Rudolf Steiner über die Rohstoffkriege

 

Aus Nr. 331 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, S. 72:

Die Menschen sind ja manchmal von einer Verstocktheit, über die man staunen könnte. Sehen Sie, ich habe einmal mit einem Menschen gesprochen, der ein Rechtsgelehrter ist, der sogar Ministerialdirektor ist, und ich habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass dann, wenn der soziale Organismus dreigegliedert ist, die Konflikte nicht mehr an den Grenzen entstehen können, weil das eine nicht in das andere eingreift, habe gesagt, dass nicht so schnell Staatskonflikte entstehen durch wirtschaftliche Konflikte, wenn nicht alles durcheinandergemengt ist. Da werden die guten wirtschaftlichen Beziehungen zum Beispiel helfen bei den Staatskonflikten und dergleichen. – Ja, sagte er, wenn man das aber durchführt, dann verstößt man ja gegen etwas, was immer in der Geschichte war, nämlich dass die wichtigsten Kriege in der Geschichte ja eigentlich Rohstoffkriege sind. Wenn Sie das einführen wollen, schaffen Sie ja die Rohstoff-Konflikte aus der Welt, und es ist doch unsere Erfahrung, dass diese Rohstoff-Konflikte immer da waren. – Ich musste ihm antworten: Ja, wenn Sie mir eine Bestätigung hätten liefern wollen, dass ich recht habe, dann würde mir das einleuchten. Dass Sie mir es als Widerlegung sagen, das kann ich nicht begreifen. – So sind die Leute heute. Wenn gerade und natürlich gedacht wird, kommen sie nicht darauf, das hinzunehmen, denn die Vorstellungen der Menschen sind schon verrenkt worden. 

Also, mit Bezug auf das Internationale als solches ist ja gerade die Dreigliederung zuerst gedacht worden. Sie ist die Grundlage für eine wirkliche Sozialisierung auch des internationalen Lebens. Aber sie hat noch eine besondere Eigenschaft. Es schadet nämlich gar nichts, wenn der eine soziale Organismus sich dreigliedert und die anderen noch nicht wollen. Denn, wenn die anderen noch nicht wollen, so können ja diejenigen die Segnungen des dreigeteilten Organismus genießen, die ihn eingeführt haben. Nach außen, wenn es sie hindern sollte, können sie ja als Einheit auftreten. Wenn drei Parlamente da sind, so können sich die ja in Verhandlungen mit dem Ausland zusammentun, weil die anderen es noch nicht anders zulassen. Aber sie werden immer noch den anderen voraus sein, weil sie die Dreigliederung in ihrem Gebiete verwirklichen. Das ist gerade dasjenige, was wichtig ist, dass man gar nicht meint, die ganze Welt revolutionieren zu wollen, sondern dass man anfangen kann in einem bestimmten Gebiet. Dann wird das – und das glaube ich ganz bestimmt – sehr ansteckend wirken, wenn wirklich heilsame Zustände in einem Gebiete auftreten. Das wird gehörig ansteckend wirken. Gerade das wird dann beitragen zur Internationalisierung. Man muss nur praktisch denken. Das einzige, was jetzt passieren könnte, das wäre, dass uns die Entente daran hindert, diese Segnungen einzuführen, damit wir kein Beispiel geben können. Aber wir müssen gerade in dem, was wir imstande sind, neu zu schaffen, Mut und Tatkraft zeigen. Vielleicht werden wir gerade durch so etwas gegen die stark kapitalistisch-imperialistischen Mächte ankämpfen können.  

Aus Nr. 185a der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, S. 220:

Ich habe früher Gelegenheit gehabt, diese Dinge den verschiedensten Menschen vorzutragen, denn ich war sicher und bin es auch heute noch, dass die Verhältnisse der letzten Jahre eine ganz andere Wendung genommen hätten, wenn dem Wilson-Programm dieses Programm entgegengesetzt worden wäre. Und dieses Programm wäre das einzig wirkliche Programm gewesen, welches, wenn es vor Brest-Litowsk vorgebracht worden wäre, wirksam gewesen wäre. Natürlich wäre Brest-Litowsk nie erfolgt, wenn solchem Programm Verständnis entgegengebracht worden wäre. Die Dinge hätten einen ganz anderen Verlauf nehmen müssen. Denn ich hatte es in diesen Jahren ausgearbeitet als Richtschnur nicht nur einer inneren Politik, sondern einer äußeren Politik; Innenpolitik schien mir überflüssig zu sein, wenn alles beschäftigt ist damit, Munition zu fabrizieren. Alle Redereien des Dreiklassen-Rechts und seiner Änderung schienen mir Wischiwaschi zu sein, aber notwendig schien mir zu sein ein wirklicher Impuls – nicht ein Programm -, ein wirklicher Impuls, der imstande gewesen wäre, den Dingen eine andere Wendung zu geben. Ich kann Ihnen hier nur ein paar Gesichtspunkte angeben, wie ich es getan habe. Allein die Sache kann so im einzelnen ausgearbeitet werden, dass sie durchaus wirksam ist gerade für die Lösung der allerwichtigsten Fragen. Man hat allerdings dabei seine schmerzlichen Erfahrungen gemacht. Ich habe die Ausarbeitung einem Manne gegeben – nicht nur einem, sondern vielen, aber von einem will ich Ihnen als Beispiel einen Fall erzählen -, der mir nach Monaten schrieb. Das war ein gutes Zeichen, denn er hatte die Sache wirklich studiert, hatte sich redliche Mühe gegeben, hatte auch mit mir darüber gesprochen. Sowohl in seinen Briefen, als wie er mit mir sprach, kamen zum Beispiel zwei Einwendungen, die sehr charakteristisch sind. Ich habe solche Einwendungen im Laufe der letzten Jahre in furchtbarster Weise immer wieder, unzählige Male gehört, so geartete Einwendungen. Eine Einwendung war diese: Ja, man weiß doch, dass die bisherigen Kriege zumeist kaschierte, maskierte Rohstoffkriege sind, dass es also zumeist sich handelt um Kriegszustände, welche aus Rohstoffinteressen herrühren, aus internationalen, also gegenseitigen Rohstoffinteressen. Wenn man aber das anschaut, was Sie gemacht haben, dann könnte es ja keine widerstreitenden Rohstoffinteressen mehr geben. – Ja, sagte ich, Herr Geheimrat, wenn Sie mir das sagen würden zur Bekräftigung dessen, was ich Ihnen da geschrieben habe, dann würde ich das verstehen; wenn Sie fänden, dass das gut wäre, was ich geschrieben habe, weil dann endlich die schrecklichen maskierten Rohstoffkriege aus der Welt geschafft wären durch die endliche Lösung der Zollverhältnisse, die in diesem zweiten Teile des Wirtschaftsprogrammes, wenn ich es so nennen darf, also gelöst sind. Wenn Sie mir etwas sagen, was der Wirklichkeit des Lebens entspricht, so würde ich das verstehen; dass Sie es mir als eine Widerlegung sagen, das kann ich allerdings nicht verstehen.  

Aus Nr. 330 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, S. 188:

Was wir vor allen Dingen hinwegschaffen durch den dreigegliederten sozialen Organismus, selbst wenn er nur von einem Staate und nicht in Nachbarstaaten, die noch die alte kapitalistische Ordnung behalten, durchgeführt wird, ist das bisherige Interessenspiel. Es ist ja gerade das eigentümliche, dass die Dreigliederung jeder Staat für sich durchführen kann, ganz gleichgültig, ob die anderen beim alten bleiben, und dass zum Beispiel durch jenes Spiel der Interessen, das ganz anders sein wird als das bisherige, wenn die wirtschaftlichen Interessen allein für sich als Wirtschaftsinteressen auch über die Grenzen hinüberwirken, dass dann diejenigen Konfliktstoffe beseitigt werden, welche zu den Kriegen geführt haben, die man technisch die Rohstoffkriege nennt. Der Hofrat nun, der diesen Einwand machte, hat mir gesagt: Ja, bisher war ein großer Teil der Kriege Rohstoffkriege, wenn Ihr System verwirklicht wird, dann gibt es ja keine Rohstoffkriege mehr, also widerspricht Ihr System der Wirklichkeit. – Ich musste ihm sagen: Wenn Sie das zur Bestätigung gesagt hätten, verstände ich es; dass Sie es zur Widerlegung sagen, das ist eigentümlich. 

 

 

 

 

 

 

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Rudolf Steiner über die Rohstoffkriege wurde am 29.09.2017 unter Hide veröffentlicht.

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