Was gibt’s Neues zum Kino?

 

von Ingo Hagel 

 

Corona: In diesen Tagen kann man schnell Freunde verlieren. Freunde, mit denen man lange Lebenswege gegangen ist. Freunde, an deren Intelligenz man nie zweifelte. Freunde, mit denen man gemeinsam opponierte. 

… Aber gerade jetzt, wo hinter dem Vorwand der Gesundheit eine kranke Angstmache die Unterwerfung unter das Corona-Regime verlangt, gerade jetzt, wo die Solidarität der Demokraten ratsam wäre, wo eine starke Opposition nötiger ist als zuvor, gerade jetzt spaltet sich die deutsche Opposition in FÜR das scheinbare Gesundheitsregime und GEGEN den Angriff auf die Grundrechte.

Ich sage ja immer: Die Teilung der Menschheit hat längst begonnen. Das ist auch auf vielen anderen Gebieten – also nicht nur Corona – im ganz großen Stile im Gange. Aber das gehört zu diesem Kampf des Spiritualismus gegen den Materialismus. Wie aber soll das soziale, aber auch das wirtschaftliche und kulturelle Leben einer Gemeinschaft weitergehen, wenn sich die Menschen mit Blick auf diese Dinge so entzweien? Damit soll natürlich nicht gesagt sein, dass man sich mit Blick auf diese Dinge, die dort überall in der Welt sich vollziehen, nicht entzweien kann, wenn man einen Rest von geistiger Gesundheit in seiner Seele hat. Aber da die Menschen eben so ungesund denken, fühlen und dann auch wollen, kann man sich schon fragen, wie denn das Gesunde in diese Menschheit noch hineinkommen will, da es doch ganz offensichtlich auf dem Wege des Denkens nicht mehr –

beziehungsweise nur noch unter großen Schmerzen bewusstseinsbildend kann –

hineinkommen kann. Wie soll das alles weitergehen? Immer wieder muss man heute beim Betrachten des Zeitgeschehens den Eindruck erhalten, dass es fast aussichtslos ist, an ein Erleben des Geistigen über das Denken zu appellieren. Noch dazu ist es kaum noch möglich, jemanden über zu lesenden Texte zu erreichen. Alles muss heute im Film dargeboten werden.

 

Wer heute nur schreibt und nicht irgendetwas Unsortiertes in die Kamera stammelt, der wird nicht gehört.

Die heutige maßlose Abneigung zu lesen –

oder noch schlimmer: auch nur etwas schwierigere Texte zu lesen –

und die Sucht, „Infos“, Nachrichten und so weiter nur noch über Bilder oder gar Filme aufzunehmen –

oder am allerbesten noch: gar nicht aufzunehmen –

hat durch die modernen Medien eine erschreckende Realisierung gefunden.

 

Natürlich glauben die Leute heute alle, beinharte Antifaschisten zu sein.

Aber wie sehr sie in dem (Un-) Geist leben, den der Faschist Adolf Hitler scharf und klar umriss, das wissen Sie überhaupt nicht. Ich zitiere mal kurz aus seinem „Mein Kampf“ – einfach nur deshalb, weil es so erschreckend den Kern auch des heutigen Zeitgeschehens trifft (Hervorhebung IH):

Dazu kommt, dass die Masse der Menschen an sich faul ist, träge im Gleise alter Gewohnheiten bleibt und von sich selbst aus nur ungern zu etwas Geschriebenem greift, wenn es nicht dem entspricht, was man selber glaubt, und nicht das bringt, was man sich erhofft. Daher wird eine Schrift mit einer bestimmten Tendenz meistens nur von Menschen gelesen werden, die selbst dieser Richtung schon zuzurechnen sind. Höchstens ein Flugblatt oder ein Plakat können durch ihre Kürze damit rechnen, auch bei einem Andersdenkenden einen Augenblick lang Beachtung zu finden. Größere Aussicht besitzt schon das Bild in allen seinen Formen, bis hinauf zum Film. Hier braucht der Mensch noch weniger verstandesmäßig zu arbeiten; es genügt, zu schauen, höchstens noch ganz kurze Texte zu lesen, und so werden viele eher bereit sein, eine bildliche Darstellung aufzunehmen, als ein längeres Schriftstück zu lesen. Das Bild bringt in viel kürzerer Zeit, fast möchte ich sagen, auf einen Schlag, dem Menschen eine Aufklärung, die er aus Geschriebenem erst durch langwieriges Lesen empfängt.

Und tatsächlich könnte Jemand, der heute etwas wacher das Zeitgeschehen beobachtet, immer wieder das Gefühl beschleichen, dass er – um im Bild zu bleiben – sich im falschen Film befindet. In diesem Falle heißt der Streifen wohl:

Legastheniker aller Länder, vereinigt Euch!

 

Damals in der Zeit der Klassik, in der Zeit des deutschen Idealismus, standen die Dinge doch noch anders, 

und stand es auch um die Seelenkonfigurationen, mit denen die Menschen dem Geist entgegen kamen, noch anders. Man lese nur einmal den Bericht eines Offiziers (!!) von der Antrittsvorlesung des Philosophen Friedrich Wilhelm Schlegel in Erlangen 1821.

… Dieser außerordentliche Mann verbreitet ein reiches, unabsehbares Leben über die ganze Universität. Sein erstes Kollegium nach einem vierzehnjährigen Stillschweigen hielt er am 4. Januar im Glückschen Hörsaale, der aber die Menge nicht fassen konnte. Er liest von 5 Uhr abends bis 6 oder 7 Uhr. Lange vor 5 Uhr waren alle Bänke voll Sitzender, alle Tische voll Stehender, das Gedränge an der Tür war so groß, dass sie ausgehoben wurde und viele zu den Fenstern hereinstiegen. Viele, die nicht mehr hereinkonnten, hielten die Gangfenster offen, um von außenher zuzuhören. Fast alle Professoren waren gegenwärtig. …

 

Der deutsche und in diesem Land damals begeistert gefeierte Philosoph Friedrich Schelling

schrieb und sprach Dinge wie zum Beispiel diese hier in seiner

Abhandlung über die Quelle der ewigen Wahrheiten

die er in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 17. Januar 1850 hielt:

Denn was die Wesenheiten betrifft, so galt es als unwidersprochener Grundsatz: essentias rerum esse aeternas. Zufälligkeit (contingentia) bezieht sich stets nur auf die Existenz der Dinge, zufällig ist die hier, an diesem Ort, oder jetzt, in diesem Augenblick, existierende Pflanze, notwendig aber und ewig ist die Wesenheit der Pflanze, nicht anders sein könnend, sondern nur so oder gar nicht. Hieraus erhellt von selbst, daß die essentiae rerum auch dasselbe sind mit den mehr oder weniger platonisch gedachten Ideen. 

Heute würde man von diesen „Essays“ vermutlich sagen, dass sie nicht so unbedingt „sozialkompatibel“ sein.

 

Heute – und seit Rudolf Steiner – ist allerdings die Zeit angebrochen, in der die schellingsche Idee der Pflanze – 

sowie selbstverständlich sehr viele andere Ideen auch –

nicht mehr

mehr oder weniger platonisch gedacht

werden sollen, sondern lebendig wahrnehmungshaft erlebt werden sollen. Also das, was Rudolf Steiner immer wieder als Beobachtung des Denkens, Anschauen des Denkens und so weiter in seinen vielen diesbezüglichen philosophischen Schriften und Ausführungen beschreibt.

Siehe zur „Philosophie der Freiheit“ Rudolf Steiners auch diese Suchhilfe. –

Und den „kühnen Naturphilosophen“ Friedrich Schelling erwähnt Rudolf Steiner in seiner „Philosophie der Freiheit“ auch.

 

Ich will ja gar nicht allgemein fordern, dass man Schelling wieder lesen soll, 

weil die Kräfte der Seele und des Gemütes viel zu verdorben und korrumpiert sind, um dies aufnehmen und verstehen zu können. Ich schildere das nur, um einen Eindruck von der geistigen Höhe zu vermitteln, in der sich dieses Deutschland einmal befand, und um einen Hinweis darauf zu geben, wie ganz anders doch die Seelenverfassungen und Seelenelastizitäten der Menschen damals waren als heute. Man wird eben Geduld haben müssen, bis sich im Laufe der Zeit – und wohl Jahrhunderte – eine neue seelische Kraft herangebildet haben wird. Aber von Nichts kommt Nichts – so sagt man. Das gilt auch auf diesem Gebiet.

 

Und nur in Parenthese sei gesagt, dass das, was heute manche Leute sehr schätzen, 

die sich „spirituell“ dünken –

und sich dabei in ihren diversen Clubchen und Grüppchen vor Selbstgefälligkeit, Wohlsein und Denkunwilligkeit alle zehn Finger ablecken –

doch nichts anderes ist als eine Trivialität. Rudolf Steiner dazu damals:

Man muss sagen, gegenüber der Tiefe, die in Goethe, Schlegel, Schelling liegt, sind wahrhaftig die Dinge, die angestaunt wurden als hohe Weisheit, trivial, richtig trivial. Denn schließlich gilt es ja doch, dass für jemanden, der den Geist Goethes in sich aufgenommen hat, selbst so etwas wie «Licht auf den Weg» etwas Triviales ist. Ich meine, dieses soll man nicht vergessen. Wer den hohen Schwung von Novalis oder Friedrich Schlegel aufgenommen hat, oder sich erfreut hat an Schellings «Bruno», für den gilt diese ganze theosophische Literatur, wie sie aufgetreten ist, dennoch nur als etwas Vulgär-Triviales.

Anmerkung: Heute ist es ja vielleicht nicht mehr diese alte „theosophische Literatur„, auf die damals Rudolf Steiner hingewiesen hat, von der die Leute ganz verzückt sind, sondern – nur zum Beispiel – jene unendlichen Clips im Internet, die einem weismachen wollen, dass Denken ganz schädlich sei, und man dadurch niemals zu einem höheren Bewusstsein käme. Man solle sich stattdessen zum Beispiel ganz leer machen. Auf jeden Fall aber das Denken ganz einstellen.

 

Ich will aber dezidiert darauf hinweisen, dass Rudolf Steiners „Philosophie der Freiheit“ etwas darstellt, das 

heute unbedingt gelesen werden muss, und das –

anders als das vielleicht bei den Texten von Schelling der Fall sein mag, die eine ganz andere Sprache haben –

heute von Jedem verstanden werden kann. Es gibt heute keine modernere und wissenschaftlichere –

und im besten Sinne menschlichere, ja, allgemein-menschlichere Sprache –

als die Sprache dieser „Philosophie der Freiheit“. Das Geistige muss nun selber und real als Wahrnehmung, also als Erlebnis auftreten. Das aber erfordert eine Anstrengung – im Denken. Dieses muss intensiviert und verdichtet werden.

 

Keine Anstrengung im Denken, sondern nur passives Wahrnehmen erfordert das Kino. 

Das, was dort heute geboten wird ist, ist –

vom Aufwand her, vom aufgewendeten Geld, von der Durchsetzungsenergie, von der Detailversessenheit, vom Ergebnis her und so weiter und so fort –

durchaus der Bewunderung wert. Ich füge hier – nur zum Beispiel – mal ein kurzes Gif einer Sequenz an, die vollständig computergeneriert ist.


Man könnte durchaus das Gefühl haben, dass obige kurze Sequenz ein Bild derjenigen Seelenkonfiguration und derjenigen inneren Seelenkämpfe darstellt, in die der Mensch wohl erst einmal versetzt werden muss, und die ihn werden durchrütteln müssen, bevor dieses reale Geistige sich ihm wird offenbaren können. Diese inneren Kämpfe wollen die Menschen heute nicht –

vor allem dann nicht, wenn sie erst einmal in diesem anstrengenden Denken ausgetragen werden müssen. –

Das Kino ist daher sehr praktisch, da es diese geistigen Kämpfe, die eigentlich auf dem Grund der eigenen Seele ausgetragen werden müssen, nach außen versetzt – und dadurch neutralisiert. So glaubt man.

 

Diese vielen computergenerierten Bilder und Szenen, die da heute über die Monitore laufen, 

müssen durchaus –

auch wenn sie nur Physisches darstellen –

als Ausdruck von etwas Überphysischem, Übernatürlichem aufgefasst werden. Es ist eben so, dass die Menschheit die Schwelle zum imaginativen Element, das heißt zu der Welt des Übersinnlichen, im Kino längst unbewusst vollzogen hat – aber man bleibt dabei geistig passiv. Ich habe darauf immer mal wieder hier auf Umkreis-Online darauf hingewiesen. Die Menschheit gibt sich aber mit diesen physischen Bildern zufrieden. Sie muss sich auch damit zufrieden geben, da sie die seelische Kraft, andere Bilder in sich selber gedanklich zu generieren, nicht hat, nicht haben will. –

Und selbstverständlich bekommt man diese seelische Kraft auch nicht so schnell, wie man die Gebrauchsanleitung von dem gekauften neuen Kühlschrank durchgelesen hat. –

Die Kreise, die diese Welt leiten, wissen allerdings, dass eine neue spirituelle Zeit angebrochen ist, dass die Menschen von diesem Spirituellen hören und wissen wollen –

auch wenn diese Sehnsucht und dieser Wille nur auf dem Grunde der Seelen der Menschen rumort – aber er wird sich schon noch immer mehr im Äußeren zeigen –

dass sie aber unfähig sind, dieses aufzunehmen. Und so werden die Menschen eben mit Bildern, die im Kino passiv aufgenommen werden können, abgefüttert.

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Was gibt’s Neues zum Kino? wurde am 26.06.2020 unter Zum Zeitgeschehen veröffentlicht.

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