Der Online-Journalismus verdient kein Geld – Aber da hat der Kommunikationsleiter der VolkswagenStiftung etwas Entscheidendes nicht mitbekommen, denn darum geht es nicht


von Ingo Hagel

 

 

Jens Rehländer, weist in Artikeln schon mal beamtlich-würdenträgervoll darauf hin, dass er bestimmte Veranstaltungen in seiner

„beruflichen Eigenschaft als Kommunikationsleiter der VolkswagenStiftung, Deutschlands größter privater Wissenschaftsförderin“

vertritt. Nun hat er einen neuen Artikel geschrieben:

Warum man mit Online-Journalismus kein Geld verdient“.

Dabei hat der „Kommunikationsleiter“ übersehen, dass in seiner Leiter ganz offensichtlich einige Sprossen fehlen. Rehländer schreibt:

….Es ist fast vier Jahre her, seit ich GEO.de als Redaktionsleiter verlassen habe. Seither beobachte ich das Mediengeschehen im Digitalbereich vom Spielfeldrand, linke mich hinein via Twitter und Facebook. Und beobachte mit wachsender Beklemmung, mit welcher Inbrunst digital Publizierende sich an die Vision vom Internetjournalismus klammern. Von Jahr zu Jahr die immer gleichen Verheißungen und Durchhalteparolen. Die ritualisierte Verachtung für die erodierenden Geschäftsmodelle der Altpapier-Verlage. Die Hymnen und Verteufelungen, wenn in den USA mal wieder ein neues Medienformat Sogkraft entwickelt, etwa Huffington Post oder Buzzfeed. Sogleich erhebt sich dann die unvermeidliche Frage, ob dies nun der lange erwartete Durchbruch für den Online-Journalismus wird? Aber nein, das war er wieder nicht. Na ja, macht nichts. Irgendwann muss er ja kommen, der Durchbruch.

Rehländer ist nicht nur hochmütig sondern auch eitel, denn das musste ja mal gleich zu Beginn gesagt werden in einem Artikel, der nichts, aber auch gar nichts mit GEO zu tun hat: nicht ER wurde – vielleicht wegen sinnloser Rhetorik als Fachfremder und Sachunkundiger (Rehländer studierte u.a. auch Rhetorik) Redaktionsleiter bei der Online-Abteilung von GEO – gefeuert sondern er, der Herr Rehländer, hat GEO verlassen. Und nun gibt er als Beobachter vom digitalen „Spielfeldrand“ Ratschläge an die finanziell erfolglosen Online-Journalisten. Naja, hoffentlich linkt er sich dazu ab und zu auch einmal bei etwas anderem ein als nur bei Twitter und Facebook…..

Rehländer hat überhaupt nicht die geringste Spur von Verständnis für das, was von den Online-Journalisten und von den Bloggern im Internet geleistet wird. Und so gießt er seine ätzende und spöttische Sauce der Kritik über diesen Bereich und die dort Tätigen aus:

…..Online-Journalismus ist der Strohhalm, an den sich vor allem die freien Journalisten klammern, die hochmotivierten Ich-und-Du-AGs

….Doch hinter der chronischen Aufbruchsstimmung, der ständigen Nervosität ob all der ständig neuen Tools, Apps und Formate verbirgt sich hierzulande: Stillstand.

….füllen die vielen, vielen Medien- und Journalismusblogs und -Portale die Nischen im Netz und sind für die Betreiber wie für ihre Leserinnen und Leser in erster Linie: Liebhaberei. 

…. Während die Theoretiker jede Woche einen neuen Hype mit hektischen Kommentaren durch die Blogosphäre und die sozialen Netzwerke treiben, scheitern die Praktiker.

Ist irgendwo von Rehländer auch nur eine Spur der Sympathie für den Idealismus und die Leistungen des Online-Journalismus zu verspüren? Nirgendwo ein Hauch von Verständnis und Begeisterung dafür, was in diesem Bereich für ein freies Geistesleben geleistet wird. Stattdessen bekommt man bei Rehländers Worten den Eindruck, dass er nur für Geld arbeitet. Und wo kein Geld ist, da wird natürlich Herr Rehländer niemals zu sehen oder zu lesen sein – er ist doch nicht blöd.

Für Rehländer macht offenbar nur Sinn, wofür er Geld bekommt. Daher versteht er die vielen Online-Idealisten nicht, die arbeiten, ohne Geld zu bekommen. Rehländer ist ein krasser Materialist, auch wenn er Rhetorik bei Walter Jens studiert hat. Dazu fühlt er sich mit seinem Gehalt als „Kommunikationsleiter der VolkswagenStiftung“ fest im Sattel und sehr wichtig. In der Tat: Leute wie Rehländer fallen hier in Deutschland immer die Treppe rauf, niemals runter, denn solche Leute werden hier in Deutschland als dienstbare Un-Geister dieses Systems immer gebraucht und – finanziert: Nun darf Rehländer auch Kolumnen schreiben beim FOCUS.

Dem Journalisten Oliver Janich dagegen, der vor Jahren bei FOCUS MONEY – anders als Rehländer – seinen Grips sinnvoll gebrauchte und zwei hinterfragende Artikel zu den Ereignissen des 11. September herausbrachte, bekam seitdem nie wieder dort ein Angebot zur Publikation (dito der Journalist Gerhard Wisnewski nach einer Reportage für den WDR zu demselben Thema), s. dazu hier (bei 9:20 bis 17:00):

 

 

 

 

Was Rehländer übersieht, ist, dass das, was die allermeisten Online-Journalisten und Blogger antreibt, nicht Geld ist (nun gut, es ist immer schön, wenn die Arbeit solches abwirft, aber die Besonderheiten der Finanzierung des freien Geisteslebens sind ein eigenes Thema für später), sondern der Kampf für die Freiheit und für die Wahrheit – und damit gegen die Propaganda- und Mainstreammedien, und überhaupt gegen das herrschende System, in dem nur noch das Geld regiert.

Auf nur einige wenige dieser verdienten Online-Arbeiter-ohne-Geld weise ich immer wieder hin hier auf Umkreis-Online, vor allem in der Rubrik Zum Zeitgeschehen. Wie viele von ihnen haben diese Arbeit ohne eine Finanzierung und gegen große Widerstände begonnen, und ohne dass ein gutes Gehalt als „Kommunikationsleiter der VolkswagenStiftung, Deutschlands größter privater Wissenschaftsförderin“ sie in Bewegung setzen musste.

Diese Online-Arbeiter haben ein geistiges Anliegen, das Ihnen – im Gegensatz zu Rehländer – so wichtig ist, dass sie es – notfalls auch ohne Geld – nach vorne und unter die Menschen bringen wollen. Und seit den Ereignissen des 11. Septembers ist auf diesem Gebiet eines freien und nichtfinanzierten Online-Journalismus Unendliches und Wertvollstes von so vielen Bloggern und Online-Journalisten auf so vielen Gebieten geschehen, das überhaupt nicht hoch genug für den geistigen Kampf um ein freies Europa eingeschätzt werden kann.

All dies ist natürlich für Gestalten wie Rehländer, die so grau wirken wie sein Anzug und seine Homepage, unbegreiflich. Sie spotten, denn sie können nicht verstehen, dass es etwas Anregendes zur Arbeit gibt, das nicht in Geld gemessen werden kann. Dieses gibt es aber für die Online-Journalisten und Blogger.

Rehländer schreibt:

Und was den Nachwuchs an den Journalistenschulen in Hamburg, Köln oder München anlangt: Auch 2014 träumen die jungen Leute von einer Karriere beim STERN, bei der ZEIT, der Süddeutschen – wohlgemerkt in der Print-Redaktion, nicht im Online-Ressort.

Ja, leider, viele jungen Leute träumen, allen voran die Journalisten. Denn sie konnten von den alten Leuten – wie Rehländer – das Aufwachen nicht lernen. Aber sollten sie dann mal aus ihrem Traum erwachen, weil ihr Denken vielleicht die Gehirnwäsche der transatlantischen Netzwerke in den Redaktionsbüros der deutschen Mainstreammedien überstanden haben sollte, und weil sie die Lügen, die dort fabriziert werden – endlich selber denkend durchschauen – nicht mehr ertragen können, dann werden sie vielleicht Ausschau halten nach anderen Tätigkeitsfeldern und Redaktionen – vielleicht sogar im Online-Journalismus. Andernfalls – können sie ja noch Kommunikationsleiter in einer der „großen deutschen Stiftungen“ oder transatlantischen Netzwerke werden.

Rehländer beendet seinen Artikel:

….. Wer also den Glauben an Durchbruch des Online-Journalismus nicht aufgeben will, dem bleibt nur eines: ihn persönlich verwirklichen. Denn mehr Durchbruch wird nicht kommen.

Was ist das für eine Logik in Rehländers Rhetorik? Wenn es denn wirklich so sicher ist – wie Rehländer zu wissen meint -, dass der Online-Journalismus nicht mehr zum Durchbruch kommen wird – so wie 2 x 2 völlig klar niemals 5 sein wird, und dass das auch niemals anders sein wird – was würde es dann noch für einen Sinn machen, an einem Durchbruch des Online-Journalismus zu arbeiten beziehungsweise „ihn persönlich zu verwirklichen“? Der Online-Journalismus hat aber bereits seinen Durchbruch gehabt, auch wenn Rehländer das entgangen ist, weil er ja nur eine Wahrnehmung für Geld und keine für den Impuls der Freiheit hat. Denn nicht auszudenken und nicht auszuhalten wäre diese Welt ohne die täglichen Leistungen dieses Online-Journalismus. Rehländer redet wirres Zeug und daher eine sinnlose Rhetorik. Er offenbart sich als ein übellauniger und missgünstiger Schwätzer, der das Handwerkszeug seines eigenen Faches nicht beherrscht. Fällt das keinem bei der Volkswagen-Stiftung auf?

 

 

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Der Online-Journalismus verdient kein Geld – Aber da hat der Kommunikationsleiter der VolkswagenStiftung etwas Entscheidendes nicht mitbekommen, denn darum geht es nicht wurde am 12.03.2014 unter Freies Geistesleben veröffentlicht.

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