Rudolf Steiner: Verstehen soll man die Dinge. – Man braucht sie zunächst einfach nur zu verstehen.

 

(GA 204 S. 159) 

Die meisten Menschen werden sagen: Wenn wir nicht selber hellsichtig geworden sind, so können wir das höchstens studieren. Gut, aber man kann es studieren, und immer wieder und wiederum ist gesagt worden, der gewöhnliche Intellekt kann es einsehen. Heute soll hinzugefügt werden, warum der gewöhnliche Intellekt es einsehen kann. Nehmen Sie an, Sie lesen so etwas wie die «Geheimwissenschaft im Umriß». Nehmen Sie an, Sie versuchen, sich mit dem gewöhnlichen Intellekt in diese Dinge hineinzuversetzen, Sie nehmen es auf mit dem Intellekt, der nur an den isolierten menschlichen Leib gebunden ist. Sie nehmen aber etwas auf, was Sie durch diesen Intellekt nicht haben aufnehmen können, weil dieser Intellekt sich selber nicht begriffen hat durch die Jahrhunderte hindurch. Jetzt nehmen Sie etwas auf, was für diejenigen Begriffe, die der Intellekt nur aus der äußeren Sinneswelt entlehnt, unverständlich ist, was aber verständlich wird, wenn der Intellekt sich aufrafft, um aus sich selber heraus etwas zu verstehen, um zunächst nicht zu bejahen oder zu verneinen, sondern nur zu verstehen. Das ist ja, was gesagt wird: Verstehen soll man die Dinge. – Man braucht sie zunächst einfach nur zu verstehen. Versteht man sie, so schafft man ja mit dem, was das Ich sich als Verständnis errungen hat, nun in die Nacht hinein. Da bleibt man nicht mehr stumpf, wie bei dem bloßen intellektiven Verhalten zur Welt, da lebt man vom Einschlafen bis zum Aufwachen mit einem anderen Inhalt in der fein filtrierten Geistigkeit. Und dann wacht man auf und hat, eine allerdings immer nur kleine Möglichkeit des innerlichen Aneignens zugesetzt zu dem, was man sich bemüht hat, intellektuell zu verstehen. Aber ich möchte sagen, mit jeder Nacht, mit jedem Schlafen setzt sich etwas dazu von einer innerlichen Beziehung, der Mensch bekommt eine innerliche Beziehung. Er trägt das, was er als Nachklang seines Tagesverstehens in die außerkörperliche Welt hinausträgt, beim Einschlafen wieder herein, und dadurch bekommt er eine Beziehung, eine ganz aus dem Realen herausgeholte Beziehung zu der geistigen Welt, wenn er sich diese Beziehung nicht ruiniert durch dasjenige, wodurch er sie sich ja heute vielfach ruiniert; ich habe diese Hilfsmittel des Ruinierens der Geistigkeit ja Öfters angeführt. Sie wissen, zahlreiche Menschen sehen sehr darauf, vor dem Einschlafen etwas zu erlangen, was sie die «Bettschwere» nennen; sie trinken so viele Gläser Bier, bis sie die nötige Bettschwere haben. Das ist ein ganz gewöhnlicher Ausdruck, der heute weit verbreitet ist gerade in der «Intelligenz». Da allerdings können sich jene Kräfte nicht hineinentwickeln, von denen ich jetzt eben gesprochen habe. 

Aber die Geistigkeit ist zu erforschen. Die Geistigkeit kann auf die eben geschilderte Weise auch erlebt werden. Der Mensch ist herausgewachsen aus der Geistigkeit. Er kann wiederum hineinwachsen in diese Geistigkeit. Wir stehen heute am Anfange dieses Hineinwachsens in die Geistigkeit. Was sich in den verflossenen Jahrhunderten, seit dem 15. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert herein, wo der Verstand auf der höchsten Stufe stand, entwickelt hat, was sich gerade unter den fortgeschrittensten Menschen Europas entwickelt hat, das ist zwar eine gewisse Geistigkeit, die aber zunächst ohne Inhalt ist; denn erst wenn man wieder an die Imagination sich wendet, bekommt diese Geistigkeit den ersten Inhalt. Das, was höchstfiltrierte Geistigkeit ist, das muß seinen Inhalt bekommen. Er wird zunächst noch von den weitesten Kreisen der Welt abgelehnt. Die Welt will bei der filtrierten Geistigkeit bleiben und nur einen Inhalt geben, der der äußeren materiellen Welt entlehnt ist. Sie will mit diesem Verstande sich nicht aufraffen, um dasjenige, was aus dem Schauen der geistigen Welt gegeben wird, zu verstehen.

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Rudolf Steiner: Verstehen soll man die Dinge. – Man braucht sie zunächst einfach nur zu verstehen. wurde am 16.01.2023 unter Hide veröffentlicht.

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