Rudolf Steiner: Verstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts ist an einem Höhepunkt angekommen und geht nun verhältnismäßig schnell in seiner Leistungsfähigkeit zurück

 

Aus Nr. 204 der Rudolf Steiner Internet-Gesamtausgabe, S. 20: 

Für denjenigen, der sein Anschauungsvermögen nicht geschult hat, ist es allerdings außerordentlich schwer, zu unterscheiden, ob der andere wirklich gescheit ist in dem Sinne, daß er durch seine Verstandesorgane denkt, oder ob er gar nicht durch seine Verstandesorgane denkt, vielmehr irgendwie etwas herschafft in sein Bewußtsein, und daß nur das, was bildhaft ist, was imaginativ ist, sich bei ihm entwickelt, aber so schwach, daß es von ihm selber nicht bemerkt wird. Und so sind alle möglichen Menschen heute vorhanden, die sehr gescheite Gedanken hervorbringen, aber deshalb gar nicht gescheit zu sein brauchen, während andere sehr gescheite Gedanken denken, aber in gar keiner besonderen Weise mit irgendeiner geistigen Welt in Beziehung stehen. Das Einschulen auf diese Unterscheidung, das gehört zu den bedeutsamen psychologischen Aufgaben in unserer Zeit und es liefert die Grundlage zu wichtiger Menschenkenntnis in der Gegenwart. Wenn Sie das zur Erklärung nehmen, so wird es Ihnen nicht mehr so unverständlich sein, daß sich der empirischen übersinnlichen Betrachtung eben ergibt, daß in der Mitte des 19. Jahrhunderts der menschliche Organismus bei dem Gros der Menschen eben die vollkommensten Denkorgane hatte. Es wurde niemals so ausschließlich viel gedacht wie um die Mitte des 19. Jahrhunderts, und so wenig gescheit wie um diese Zeit. 

Gehen Sie nur zurück – das tun nur die Menschen heute nicht – in die zwanziger Jahre oder vor die zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts und lesen Sie durch, was damals wissenschaftlich produziert war, so werden Sie sehen: das hat noch einen ganz anderen Ton, da lebt eben noch durchaus nicht jenes ganz abstrakte, auf die menschlichen physischen Denkorgane angewiesene Denken wie später, ganz zu schweigen von solchen Dingen, wie sie etwa ein Herder oder Goethe und Schiller hervorgebracht haben. Da leben noch großartige Anschauungen darinnen. Daß man das nicht glaubt, und daß die Kommentare heute so sprechen, als ob das nicht der Fall wäre, darauf kommt es ja nicht an. Denn diejenigen, die diese Kommentare schreiben und die Goethe und Schiller und Herder zu verstehen glauben, die verstehen sie eben nicht, die sehen das Wichtigste bei ihnen nicht. 

Das ist eine wichtige Tatsache, daß um die Mitte des 19. Jahrhunderts der menschliche Organismus in Bezug auf seine physische Gestaltung gewissermaßen bei einer Kulmination, bei einem Höhepunkt angekommen war und daß er seitdem wiederum zurückgeht, und zwar – in einer gewissen Weise für das verständige Erfassen der Welt – rasch zurückgeht. 

Mit dieser Tatsache hängt aber zusammen die Ausbildung des Materialismus in der Mitte des 19. Jahrhunderts. 

 

 

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Rudolf Steiner: Verstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts ist an einem Höhepunkt angekommen und geht nun verhältnismäßig schnell in seiner Leistungsfähigkeit zurück wurde am 05.07.2021 unter Hide veröffentlicht.

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