Zur Empfindungslage großer Teile der Gesellschaft

 

von Ingo Hagel

 

Peter Boehringer hatte vor kurzem scharf aber zutreffend auf die Empfindungslage großer Teile der von ihm Mi-Mi-Mi-Gesellschaft genannten Republik hingewiesen.

Wenn ich in meinem Inneren die politischen Ereignisse und Entwicklungen der letzten Jahrzehnte Revue passieren lasse, dann ist diese Mi-Mi-Mi-Empfindungslage in dieser Republik zum ersten Mal so richtig von der Grünen-Politikerin Claudia Roth zelebriert worden –

und wurde natürlich von den verdorbenen und missratenen Medien entsprechend ausgebeutet und in vielen Interviews, Talkshows und so weiter und so fort unterstützt und weitergetragen, weil diese sich an jeden Blödsinn dranhängen, der ihnen Reichweite und Profit verspricht.

 

Aber Claudia Roth hatte damit durchaus keinen neuen Trend gesetzt, 

sondern sie hatte nur das Glück, mit ihrer gefühligen Betulichkeit auf die entsprechende gefühlige Betulichkeit großer, und vor allen Dingen junger Teile der deutschen Bevölkerung zu treffen – die also jetzt bereits schon etwas älter sind, aber dafür umso mehr politisches Gewicht und ein Einfluss haben. Überhaupt ist das, was sich in dieser Lebenshaltung, die Peter Boehringer in dem erwähnten Clip – wie viele Andere auch – als etwas Grundlegendes, als etwas dieser Gesellschaft sehr problematisch zugrunde Liegendes charakterisiert, einer tieferen Betrachtung wert.

 

Die einen tun ihre Empfindsamkeit und ihr Mitgefühl 

gegenüber der von der vielgepriesenen westlichen Gesellschaft ausgebeuteten und zugrunde gerichteten Natur –

Letzte Meldung gerade heute: Japan möchte das radioaktiv verseuchte Wasser von Fukushima gerne ins Meer lassen. Völlig ungefährlich – sagen die Experten. – Na klar, was Besseres fällt euch nicht ein, aber ansonsten wohl auch keinem Anderen. Die menschliche Welt-Gesellschaft wird eben diese Suppe, die sie sich da eingebrockt hat –

nur zum Beispiel mit den Atomkraftwerken, ansonsten siehe diesen vorliegenden Artikel hier –

auslöffeln müssen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Was soll man auch mit den Resten dieses Desasters ansonsten machen? Also guten Appetit nächstens beim feinen Fischessen. Und natürlich Baden …

durch ein gedankenloses quasi neues naturreligiöses Verhalten und Eintreten für eine eigentlich zustimmenswerte Sache kund. Das wird selbstverständlich von politischen und Gesellschaften lenkenden Gruppierungen ausgenutzt, die mit ihren Zielen im Dunkeln bleiben.

Die anderen, die zwar genauso gedankenlos, aber ansonsten 

mehr willensmäßig in ihrem Seelengefüge konstituiert sind, setzen genauso irgendwelche Impulse, die in ihnen leben, genauso gedankenlos in irgendwelche Handlungen um. Deren militantes Verhalten wird ebenso von im Hintergrund bleibenden politischen Gesellschaften und lenkenden Gruppierungen für ihre Zwecke ausgenutzt.

Forscht man etwas tiefer nach, was dieser merkwürdigen, 

neuen, früher so intensiv überhaupt nicht dagewesenen Gefühls-Einstellung zur Welt –

und mittlerweile zur „Weltanschauung“ gewordenen –

Lebenshaltung eigentlich zugrunde legt, dann kann man darauf stoßen –

wenn man das Glück hatte, der „Philosophie der Freiheit“ Rudolf Steiners begegnet zu sein –

dass sowohl die einseitige Gefühlshaltung zur Welt als auch die einseitige militante Willenshaltung zur Welt ihren Grund haben in dem naiven Realismus. Dieser hält die Welt so für real, wie sie ohne tiefergehende gedankliche Durchdringung im Bewusstsein auftritt. Rudolf Steiner:

Nach dem Grundsatz des naiven Realismus: Alles ist wirklich, was wahrgenommen werden kann, ist daher das Gefühl die Bürgschaft der Realität der eigenen Persönlichkeit. …

 

Der stark aber nur fühlende und nicht denken wollende naive Realist 

zieht also aus dem Fühlen und Empfinden der Welt seine eigene Existenz. Von daher wird verständlich, warum so viele und vor allem junge Anhänger von zum Beispiel irgendwelcher Klimasekten glauben, sie müssten die Welt retten, indem zum Beispiel Deutschland seine Industrie ruiniert: Da sie keine andere Grundlage für ein Selbstbewusstsein haben als das Empfinden von Natur und Welt haben sie Angst vor deren Verlust, weil dieser Verlust den – nur gefühlten, nicht gedachten – Verlust ihrer eigenen Existenz bedeuten würde.

Hat man also in seinem Leben die gedankliche, begriffliche, ideelle Durchdringung der Welt nicht richtig vollzogen, verharrt man also unwissenschaftlich in einem naiven Realismus der Welt, dann ist man durch ein möglicherweise überbordendes Gefühl umso empfänglicher für entsprechende politische Richtungen.

 

Bei denjenigen, die naturgemäß mehr der Willensseite des Lebens anhängen, ist es ähnlich:

Der Wille wird zum Weltprinzip wie in der Gefühlsmystik das Gefühl zum Erkenntnisprinzip. Diese Anschauungsweise ist Willensphilosophie (Thelismus). Was sich nur individuell erleben lässt, das wird durch sie zum konstituierenden Faktor der Welt gemacht. So wenig die Gefühlsmystik Wissenschaft genannt werden kann, so wenig kann es die Willensphilosophie. Denn beide behaupten mit dem begrifflichen Durchdringen der Welt nicht auskommen zu können. Beide fordern neben dem Idealprinzip des Seins noch ein Realprinzip. Das mit einem gewissen Recht. 

 

Ich könnte hier nun lange Seiten schreiben über die Gründe für diese Entwicklung. 

Aus dem oben Gesagten ist natürlich klar, dass das Fehlen einer gedanklichen und ideellen Durchdringung der Welt die eine Seite der Medaille darstellt. –

Und auf die Sache mit dem Verfall des Verstandes, wenn dieser nicht entsprechend benutzt und geschult wird, habe ich ja hier auf diese Homepage an anderer Stelle hingewiesen. –

 

Auf der anderen Seite kann man natürlich auch den Eindruck haben, 

dass sich wohl ganz neue Seelenkonfigurationen der Menschen hier auf dieser Erde nach dem zweiten Weltkrieg inkarniert haben und wirksam werden wollen. Sie bringen auf der einen Seite mit ihrer Empathie gegenüber zum Beispiel der Natur etwas durchaus Positives mit an Seelenhaltung, sind aber auf der anderen Seite in ihrer ganzen Seelenkonfiguration sehr gefährdet und offen mit Blick auf eine politische Manipulierbarkeit, wenn sie nicht durch Erziehung und Ausbildung eine entsprechende gedankliche Fundierung erfahren. Und damit sind wir beim dritten Punkt:

 

Zum Dritten muss man natürlich auch sehen, dass der Intellektualismus, 

der an unseren Schulen und Universitäten seit Jahrhunderten gepflegt wird und immer bizarrere Purzelbäume schlägt, nicht dazu angetan ist, den Schülern und Studenten ein liebevolles Eingehen auf die gedankliche Seite der Welt zu vermitteln. So wie in diesem Intellektualismus die Ideenseite der Welt der Wissenschaft, Naturerkenntnis, Kunst und der sozialen Angelegenheiten vermittelt wird, ist sie durchaus verabscheuenswürdig. Was soll man damit nur anfangen? Soll man darauf einen Beruf und sein Leben bauen? Bereits vor 100 Jahren hatte Rudolf Steiner darauf hingewiesen, dass, wenn diese tote Geisteshaltung noch 30 Jahre weiter so an Universitäten gelehrt werden würde, man dann ein zerstörtes Europa haben wird.

Lassen Sie drei Jahrzehnte noch so gelehrt werden, wie an unseren Hochschulen gelehrt wird, lassen Sie noch durch dreißig Jahre so über soziale Angelegenheiten gedacht werden, wie heute gedacht wird, dann haben Sie nach diesen dreißig Jahren ein verwüstetes Europa. 

Und so ist es gekommen. Aber viel besser ist es wirklich nicht geworden. Und in diesem ganzen Desaster stecken wir drinnen.

 

Da das aber alles so ist, wie es ist, kann man, wenn man einmal einigermaßen erwachsen geworden ist 

und sich durch all diese intellektuellen Grausamkeiten und Monstrositäten in seinem eigenen Leben so halbwegs überlebend durchgeschlagen hat, nur – unter manchem anderen – das eine tun: immer wieder auf die heilsame Wirkung zum Beispiel der „Philosophie der Freiheit“ Rudolf Steiners hinzuweisen.

Und natürlich auf die aus diesem Geist hervorgehende Soziale Dreigliederung! –

 

Diese „Philosophie der Freiheit“ ist zwar nicht für Teenager geeignet, 

aber wenn man die zwanziger Jahre überschritten hat und auf die dreißiger zugeht, dann kann man eigentlich nicht mehr sagen:

Das verstehe ich nicht.

Vor allen Dingen nicht, wenn man glaubt, man hätte –

als Funktionär, Politiker, Wissenschaftler, Vorstandsvorsitzender, Abteilungsleiter, Redaktionsmitglied und Tagesschau-Korrespondent pi pa po – also als wirklich wichtiger Mensch und Führungspersönlichkeit –

etwas zu sagen über diese Welt. Wenn man Obiges sagt, dann heißt das nur, man hat sich nicht richtig angestrengt. –

Auf der anderen Seite ist natürlich zu dieser Angelegenheit dieser „Philosophie der Freiheit“ so Vieles zu sagen ist, was nicht hineingeht in diesen kleinen Artikel hier und heute, was ich aber immer wieder hier auf Umkreis-Online in dieser Rubrik hier gemacht habe. –

Dazu gehört natürlich auch, dass man dem Gefühl, mit dem man die Welt auffasst beziehungsweise dem Willen, 

mit dem man die Welt auffassen beziehungsweise durchdringen und erleben will,

die gleiche Ergänzung angedeihen lassen

muss, die man den zu beobachtenden Sinnesdingen dieser Welt angedeihen lassen muss, wenn diese Welt

als vollkommene Wirklichkeit sich darstellen soll. 

Sie ist ohne die Hinzufügung des gedanklichen Gegenstückes zur Sinneswahrnehmung (Begriff, Idee) keine Wirklichkeit, und kann als solche dann nur ein Traum, und zwar ein immer übler werdender Traum sein.

 

Man sieht aus alldem Gesagten, dass diese Wunden, 

die durch den Materialismus und Intellektualismus in die Menschheit geschlagen worden sind –

damit diese frei werden konnte von allem Dogmatismus und Aberglauben und sonstigem atavistischen Geistersehen, das aus alten Zeiten noch durch die Welt wallte – damit also diese Menschen sich als Selbst in ihrem Denken erfassen lernen konnten –

nicht so schnell und nicht so ohne weiteres zu heilen sein werden. Man kann also auch ahnen, dass man mit kurzsichtigen, naiven und letztlich doch nur egoistischen, das heißt gedanklich faulen Forderungen und ihren daranhängenden Menschenketten –

à la: Wir wollen doch nur in Frieden leben! –

der Sache nicht Herr werden wird.

Nur ein Beispiel: Vieles von dem, was heute von irgendwelchen alternativen Gruppierungen in dieser Gesellschaft angeprangert wird, wird nur durch ein freies Geistesleben gelöst werden können. Also ein solches wissenschaftliches Leben, das vom politischen Leben unabhängig, also auch finanziell unabhängig sein wird. Aber auch die Schulen und Hochschulen und so weiter werden von diesem Staat befreit werden müssen. Wird diese Forderung nicht gestellt, ist alles umsonst und vergeblich.

 

 

 

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Zur Empfindungslage großer Teile der Gesellschaft wurde am 16.10.2020 unter Zum Zeitgeschehen veröffentlicht.

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