verantwortlichkeit, wenn man gewissermaßen vom äußeren Naturschicksal dazu ausersehen ist, die Herrschaft des Materialismus — denn die Herrschaft des Materialismus wird es sein – in der äußeren Erdenwelt anzutreten. Denn diese Herrschaft des Materialismus trägt zu gleicher Zeit den Keim des Zerstörens in sich. Das Zerstören, das begonnen hat, wird nicht aufhören. Und die äußere Herrschaft heute antreten bedeutet: die Kräfte der Zerstörung, die Kräfte der Menschenkrankheit zu übernehmen, in ihnen zu leben. Denn dasjenige, was die Menschheit in die Zukunft hineintragen wird, das wird aus dem neuen Keim des Geistes hervorgehen. Der wird gepflegt werden müssen. Und dafür gibt es die Verantwortlichkeit gerade auf jener Seite, der die Weltherrschaft zufällt. 

Auch in diesen Dingen darf heute nicht unernst gedacht werden. In diesen Dingen muss gründlich gedacht werden, in diesen Dingen dürfen wir auch nicht bloß scheinbar spirituell und in Wahrheit materialistisch sein. Zwei Dinge hört man heute sehr häufig. Das eine ist, dass die Menschen sagen: Ach, was redet ihr von sozialen Gedanken, aus Gedanken wird doch nie Brot! – Es ist der billige Einwand, der heute sehr häufig gemacht wird. Und das andere ist, dass man sagt: Wenn die Leute wieder arbeiten, dann ist alles wieder gut, dann nimmt die soziale Frage ein anderes Gesicht an. — Beide Sätze sind verkappter Materialismus, denn beide Sätze gehen darauf hinaus, das geistige Leben zu verleugnen. 

Erstens, wodurch unterscheiden wir uns von der Tierwelt? Die Tiere gehen hin, holen sich ihre Nahrung, soweit sie da ist, nach ihren eingepflanzten Instinkten. Wenn nicht genug da ist, müssen sie verhungern. Was hat der Mensch voraus? Er arbeitet an dem Zustandekommen der Nahrung. In dem Augenblicke, wo er beginnt zu arbeiten, beginnt der Gedanke. Und in dem Augenblicke erst, wo der Gedanke beginnt, beginnt auch die soziale Frage. Und wenn der Mensch arbeiten soll, so muss er einen Antrieb des Arbeitens haben. Die Antriebe, die bisher da waren, werden in der Zukunft nicht mehr da sein. Neuer Antriebe bedarf es zur Arbeit. Und es kann gar nicht die Frage sein: wenn die Leute wiederum arbeiten, so wird alles gut gehen – nein, wenn die Menschen aus einem Weltverantwortlichkeitsgefühle Gedanken geben werden, die ihre Seelen tragen, dann werden die Kräfte, die aus diesen Gedanken hervorgehen, sich überleiten auf Hand und Wille, und Arbeit wird entstehen. Aber alles hängt am Gedanken. Und der Gedanke selbst hängt daran, dass wir unsere Herzen öffnen den Impulsen der geistigen Welt. Von Verantwortung und von der Bedeutung des Gedankens muss heute viel gesprochen werden.  

 

 

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Rudolf Steiner: Man trifft ja heute noch immer viele Menschen, die sagen: Ja warum kommt denn das Unglück? Warum helfen die Götter nicht? wurde am 12.04.2018 unter Hide veröffentlicht.

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