Selbst die „Guten“ können immer nur eines denken: Wirtschaft und Einheitsstaat!

 

von Ingo Hagel 

 

Es ist kaum möglich, sich durch den abstrusen Wirrwarr von Meldungen selbst in den unabhängigen Medien des Internets zu etwas Fruchtbarem und heilsam Weiterführendem hindurchzufinden:

Marc Friedrich und Matthias Weik: „Wir benötigen keine politische und keine Währungsunion, sondern eine starke Wirtschaftsunion.“

Was für ein erschreckendes politisches und soziales Verständnis von zwei Autoren, die mal ein sehr gutes Buch zur Finanzkrise geschrieben haben (ich habe hier auf Umkreis-Online anerkennend darauf hingewiesen). Aber so ist das heute: Die Leute stehen bis zum Hals im Sumpf, und träumen mit offenen Augen von einer Wirtschaftsunion. Im Artikel freuten sie sich gerade eben noch über den Brexit und charakterisierten diese EU:

Eine EU der Institutionen, Elfenbeintürme und Bürokratien, eine EU der feudalen Kommissare, von denen sich viele Bürger Europas schon lange nicht mehr abgeholt fühlen. Ein aufgeblähter bürokratischer Wasserkopf, der die Bürger Milliarden kostet.

Und dann kommt diese Forderung nach einer Wirtschaftsunion:

Wir benötigen keine politische und keine Währungsunion, sondern eine starke Wirtschaftsunion.

 

Die Leute können heute nur eines denken: Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft!

Das ist doch überhaupt nicht zu fassen. Glaubt man denn wirklich allen ernstes, dass eine „starke Wirtschaftsunion“ hinzubekommen ist ohne eine politische und Währungsunion? Und überhaupt: Glaubt man denn allen Ernstes, dass das ein erstrebenswertes Ziel ist, die Wirtschaften dieses europäischen Großraumes zusammenzulegen? Hat nicht die Vergangenheit bis in die Gegenwart hinein gezeigt, dass dieses illusionäre Großprojekt einer europäischen Union, mit dem Ziel der Vereinigten Staaten von Europa, ob man es nun Wirtschaftsunion oder politische Union oder Währungsunion nennt, immer zum Scheitern verurteilt ist – beziehungsweise nur durch den Verlust von Demokratie und Freiheit und den Verlust einer Rechtsstaatlichkeit zu erreichen ist? Diese Vorschläge der beiden Autoren zeugen von nichts anderem mal wieder, als von dem dekadenten Denken einer bürgerlichen Schicht, das den Erfordernissen und Nöten der Zeit nicht gewachsen ist (siehe dazu nicht nur die grundsätzlichen Rubriken hier und hier, sondern zum Beispiel auch die Grundsatzartikel hier und hier und hier).

Dazu gehört auch dieser Autor hier:

Geld ist keine Ware, und daher darf mit Geld und Wertscheinen nicht spekuliert werden!

Wie aber wäre es, wenn endlich bei den ach so ‚menschenliebenden‘, ‚gutmenschentümelnden‘ NGOs, Friedensbewegungen, Gewerkschaften, grünen, sozialdemokratischen und noch linkeren Parteien und meinetwegen auch bei den diskreditierten Rechten der Ruf nach einer Aufhebung dieses Manipulations-Systems der Weltfinanzoligarchie wach würde. 

Ist ja richtig, aber leider können selbst Leute, die mal einen guten Gedanken haben, nur eines denken: Der Einheitsstaat, der soll alles zusammenhalten. 

Der Einheitsstaat soll auch die Wirtschaft und das Geldwesen zusammenhalten. Und deshalb soll dann dieses Spekulationsverbot mit Geld in der Verfassung eines jeden Rechtsstaates verankert werden:

Wenn sich die Heuchler aller dieser Bewegungen irgendwann einmal aufraffen würden, diesen einzig vernünftigen Gedanken in unserer Zeit zu denken, dass Geld keine Ware ist, und dass daher mit Geld und Wertscheinen nicht spekuliert werden darf! Dieser Gedanke gehört in die Verfassung eines jeden Rechtsstaats.

Nein, dieser Gedanke gehört in die Verfassung eines vom Rechtsleben (Politik) unabhängigen Wirtschaftslebens. Denn die die Geldangelegenheiten eines sozialen Organismus betreffenden Fragen werden von einem Wirtschaftsparlament gefasst werden müssen, und nicht vom Rechtsstaat. Rudolf Steiner dazu:

Da muss vor allen Dingen genommen werden dem politischen Staate die ganze Regelung der Währung. Währung, Geld kann nicht mehr etwas sein, was dem politischen Staat untersteht, sondern etwas, was in den Wirtschaftskörper hineingehört.

Und:

Die Währungsfrage wird niemals ein Staat in befriedigender Art durch Gesetze lösen; gegenwärtige Staaten werden sie nur lösen, wenn sie von ihrer Seite auf die Lösung verzichten und das Nötige dem von ihnen abzusondernden Wirtschaftsorganismus überlassen.

Das Rechtsleben (die Politik) wird nur etwas zu tun haben können mit den Fragen, die das Verhältnisse von Mensch zu Mensch angehen.  Das Rechtsleben ist, weil es in seiner täglichen Arbeit nichts zu tun hat mit dem Wirtschaftsleben, völlig unfähig, die Belange des Wirtschaftslebens, wozu eben auch die Geldfrage gehört, zu beurteilen.  Würden wirtschaftliche Angelegenheiten und Geldfragen weiterhin in die „Verfassung eines jeden Rechtsstaats“ geschoben werden, wo sie nicht hingehören, dann hätten wir auch immer weiter eine Verantwortlichkeit der Angehörigen dieses Rechtsstaates, also des Steuerzahlers, für die Fehler in diesen Bereichen (mit Rettungspaketen und Rettungen der Banken und so weiter) aufzukommen.

 

Das Wirtschaftsparlament wird unabhängig neben dem Parlament des Rechtslebens und unabhängig neben einer Vereinigung – eines Zusammenschlusses, wie man es auch immer nennen mag – eines Freien Geisteslebens bestehen. 

Aus naheliegenden Gründen würde natürlich diese Vereinigung – Parlament wird man es nicht nennen können, da man über die Wahrheit und über geistige Angelegenheit nicht abstimmen kann – eines Freien Geisteslebens etwas viel Freieres sein müssen als die Parlamente des Wirtschaftslebens und des Rechtslebens, wie Rudolf Steiner einmal bemerkte:

Auf dem Gebiete des geistigen Lebens, zu dem eben die Jurisprudenz gehört, wird sich ja nicht so etwas herausstellen, wenn es wirklich einmal durchgeführt würde, wie ein Ministerium oder Parlament, sondern etwas viel freieres; es wird die Struktur ganz anders verlaufen. 

Was allerdings in das Gebiet des Rechtsleben fällt, ist zum Beispiel die Frage der Verteilung des von allen Mitarbeitern innerhalb einer Firma oder eines Unternehmens gemeinschaftlich erwirtschafteten Erlöses – siehe dazu hier auf Umkreis-Online die Rubriken Arbeit darf keine Ware mehr sein sowie zum Teilungsvertrag. Mehr zur Sozialen Dreigliederung zum Beispiel hier und hier und hier auf Umkreis-Online.

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Selbst die „Guten“ können immer nur eines denken: Wirtschaft und Einheitsstaat! wurde am 29.06.2016 unter Politik, Soziale Frage, Zum Zeitgeschehen veröffentlicht.

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