„Wir wollen Weltgesellschaft!“

 

von Ingo Hagel

 

In den Mitteilungen der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland zu Michaeli 2022 (S. 14-15), gab es einen Artikel mit dem imperialistisch anmutenden Titel 

„Wir wollen Weltgesellschaft!“

In diesem Pamphlet, das unterzeichnet ist von Michael Schmock und Monika Elbert, ist nirgendwo zu lesen, wer denn genau der Urheber dieses anmaßenden Ausrufes – mit Ausrufungszeichen im Titel! –  

„Wir wollen Weltgesellschaft!“ 

ist, da dieser – in Anführungszeichen gesetzt –ursprünglich eine wiedergegebene Äußerung irgendeines Teilnehmers dieser Runde gewesen sein muss. Dann erfahren wir in dem Artikel, dass es auch gar kein Individuum war, das auf diesem bizarr-griffigen Satz gekommen ist, sondern die „Länderrepräsentanten„: 

In der Generalversammlung wurde dieser Schritt von einigen Kritikern aus der Region Dornach in Frage gestellt, was die Verschiebung der Satzungsergänzung (als Beschreibung der tatsächlichen, aktuellen Arbeitsweise) mit sich brachte. Für die Länderrepräsentanten wurde dadurch noch mal deutlicher: Wir wollen Weltgesellschaft und keinen Schweizer „Lokalverein“. 

Im Untertitel dieses Artikels steht daher auch:

Ein Impuls der Länderrepräsentanten im 21. Jahrhundert. 

Hat man den Artikel und obige zitierte Passage gelesen, könnte man allerdings zu der Frage kommen, ob dieser „Impuls“ wirklich ein „Impulsaller Länderrepräsentanten, oder vielleicht nur einiger Länderrepräsentanten ist. 

 

Egal, wir wissen nicht, wer genau diesen ungedeckten „Impuls“-Unsinn verzapft hat – 

aber mein Gott, man darf ja alle möglichen „Impulse“ haben, jedes herumwankende Kleinkind, das die Decke des von der Mutter liebevoll arrangierten Mittagstisches herunterreißt, hat ja „Impulse“ – 

Die Autoren dieses Artikels fanden diese alberne Formulierung – 

die man auch getrost hätte weglassen können, weil sie nur für ein begrenztes Problem einer Auseinandersetzung dieser Gruppe der „Länderrepräsentanten“ steht – 

so glänzend und attraktiv, dass sie sie als programmatischen Titel dieses Artikels emporhoben:

„Wir wollen Weltgesellschaft!“ 

  

Die beiden Autoren produzieren also einen Artikel mit einer angeberischen Überschrift, 

die in ihrem Sprach-Gestus durchaus an den berühmten Titel der Bild-Zeitung

Wir sind Papst!

erinnern kann. Allerdings reicht sie inhaltlich nicht an diese berühmte Geschichte heran, da die hervorgestoßene Dicke-Hosen-Forderung der deutschen Anthroposophischen Gesellschaft – 

„Wir wollen Weltgesellschaft!“ –

eben nicht auf einem gerade erlangten realen „deutschen“ Anthroposophen-Papsttum beruht – 

also auf einer Tatsache, wenn man beim Kardinal Ratzinger unbedingt die Marginalie übersehen will, dass damals nicht „wir“ Papst wurden, sondern er – 

sondern schlichtweg auf heißer Luft. 

Hält man diese Äußerung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland –

die, wie oben gezeigt, offenbar aus einem Gruppen-Ich und nicht aus einem Individuum entsprungen sind –

zusammen mit den ernsten Darstellungen von Herman Grimm, auf die sich Rudolf Steiner bezog, als er sagte, Viele würden diese nur lesen wie „Zeitungslektüre“ – 

Ich denke, auf eines könnten solche durchaus ernsten Sätze, die tiefen menschlichen Empfindungen entsprechen, hinweisen: daß Ernst notwendig ist für das Leben in unserer Zeit. Stellen wir uns vor, was alles in der Seele des Menschen vorgeht, der solche Empfindungen äußert! Aber ich weiß, viele lesen solch einen Satz auch und lesen ihn, wie man eben heute Zeitungslektüre liest; sie sind unvermögend, in den Ernst der Zeit hineinzuschauen, weil es bequemer ist, zu schlafen. Aus der Bequemlichkeit, die Forderungen der Zeit zu verschlafen, geht aber das Unverständnis für die Geisteswissenschaft hervor. … –

dann muss man sagen, dass dieser Artikel in der Zeitung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland sich in seinen Phrasen nicht nur anlehnt an den Sprachduktus der Bild-Zeitung, sondern gar nicht anders gelesen werden kann als eine „Zeitungslektüre“. Das bezeugen auch viele andere Passagen dieses „anthroposophischen“ Artikels, die sich so derartig an die Konventionalität gewöhnlicher Zeitungslektüre anlehnen –

das heißt eine grandiose Ahnungslosigkeit mit Blick auf das Zeitgeschehen belegen –

dass ich auf sie garnicht eingehen will.

 

Wer so derart unbeleckt ist mit Bezug das, was hier in der sinnlichen Welt vor sich geht,

hat jedenfalls nicht das Recht, in geistigen, spirituellen, also übersinnlichen Angelegenheiten „Weltgesellschaft“ zu beanspruchen. Und schon gar nicht hat er das Recht, irgendeinen Anspruch darauf zu machen, dass er diese „Weltgesellschaft“ schon ist – wie es auf Seite 15 steht: 

„Wir wollen Weltgesellschaft – weil wir Weltgesellschaft sind!“

So, wie die Dinge stehen, wird die Welt an dieser „Weltgesellschaft“ einfach vorübergehen, sie nicht beachten. Und zwar mit Recht – nicht mit Recht mit Blick auf die Anthroposophie, aber mit Recht auf diese Art von „Weltgesellschaft“, wie sie zum Beispiel im hier genannten Artikel sich schläfrig und hochmütig darstellt.  

 

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„Wir wollen Weltgesellschaft!“ wurde am 26.11.2022 unter Anthroposophische Gesellschaft, Zum Zeitgeschehen veröffentlicht.

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