Irankrieg: Offener Brief von Christoph Hörstel an die Bundeskanzlerin und den Außenminister

von Ingo Hagel

Gerade eben wurde Christoph Hörstels mutiges Dokument der Zivilcourage veröffentlicht, nämlich dessen offener Brief an die Bundeskanzlerin und den Außenminister. Darin warnt er die Adressaten und die gesamte Regierung vor deren Vorgehen mit Blick auf einen Krieg gegen den Iran, vor dem die Welt nur noch einen hauchdünnen Schritt entfernt sei.

Dieser Brief wurde bis jetzt (19.30 h) noch von keinem der Mainstreammedien erwähnt. Nur die Berliner Umschau veröffentlichte ihn.

Hier der Beginn des Schreibens (Hervorhebungen IH):

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrter Herr Außenminister,

jetzt ist die Situation da, in der die Welt nur noch einen hauchdünnen Schritt von einem großen offenen und symmetrischen Krieg entfernt ist, den die Nato unter Druck durch die USA bereits seit mehr als zehn Jahren verdeckt oder asymmetrisch führt.

Die von Ihnen repräsentierte Bundesregierung führt unser Land in die jetzige, völlig unnötig aggressive, Position, trotz vieltausendfacher Warnungen aus dem In- und Ausland, nicht zuletzt von unseren russischen Nachbarn, deren berechtigte Sicherheitsinteressen wir im Nato-Verbund ohnehin permanent verletzen.

Besorgt blickt die Welt auf zwei hoch provokative Schritte westlicher Führungsmächte, die den Iran berechtigen – wenn denn das Recht noch Geltung hätte, auf unserem durch den US-Verbündeten fehlgeleiteten Planeten – sofort auf die US-Flugzeugträger im Persischen Golf und die französischen und britischen Begleitschiffe zu schießen.

….

Die Europäische Union, am Montag früh klar angekündigt durch Sie, Herr Minister Westerwelle, beschließt scharfe Sanktionen gegen den Iran, Sanktionen, die die Menschen in diesem ebenso kultivierten wie ursprünglich deutsch-freundlichen Land noch härter treffen müssen als unsere unkluge Politik bis gestern ohnedies. Derartige Sanktionen, die ein Land daran hindern sollen, geordnete internationale Handelsbeziehungen aufrechtzuerhalten, die sein wirtschaftliches, politisches und soziales Funktionieren fundamental beeinträchtigen. Diese Sanktionen sind nur noch vergleichbar mit der aggressiven US-Seeblockade vor dem seinerseits regional hoch aggressiven und unterdrückerischen Japan, die das absolut Import-abhängige Land zum Gegenangriff zwang: mit der japanischen Luftwaffe auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941. Der Krieg endete bekanntlich mit dem schrecklichen amerikanischen Terror-Verbrechen des Abwurfs zweier Atombomben über den Großstädten Hiroshima und Nagasaki. Jetzt bringen die USA mit dem Iran erneut ein Land in diese Lage, in der es zuletzt nur noch zu den Waffen greifen kann, die einzelne Natoländer bereits jetzt schon einsetzen. Die Politik der USA macht einen großen Krieg immer schwerer vermeidbar. Und Deutschland ist stets dabei, als ob es kein gestern und kein morgen gäbe.

Zu den von Christoph Hörstel angesprochenen katastrophalen EU-Sanktionen gegen den Iran siehe auch hier auf Umkreis-Online den Vorschlag Webster Tarpleys zur Lösung der Irankrise.

Christoph Hörstel sagt in dem Brief mit Blick auf die Sanktionen gegen den Iran weiter (Hervorhebungen IH):

Zurück zu den Sanktionen gegen Iran: Diese Sanktionen begründen Europa und die USA mit angeblichem iranischem Fehlverhalten in der Verfolgung des in Wahrheit ebenso berechtigten und rechtmäßigen Atomprogramms. Ja, es stimmt, in den ersten Jahren hat der Iran seine Aktivitäten nicht korrekt offengelegt. Doch waren die USA, Deutschland und andere westliche Länder über Jahrzehnte intensiv beschäftigt, sowohl Irans Hauptlieferanten Pakistan als auch dem Iran direkt alle benötigten Ausrüstungen und Teile zu verkaufen, Einkäufer beider Länder vor Verfolgung durch westliche Behörden und Sicherheitskräfte zu bewahren und die Atomprogramme beider Länder regelrecht zu „begleiten“. In den USA wurde sogar ein aussagewilliger CIA-Zeuge für diese Vorgänge schwerstens bedrängt und sein berufliches und privates Leben ruiniert.

Die öffentliche Meinung mag das für haltlose Behauptungen halten. Aber man beachte, dass Webster Tarpley bereits vor einigen Jahren auf einem Vortrag zu den eigentlichen größeren geopolitischen Zielen der Amerikaner sagte (bei 3:30):

Und meine Analyse ist: Brzezinski will unbedingt, dass die Iraner Kernwaffen kriegen. Es kann sehr wohl sein, dass er schon Kernwaffen an die Iraner gegeben hat. Brzezinski ist natürlich der Großvater von diesem Skandal, den man Iran-Contra genannt hat – Waffenlieferungen an den Iran. Und natürlich: Carter und Brzezinski haben nicht nur den Schah gestürzt, sondern Khomeini und seine Leute an die Macht gebracht. Ironisch, sie machen Farbenputsch heute gegen das Regime, das sie selbst eingesetzt haben.

Damit ist nicht gesagt, dass der Iran in seinen Nuklearanlagen Kernwaffen baut. Alle glaubwürdigen Berichte verneinen dies. Aber Amerika und Europa haben dem Iran geholfen, seine Kernenergie-Anlagen (zur Erzeugung von Strom) zu bauen, nur um irgendwann einen Vorwand zu besitzen, den Iran anzugreifen. Aber wie gesagt, das eigentliche Ziel, dass vernichtet werden soll, ist nicht der Iran, sondern Russland und China.

Der Angriff gegen den Iran (zuvor standen der Irak, Syrien, Libanon, Libyen, Somalia und der Sudan auf der Liste) war also von der herrschenden verrückten Klasse in Amerika lange vorbereitet – und dazu bereitete man auch die Gründe für einen Angriff gegen den Iran vor. Auch das will kaum einer glauben. Aber vielleicht glaubt man es, wenn ein amerikanischer General und US-Präsidentschaftskandidat dies sagt. Der 4-Sterne-General Wesley Clark berichtet in dem 2007 geführten Interview, wie völlig überrascht hochrangige militärische Kreise der USA (einschließlich ihm selber) damals waren, als die politische Führung der USA (völlig unbegründet) einen Krieg mit dem Irak vom Zaun brachen. Keiner wußte warum. – Dann erzählt er, dass der Angriff (u.a.) auf Libyen lange geplant war, und zwar wegen des Öls dieser Länder – und dass die Bush Administration dazu plante, in den nächsten Jahren sieben Länder anzugreifen: Irak,  Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, Sudan und Iran.


Irankrieg: Offener Brief von Christoph Hörstel an die Bundeskanzlerin und den Außenminister wurde am 24.01.2012 unter Politik veröffentlicht.

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