Webster Tarpley, Jürgen Todenhöfer, Evelyn Hecht-Galinski und Michael Lüders zur Situation in Gaza

 

von Ingo Hagel

 

 

Gerade berichtete ein aus dem Krisengebiet zurückgekehrter und tief erschütterter Jürgen Todenhöfer von dem “maßlosen Angriff der Israelis auf Gaza”, dem mittlerweile 240 Menschen, meisten Zivilisten und Kinder, zum Opfer fielen – zusätzlich die hunderte von Verletzten und Verkrüppelten – und sprach von Sanktionen gegen Israel (s. auch den offenen Brief von Jürgen Todenhöfer an den israelischen Ministerpräsidenten Netanyahu).

 

 

 

 

Dazu auch ein Beitrag von Webster Tarpley aus seiner wöchentlichen Sendung World Crisis Radio und seine Beschreibung dessen, was eigentlich ansteht zur Lösung des Konflikts (Übersetzung und Links IH):

Was für ein Zynismus dieser israelischen Generäle, die die kriegerischen Aktionen als „Rasenmähen“ bezeichnen, das sie alle paar Jahre durchführen. Im Jahre 2006 versuchten sie den „Rasen zu mähen“ und holten sich dabei eine blutige Nase. Im Jahr 2008, im Bush-Obama Interregnum, versuchten sie es wieder, und versuchten es noch einmal zwei Jahre später. Nun, das ist also „den Rasen mähen“. 

Nun, dazu gibt es zwei Seiten: Auf der einen Seite wächst der Beschuss von Israel seitens der Hamas mit Raketen in Folge der aus dem Iran gelieferten Raketen, die offensichtlich nun in Richtung von mehr als 90 Prozent der israelischen Gebiete wenigstens gezielt werden können, also nicht nur Tel Aviv sondern auch Haifa hoch im Norden. Haifa musste sich schon immer Sorgen machen über die Raketen, die im Jahre 2006 aus dem Libanon kamen.

Dann ist da dann diese unglückliche Führerschaft der Hamas, auf die ich ja bereits hingewiesen habe. Dieser Hania ist ein sehr dubioser Charakter. Können Sie sich vorstellen, dass er diese terroristischen Rebellen unterstützt, die gegen Assad kämpfen? Und er unterstützt Mursi in Ägypten, der dabei war, Ägypten in einen Krieg gegen Assad zu stürzen, in dessen Verlauf Gaza – im besten Falle – ein Schlachtfeld inmitten eines Blutbades geworden wäre. Nein, es tut mir leid, in diesen Hania und in diese Hamas kann man kein Vertrauen setzen. 

Die Hamas wurde begründet durch Ariel Sharon, wie jeder weiß. Dieser förderte sie als Gegengewicht gegen die viel rationalere PLO, die ja auch Ihre eigenen Probleme hatte mit Korruption und allem möglichen anderen. Zu erwähnen ist auch, dass General Sisi aus Ägypten und seine Gefolgschaft die Hamas als einen Förderer und Unterstützer des Terrorismus auf dem Sinai betrachten. Und ich denke, sie liegen genau richtig. 

Nun, was muss geschehen? Ein Abkommen muss durchgesetzt werden. Es tut mir leid, aber das darf nicht diesen engherzigen Politikern überlassen bleiben. Nicht einer von diesen hat das Format eines wirklichen Staatsmannes. Also, jeder weiß, um was es sich handelt: Um einen unabhängigen und souveränen palästinensischen Staat in den Grenzen des Jahres 1967. Dann muss der Status von Jerusalem bestimmt werden. Dann müssen die Palästinenser das Recht erhalten, zurückkehren zu dürfen. Und die israelischen Siedler müssen viele der Siedlungen wieder aufgeben, die sie besetzt haben. Letzteres könnte aber Verhandlungssache sein, und es könnte auch durch Wiedergutmachung gelöst werden, also durch die Zahlung von beträchtlichen Geldsummen an die Palästinenser, die verständlicherweise nicht mehr nach Israel zurückkehren können, man muss das verstehen. Ganz sicher werden viele der israelischen Siedler wieder aus den besetzten palästinensischen Gebieten abziehen müssen. Aber wie gesagt, vieles davon könnte verhandelt werden. Auf jedenfalls sind die Siedler viel zu weit gegangen mit diesen Landnahmen, das kann so nicht weitergehen. Ich schlage vor, dass die EU zusammen mit den USA den Großteil dieses Geldes aufbringt. Und dazu die notwendigen Sicherheitsgarantien für Israel und natürlich eine Sicherheitsgarantie für den palästinensischen Staat ebenfalls – sowie eine Friedenstruppe, damit diese ganze Sache auch hält. Aber an diesem Punkte müsste eben Hania aus dem Geschäft vertrieben worden sein, dazu Netanyahu, Avigdor Lieberman, jeder von diesen Demagogen müsste aus dem Amt vertrieben werden, und der Weltfrieden würde einen riesigen Schritt nach vorne machen. Warum nicht diese Gelegenheit ergreifen anstelle dieser kleinlichen und engherzigen kriegerischen Auseinandersetzungen?

 

Update 21. Juli:

s. dazu auch hier:

Evelyn Hecht-Galinski über den Völkermord in Gaza

auf dem 1.Bundesweiten Mahnwachen Treffen in Berlin 19.7.2014

 

Evelyn Hecht-Galinski (bei 11:20): Es ist eine Schande, dass sich diese israelische Regierung unter Netanyahu noch sicher sein kann, dass dieser Völkermord von den westlichen Politikern unterstützt wird. Außenminister Steinmeier und Kanzlerin Merkel irren, wenn sie Israel in ihrer uneingeschränkten Solidarität das Recht zur angeblichen Selbstverteidigung einräumen. Kanzlerin Merkel betonte gestern, bevor sie sich in den Sommerurlaub verabschiedete: Israel habe ein Recht auf Selbstverteidigung. Deutschland stehe in dieser Frage fest an der Seite Israels. Das muss natürlich „angemessen“ durchgeführt werden. Angemessen? Morden – Frau Merkel? Können Sie das mit Ihrem christlichen Gewissen vereinbaren?

Eine mutige Frau, die höchsten Respekt und Anerkennung verdient!

 

 

 

 

Update 23. Juli:

Auch im ZDF wird Kritik an der Haltung des Westen gegenüber Israel laut. Beachtlich.

Israel nimmt tote Zivilisten bewusst in Kauf – Der Nahostexperte Michael Lüders beklagt die fehlende Kritik aus dem Westen

Der Nahostexperte Michael Lüders meint, es gehe der israelischen Seite im Gaza-Konflikt nicht allein darum, die Hamas in die Knie zu zwingen. „Darüber hinaus soll signalisiert werden: Ihr werdet einen eigenen palästinensischen Staat nicht bekommen.“ Er beklagt die fehlende Kritik aus dem Westen. 

 

 


 

 

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Webster Tarpley, Jürgen Todenhöfer, Evelyn Hecht-Galinski und Michael Lüders zur Situation in Gaza wurde am 20.07.2014 unter Politik veröffentlicht.

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