von Ingo Hagel

Die Welt versinkt immer tiefer in einem Strudel von zerstörerischen Ereignissen. Viele Leute hängen daher ihre Hoffnungen an einen Wechsel der herrschenden Administrationen. Sie glauben, dass neue Administrationen, Parteien, Bündnisse, Koalitionen, Politiker die Lösung für die bestehenden Probleme seien. Diese Leute werden schwer enttäuscht werden. Aus welchem Grunde soll denn das, was ein Heilsames bringen soll, denn eigentlich erwachsen sein? Die Phänomene des Zeitgeschehens zeigen doch immer deutlicher, dass nur in dem Sinne der Sozialen Dreigliederung, die hier oft dargestellt wurde, etwas wirklich Fruchtbares für die menschlichen Gesellschaften wird entstehen können. Nur indem die unheilvolle Verflechtung von Politik und Wirtschaft  aufgelöst wird, wird die Zerstörung der Letzteren –

und damit die Lebensgrundlage der Menschen –

verhindert werden können. Nur indem die Menschen ein freies Geistesleben realisieren, werden sie mit solchen geistigen Erkenntnissen versorgt werden können, die für eine fruchtbare Lenkung des Gemeinwesen in die Zukunft unabdingbar sind. Der übrig bleibende Teil des sozialen Lebens – also Politik beziehungsweise Rechtsleben – mag dann so in den Maßen, auf die er gesundreduziert wurde, sich in angemessener und positiver Weise nur noch um das kümmern, um das er sich einzig und allein zu kümmern hat: nämlich um die Rechtsverhältnisse der Menschen untereinander. –

Aber wie ich immer sage: Ihr müsst es selber machen, wenn ihr nicht immer wieder über den Tisch gezogen werden wollt! –

In einem Vortrag vom 29. September 1917 führte Rudolf Steiner folgendes aus.

Ich zitiere aus diesem sehr bedeutsamen Vortrag (GA 177 S. 15) nur kurz:

So sonderbar es für den Normalmenschen der Gegenwart eben klingt: Ordnung wird aus dem Chaos der Gegenwart nicht, bevor eine genügend große Anzahl von Menschen sich bequemen wird, die geisteswissenschaftlichen Wahrheiten anzuerkennen. Das wird das weltgeschichtliche Karma sein.  …  Ordnung wird aus diesem Chaos, das jetzt die Welt durchzieht, nur dann, wenn die Morgenröte einer geisteswissenschaftlichen Auffassung die Menschen ergreift. Und wenn Sie etwa in Ihrem Herzen empfinden sollten: Dann wird lange nicht Ordnung werden, dann wird es noch lange dauern – weil Sie vielleicht des Glaubens sind, die Menschen werden sich lange nicht bequemen, eine geisteswissenschaftliche Morgenröte heraufkommen zu lassen – dann werden Sie Recht haben. Dann glauben Sie aber nur auch, daß lange keine Ordnung werden wird aus diesem Chaos heraus, denn sie wird nicht früher werden, als bis eine geisteswissenschaftliche Auffassung die menschlichen Herzen durchdringt. Alles andere wird Schein sein, alles andere wird scheinbare Ruhe sein, unter der immer neue und neue Feuerflammen sich entzünden werden, denn Ordnung wird aus diesem Chaos erst entstehen, wenn man begreifen wird, woraus dieses Chaos entstanden ist. Es ist entstanden aus ungeistiger Erfassung der Wirklichkeit – ja, aus ungeistiger Erfassung der Wirklichkeit. Die geistige Welt ignoriert man nicht ungestraft. Man kann glauben, daß man die geistige Welt ungestraft ignorieren kann, man kann glauben, daß man sich in der Welt Begriffen, Vorstellungen hingeben kann, die bloß aus der Sinneswelt entnommen sind, man kann das glauben, und das ist ja der allgemeine Glaube der heutigen Menschheit. Aber wahr ist es nicht. Nein! 

Zu diesen „geisteswissenschaftlichen Wahrheiten“ gehören aber auch die Wahrheiten der Sozialen Dreigliederung. 

Bis jetzt ist selbstverständlich nirgendwo auch nur eine bedeutsamere Spur davon wahrzunehmen, dass die Menschen einen Sinn entwickelt hätten für weder diese Dreigliederung des sozialen Organismus noch für diese „Morgenröte einer geisteswissenschaftlichen Auffassung“, dass also

eine genügend große Anzahl von Menschen sich bequemen wird, die geisteswissenschaftlichen Wahrheiten anzuerkennen.

Aber auch auf diesem Gebiet gilt der vor über 100 Jahren ausgesprochene Satz Rudolf Steiners (GA 177 S. 64):     

Werden sich die Menschen nicht dazu herbeilassen, diese Wahrheiten, man möchte sagen gutwillig entgegenzunehmen, so werden sie eben durch die Gewalt der fürchterlichen Ereignisse im Laufe der Zeiten gezwungen werden, aus diesen Ereignissen selbst zu lernen.

Und man kann sagen, dass wir mittlerweile sehr anschaulich und erlebbar in dieser Lernphase „durch die Gewalt der fürchterlichen Ereignisse“ uns befinden. 

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Die Welt versinkt immer tiefer in einem Strudel von zerstörerischen Ereignissen wurde am 29.09.2022 unter Zum Zeitgeschehen veröffentlicht.

Schlagworte: Bewusstsein aus dem Schmerz -, Dekadenz der führenden Klasse -, Gewalt der fürchterlichen Ereignisse -, Niedergang des Bürgertums -, Parlamentarismus-Bankrott -, Parteien -, Soziale Dreigliederung -