Henning Kullak-Ublick, Sprecher des Bundes der Freien Waldorfschulen, zu Themen, die in der Anthroposophen-Welt wichtig sind

 

von Ingo Hagel 

 

Unter der Überschrift

Gefährliche Allianz: Grüne Esoterik und braune Philosophie? 

hatte der Bayerische Rundfunk vor kurzem einen Clip auf YouTube eingestellt. –

Das Fragezeichen hinter diesem Titel dient wohl dazu, irgendwelche möglichen Anzeigen und Gerichtsprozesse zu verhindern. Denn fragen wird man ja wohl noch dürfen. –

Die Beschreibung zu dieser Fernsehsendung liest sich so:

Diese Dokumentation aus dem Jahr 2017 berichtet über die deutsche Esoterikszene, an deren Rändern sich antisemitisches und braunes Gedankengut vermischen.

Die Esoterikszene ist für manche vielleicht etwas verwunderlich: Sie glaubt an Übernatürliches, predigt Liebe und fordert die Rückbesinnung auf altes Wissen. Die meisten halten sie für unpolitisch. Aber ist sie das wirklich? Bei genauem Hinsehen findet man in dieser Szene auch politische Inhalte und immer öfter sogar extremes und antisemitisches Gedankengut. 

Gezeigt wurden dort Einblicke in eine Esoterik-Messe, ein evangelischer Beauftragter für Weltanschauungsfragen, bei 5:35 wird offenbar ein Ausschnitt aus einem Clip des Kanals Quer-Denken.TV gezeigt mit einem Paar mit Kind im Sonnenunter- oder -aufgang, bei 6:35 ist ein barfüßiger selbstversorgender Landwirt der Anastasia-Bewegung zu sehen, der seinen Betrieb nicht zeigen möchte, weil ein kaltes Frühjahr diesem zu sehr zugesetzt hätte. Bei 10:15 wird ein spiritueller Kreis gezeigt, der eigentlich am Chiemsee meditieren wollte, aber wegen des schlechten Wetters hatte ihm das Kloster die Pforten geöffnet. Bei 13:25 spricht der evangelische Beauftragte für Weltanschauungsfragen von möglichen Einfallstoren für antidemokratisches Gedankengut. Bei 13:35 sieht man dann Schnipsel von verschiedenen bekannten YouTube-Kanälen des Internets, die der bayerische Rundfunk diesbezüglich wohl besonders auf dem Kieker hatte und so weiter und so fort.

 

Bei 35:35 nahm der Bayerische Rundfunk sich dann Henning Kullak-Ublick, den Sprecher des Bundes der Freien Waldorfschulen, zur Brust. 

Es hatte unter den Waldorfschulen in Deutschland wohl eine in solchem Grade mit der Reichsbürger-Szene sympathisierende Bewegung gegeben, dass der Bund der Freien Waldorfschulen sich veranlasst sah, diesbezüglich eine aufklärende Broschüre herauszugeben, und der Sprecher des Bundes der freien Waldorfschule wurde dazu in dieser Sendung

über die deutsche Esoterikszene, an deren Rändern sich antisemitisches und braunes Gedankengut vermischen

ebenfalls zur Ader gelassen und teilte mit:

Uns war damals klar geworden, dass es unter den Reichsbürgern tatsächlich Leute gibt, die eine gewisse Nähe verspüren zu Themen, die auch in der Anthroposophen-Welt bekannt sind und wichtig sind – Also nehmen wir mal an die ökologische Landwirtschaft oder das bedingungslose Grundeinkommen oder die direkte Demokratie oder natürlich die freien Schulen. Und um einfach die Begriffe zu klären und die Wachheit zu erhöhen, haben wir gesagt, wir machen jetzt mal eine Broschüre, zeigen diese Berührungsflächen und setzen uns aber auch mit den Argumenten der Reichsbürger auseinander und versuchen relativ einfach und klar deutlich zu machen, an welchen Stellen das einfach Blödsinn ist.


 

 

Nun gut, wo Henning Kullak-Ublick schon mal dabei ist, „Begriffe zu klären und die Wachheit zu erhöhen„:

Ich erkläre hiermit, dass die genannten

Themen, die auch in der Anthroposophen-Welt bekannt sind und wichtig sind,

definitiv nichts mit der Welt der Anthroposophen beziehungsweise der Anthroposophie zu tun haben. Denn wenn es wirklich Anthroposophen wären, die der Sprecher der Freien Waldorfschulen hinsichtlich dieser bekannten und wichtigen Themen im Blick hat, dann würden sie zwar nichts gegen den Ökolandbau haben, aber den biologisch-dynamischen Landbau für „bekannt“ und „wichtig“ halten. Es ist befremdlich, –

aber für den Zustand der so genannten „anthroposophischen“ Bewegung bezeichnend, –

dass ein anthroposophischer Funktionär diese Unterscheidung nicht treffen will.

Ich habe während meiner Zeit als biologisch-dynamischer Forscher zu der Szene immer mal wieder gesagt: Wenn Ihr so weitermacht in Eurer Verleugnung der geistigen Inhalte der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise, dann könnt Ihr irgendwann mit dem gewöhnlichen und beinhart mit naturwissenschaftlichem Denken durchdrungenen Ökolandbau fusionieren – oder werdet von ihm geschluckt. Dieser Zeitpunkt scheint wohl gekommen zu sein, wenn Henning Kullak-Ublick sagt, der „Ökolandbau“ ist für die „Anthroposophen-Welt“ wichtig und nicht der biologisch-dynamische Landbau.

 

Genau dasselbe betrifft auch das von Henning Kullak-Ublick genannte „bedingungslose Grundeinkommen„, 

das ebenfalls zu den Themen gehören soll, die

in der Anthroposophen-Welt bekannt sind und wichtig sind.

Wäre diese „Anthroposophen-Welt“ auf der Höhe ihrer Zeit und auf der Höhe dessen, was sie eigentlich kennen und vertreten sollten, also Anthroposophie –

was sie also definitiv nicht ist, –

dann würde sie nicht das bedingungslose Grundeinkommen, sondern die Soziale Dreigliederung –

siehe dazu auch hier und hier auf Umkreis-Online. –

vertreten und in solchen Diskussionen nennen.

Es kann nämlich der „Anthroposophen-Welt“ überhaupt nicht darum gehen, die „direkte Demokratie“ zu vertreten, –

und weiterhin den alten, verkommenen Einheitsstaat beibehalten zu wollen –

sondern es kann einer wirklichen „Anthroposophen-Welt“ nur darum gehen, innerhalb der Sozialen Dreigliederung die Politik (Rechtsleben) von den beiden anderen Gebieten (Wirtschaftsleben, freies Geistesleben ) zu trennen und auf eigene, unabhängige Füße zu stellen. –

siehe dazu auch hier auf Umkreis-Online. –

Rudolf Steiner: Die Soziale Dreigliederung drückt das unbewusste Wollen der europäischen Menschheit aus – Sie muss das bestehende soziale Chaos ersetzen, sonst drohen Zusammenbrüche und Revolutionen

 

Und auch mit Blick auf die vom Sprecher des Bundes der freien Waldorfschule erwähnten „freien Schulen“ ist zu sagen, 

dass für die „Anthroposophen-Welt“ es doch die Waldorfschulen sein müssten, die „bekannt“ und „wichtig“ sind. Aber letztendlich kommt es darauf an, dieses Schulwesen überhaupt –

wozu aber auch die das übrige Ausbildungswesen inklusive der Universitäten gehört, die grundsätzlich erneuert gehören

aus der geistigen Vormundschaft des politischen Staates zu befreien und in ein freies Geistesleben unter die Führung eines freien Geisteslebens zu stellen.

 

Man kann sich immer wieder fragen, wenn man die verschiedenen Ereignisse in dieser Anthro-Szene betrachtet, 

warum diese Welt der „anthroposophischen“ Funktionäre aus geistig so unendlich unproduktiven und noch dazu feigen Leuten besteht, die nicht zu dem stehen können und nicht wollen, für das sie eigentlich angestellt sind, und mit dem sie ihr tägliches Brot verdienen. Aber das kann man letztendlich nur dadurch verstehen, dass der geistige Kern dieser Szene so derart ausgehöhlt ist, dass auch diese Leute nichts haben, wofür sie innerlich einstehen können und wollen – auch nach außen hin.

 

Ich hege auch keine Sympathien für diese verschrobene Reichsbürger-Bewegung, 

die nur ein weiterer von vielen Belegen dafür ist, wie wenig die Leute mit dem geistigen Impuls der Sozialen Dreigliederung anfangen können. Wenn man sich den oben angeführten Film ansieht, und das, was sich hier in Deutschland an „Esoterik-Welt“ und „Anthroposophen-Welt“ an die Oberfläche gearbeitet hat, das – nur zum Beispiel – von irgendwelchen Beauftragten für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche und des Bayerischen Rundfunks beäugt wird, dann weiß man, dass der geistige Impuls, dem Umkreis-Online dienen will, in absehbarer Zeit keine solch einflussreiche Bewegung sein wird, die sozial, politisch, geistig, kulturell, wirtschaftlich und so weiter und so fort etwas in Deutschland und in Europa bewirken kann. Man schreibt also nur für sehr wenige Menschen.

 

 

 

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Henning Kullak-Ublick, Sprecher des Bundes der Freien Waldorfschulen, zu Themen, die in der Anthroposophen-Welt wichtig sind wurde am 16.10.2019 unter Zum Zeitgeschehen veröffentlicht.

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