Zum geistigen Vakuum in Deutschland und Europa 

 

von Ingo Hagel

 

Vor kurzem gab es ein ausgesprochen spannendes Gespräch zwischen Alexander Mercouris und Tom Luongo –

auf die ich ja immer mal wieder hier auf der Seite Zum Zeitgeschehen hinweise – und deren Kanälen im Internet hier und hier und hier zu finden sind –

über die Lage geopolitische Lage in der Welt und auch über die Situation in Deutschland und Europa. Ich übersetze mal ein bisschen (ab 39:10) und hebe einige Stellen hervor für meine abschließenden Worte dazu:

Alexander Mercouris: Ich denke dieses Deutschland ist ein ausschlaggebendes Land. 

Deutschland ist überhaupt der Dreh- und Angelpunkt in Europa. Das war es seit dem kalten Krieg, seit dem Beginn des kalten Krieges in den vierziger und fünfziger Jahren, dass Deutschland die ausschlaggebende Kraft eigentlich darstellte. Wäre Deutschland damals mit Russland gegangen, mit der damaligen Sowjetunion – 

und es gab damals eine reale Möglichkeit, dass es das fast getan hätte, man erinnere sich nur daran, dass die Russen damals in Berlin waren und die deutsche kommunistische Partei im aufsteigen begriffen war, und die SPD damals eine sehr links ausgerichtete Partei darstellte, in der Tat eine marxistische Partei – 

das hätte die ganze Dynamik der Kultur völlig verändert. Damals haben sie es noch geschafft, diese ganze Entwicklung zurückzuhalten, aber noch einmal: Deutschland ist der ausschlaggebende Dreh- und Angelpunkt. 

  

Es ist schwerer, Leuten, die nicht vertraut sind mit der deutschen Gesellschaft, zu vermitteln, wie erschöpft und demoralisiert die Deutschen mittlerweile sind. 

Ich meine diese ganze Coronakrise des letzten Jahres. Ganz unabhängig davon, was die einzelnen wissenschaftlichen Ansichten dazu sind. Was das Ganze bewirkt hat ist, dass es die Auffassung und das Selbstverständnis der Deutschen mit Blick auf ihr eigenes Land völlig erschüttert hat. Bis jetzt haben sie immer angenommen, dass Deutschland besser geführt würde, besser organisiert sei, effizienter sei. Nun haben sie entdeckt, dass das nicht der Fall ist. Sie haben auch entdeckt, in welchem Maße sie mittlerweile technologisch zurückliegen. Und das ist wiederum etwas, mit der Außenstehenden nicht vertraut sind. Während der überwiegende Teil der Welt PCs und Computer benutzt, verwenden deutsche Unternehmen und Geschäfte immer noch Fax-Geräte – ich habe das selber erlebt. Das ist eine Tatsache, die sehr schwer zu vermitteln ist. Es handelt sich um eine erstaunliche Tatsache und eine Realität zu diesem Deutschland, bei der es sich um eine Art Testament der Merkelschen Regierungszeit handelt. Aber man muss sich erinnern, dieser Merkelismus kam nicht aus dem Nichts: 

 

Diese Unbeweglichkeit in der deutschen Gesellschaft und die Stagnation in Deutschland existierten, bevor Merkel diese massiv verstärkte. 

All dieses hat nun einen tiefsitzenden Schock innerhalb Deutschland verursacht – und dessen politisches System beginnt zu zerbrechen. Und was nun in Deutschland geschieht – 

was – wie gesagt – das ausschlaggebende Land, der Dreh- und Angelpunkt in Europa ist –

ist, dass in einem größeren oder geringeren Umfang diese Zustand Deutschlands reflektiert wird aus allen anderen Ländern in Europa. Man kann nach Spanien gehen, nach Frankreich – ich kenne Frankreich gut – man kann nach Italien gehen – ich kenne Italien viel weniger gut – aber überall sind die Leute sehr unglücklich. 

 

Das Problem ist, dass es keinen Brennpunkt, keinen Mittelpunkt keinen geistigen Schwerpunkt, keine organisierte politische Kraft gibt, um die herum man sich die kristallisieren könnte. 

Zwar gibt es eine Marine Le Pen in Frankreich, aber wir wissen nicht wirklich, was sie eigentlich vorhat, sie scheint alle möglichen Versprechungen Kompromisse zu machen, worüber einige Leute nervös sind, worüber sie sich Sorgen machen, weil das bedeutet, dass sie nicht wirklich das ist, was sie sagt, sie ist es.

In Deutschland gibt es diese zwei Parteien am äußeren Rand: da ist die AfD, und dann gibt es die LINKE, die eine wirkliche Oppositionspartei ist in dem Sinne, dass sie die alte Standard-Linkspartei darstellt, zu der sich alle Linken hingezogen fühlen können. Wenn ich das sage, dann heißt es auch, dass keine dieser Parteien in der Lage war, aus dieser politischen Stagnation Deutschlands auszubrechen. Bei der Linken schien es für eine Weile so zu sein, dass sie es könnte. Bei der AfD schien es ebenfalls so zu sein für eine Weile. Der eine Grund mag in den Streitigkeiten innerhalb der Parteien liegen. 

 

Aber eigentlich liegt der Grund, denke ich, darin, dass die deutsche Medienlandschaft und die politische Landschaft zusammenarbeiten, um diese Parteien zu isolieren und sie innerhalb der Grenzen zu halten, die diese Parteien dann letztendlich zur immer weiteren Zersplitterung führt. 

Trotzdem wachsen diese Parteien. Was man also bekommt, ist ein immer engerer politischer Raum in der Mitte, der wird immer schmaler. Auch der bricht langsam auseinander, aber er ist immer noch unter Kontrolle, aber er ist unfähig, die einzelnen europäischen Völkerschaften zu energetisieren oder Europa in irgendeine bestimmte Richtung zu leiten. So haben wir also in Europa die schlimmste aller Welten. Es ist sehr merkwürdig, das zu sagen, aber es ist wahr, und ich muss sagen, dass es auf dieser Grundlage ausgesprochen hoffnungslos aussieht für irgendwelche Globalisten, eine neue Struktur aufzubauen, denn sie bauen diese auf Sand.

 

Es ist also durchaus so, dass dieses geistige Vakuum in Deutschland und Europa von einzelnen Leuten wahrgenommen wird. 

Leider können Alexander Mercouris und Tom Luongo nicht erkennen, womit dieses geistige Vakuum schon seit über 130 Jahren hätte gefüllt werden müssen, um 

die einzelnen europäischen Völkerschaften zu energetisieren oder Europa in irgendeine bestimmte Richtung zu leiten.

 

Und natürlich muss man auch sagen, dass Deutschland nicht nur in Bezug auf die Verwendung von Faxgeräten, 

die Alexander Mercouris als Beispiel für die technologische Rückständigkeit der Leute hier nennt, veraltet ist, sondern selbstverständlich und zuerst mit Blick auf überhaupt eine moderne geistige, wissenschaftliche und soziale Weltauffassung. Diese Rückständigkeit muss zuerst von einem geistigen Gesichtspunkt aus angesehen und verstanden werden. Sonst ergibt sich kein Fortschritt.

Meine Lesern hier auf Umkreis-Online wissen natürlich, dass diese geistige Fortschritte einer neuen Wissenschaft liegt, also der Anthroposophie, sowie auf sozialem Gebiet eben in der Sozialen Dreigliederung. 

 

Aber wenn Alexander Mercouris und Tom Luongo jemals in ihren umfangreichen Recherchen und Beobachtungen 

der politischen und sozialen Welt und den daran geknüpften verdienstvollen Analysen auf diese Soziale Dreigliederung gestoßen sein mögen, dann können – oder wollen – sie doch damit so wenig anfangen, dass sie diese in dieser schwerwiegenden Diskussion und den zutreffenden Beobachtungen und Einschätzungen, die dort angeführt wurden, nicht nennen.

Und so ist es eben so: Man kann nicht nur nach Deutschland gehen:

Man kann nach Spanien gehen, nach Frankreich – ich kenne Frankreich gut – man kann nach Italien gehen – ich kenne Italien viel weniger gut – aber überall sind die Leute sehr unglücklich. Das Problem ist, dass es keinen Brennpunkt, keinen Mittelpunkt keinen geistigen Schwerpunkt, keine organisierte politische Kraft gibt, um die herum man sich die kristallisieren könnte.

Der „Brennpunkt„, der „Mittelpunkt„, der „geistige Schwerpunkt„, um den sich das gesamte geistige und politische und sonstige Leben herum „kristallisieren“ müsste, ist eben die Soziale Dreigliederung. Das alles ist oft und an den allerverschiedensten Beispielen des täglichen Zeitgeschehens hier auf Umkreis-Online beschrieben worden. Aber es kann keiner etwas damit anfangen, weil es eben so ist und lange war, wie Alexander Mercouris beschreibt:

Diese Unbeweglichkeit in der deutschen Gesellschaft und die Stagnation in Deutschland existierten, bevor Merkel diese massiv verstärkte. 

Das hat natürlich bestimmte Konsequenzen zur Folge:

Es ist schwerer, Leuten, die nicht vertraut sind mit der deutschen Gesellschaft, zu vermitteln, wie erschöpft und demoralisiert die Deutschen mittlerweile sind.

 

Aber heute ist es so, dass ganz vereinzelte wenige aufmerksame Menschen klar sagen, können, dass dieses geistige Vakuum und so weiter existiert. 

Und diese Erschöpfung und Demoralisierung. Und man kann das Alles in diesem leider viel zu wenig beachteten Gespräch im Internet – 

das nur 1.295 Aufrufe in sieben Tagen erhielt (Stand 26. April 2021) – 

durchaus festgestellt finden. Aber noch befinden wir uns weit von dem Punkt entfernt, an dem diese Erschöpfung und Demoralisierung und dieses geistige Vakuum von mehr Menschen erkannt wird – und auch erkannt wird, wie diesem geistigen, sozialen, wirtschaftlichen, politischen, kulturellen Niedergang Deutschlands und Europas begegnet werden könnte.  

 

 

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Zum geistigen Vakuum in Deutschland und Europa  wurde am 26.04.2021 unter Zum Zeitgeschehen veröffentlicht.

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