Bolschewismus, Sozialismus, Sozialdemokratie, verbürgerlichte Arbeiterbewegung – Alles Kehrseiten derselben Medaille

 

von Ingo Hagel 

 

Fragen wir uns doch einfach einmal, 

was für unser Leben wirklich von entscheidender Bedeutung ist. Doch wohl, dass wir eine gute Ausbildung genießen können, dass wir Arbeit haben, im Krankheitsfall versorgt werden, im Alter abgesichert sind und dass wir vor allem in Frieden leben und von Kriegen verschont bleiben.

Meinte der verdienstvolle Ernst Wolff. An seiner Auffassung –

auf die ich hier stellvertretend für so unendlich Vieles eingehe, was heute an sozialen Vorstellungen verbreitet wird, und auch deshalb, weil sie mir gerade vom Monitor ins Gesicht gesprungen ist –

ist selbstverständlich etwas Wahres dran, und deshalb entspricht sie auch den politischen Zielen der überwältigenden Mehrheit der Wähler. Aber sie ist letztlich nichts anderes als das, was sich für den Osten als Bolschewismus herausgebildet hat, beziehungsweise das, was für die Mitte Europas „als mehr oder weniger so und so nuancierte Sozialdemokratie“ sich metamorphosiert hat und was „im Westen mehr als verbürgerlichte Arbeiterbewegung“ existiert.

Die Leute sagen natürlich, Bolschewismus gibt es bei uns nicht, das gibt es – oder gab es – nur im Osten. Aber die Sozialdemokratie ist eben nur der auf die geistig verdorbenen mitteleuropäischen Verhältnisse angepasste Bolschewismus.

Die Sozialdemokratie als eine der über diese Erde in sich verschiedener Weise ausprägenden Sozialismen stellt also nichts anderes dar als die politisch-organisatorische Hülle für die Forderungen nach einer geistlosen Befriedigung der kreatürlichen Bedürfnisse und Triebe des Menschen, das heißt eines

rein das Animalische sozialisierenden Sozialismus; 

wie es Rudolf Steiner einmal beschrieb. Und weil das alles so ist, wie es ist, weil das alles so natürlich-kreatürlich mit der Existenz des irdischen Teils des Menschen verbunden ist, sagte er auch:

Der Bolschewismus wird in der Form, wie er aufgetreten ist, vielleicht nur ein kurzes Dasein haben; aber mit dem, was hinter ihm steckt, wird die ganze Menschheit sehr lange zu tun haben  … 

Also so lange, bis die Menschen diesen animalischen Teil in sich einigermaßen vergeistigt haben werden.

 

Dass es einem in diesem Sinne natürlich-kreatürlichen Sinne gut gehen soll, darauf reagieren die Leute heute mit automatischen Reflexen. 

Das wissen die politischen Parteien, und deswegen hat es auch Frau Merkel gesagt – und die CDU stellt es weiterhin auf ihre Homepage:

„Deutschland geht es gut“

Und so soll es natürlich immer weiter gut gehen. Das wird es aber nicht. Denn es ist nun mal so, dass dieser kreatürlich-animalische und sozialistisch-ungeistige Aspekt des Menschen  nur ein Teil dessen Wesenheit ist, da diese ihren Ursprung im Geistigen hat, und dass deshalb

dieser Sozialismus, der nicht begründet ist in der Entwickelung der Menschheit, nichts anderes kann, als vielleicht lange Zeit die Welt erschüttern, aber niemals kann er sie erobern. 

Denn nur in dem politischen und gesellschaftlichen Ziel einer Sozialisierung, das heißt einer Befriedigung der animalischen Bedürfnisse der Menschen –

also Essen, Trinken, Wohnen, Autos, Smartphones, Waschmaschinen, Fernseher (Bildschirmdiagonale bitte gerne ab 1,50 Metern aufwärts), Gasturbinen, Kraftwerken, Elektromotoren und so weiter und so fort –

oder drücken wir es mit dem verdienstvollen Uli Gellermann etwas unvermittelter, aber nicht weniger zutreffend aus, also

Shoppen und ficken,

oder

Eat Sleep Fuck Repeat

beziehungsweise in dem gepflegteren sozialistischen Sinn Marke Proletarier de luxe, den Ernst Wolff anspricht:

Fragen wir uns doch einfach einmal, was für unser Leben wirklich von entscheidender Bedeutung ist. Doch wohl, dass wir eine gute Ausbildung genießen können, dass wir Arbeit haben, im Krankheitsfall versorgt werden, im Alter abgesichert sind und dass wir vor allem in Frieden leben und von Kriegen verschont bleiben. 

wird man auf lange Sicht das, was wirklich im Menschen lebt, – und nicht in dem kleinen animalischen Tier, das als Teil von ihm über die verdunkelte Erde kriecht – nicht befriedigen können.

 

Selbstverständlich spricht Ernst Wolff elementare Dinge an.

Der Mensch möchte Arbeit haben, weil er Geld zum Leben braucht, er möchte

„im Krankheitsfall versorgt werden, im Alter abgesichert“

sein und

vor allem in Frieden leben und von Kriegen verschont bleiben.

Aber es ist nun mal so, dass das Rechtsleben – in diesem Fall die heimische Sozialdemokratie – nur in unvollkommener und „törichter Weise“ gegen die dem Wirtschaftsleben innewohnenden  zerstörerischen Tendenzen kämpft, indem man – wofür eben oben auch wieder Ernst Wolff eintritt – lauter den Arbeitnehmer schützende und versichernde Gesetze schafft. Würde sich die Sozialdemokratie – würde sich der so vielen Parteien innewohnende Sozialismus – nicht so derart dem Geist auch auf sozialem Gebiet verweigern, dann hätte sie eben diesen stümperhaften Kampf –

denn er ist eben stümperhaft und töricht, solange man glaubt, diesen Kampf auf dem Boden des alten überkommenen Einheitsstaates führen zu können –

in einen Kampf für die Soziale Dreigliederung verwandelt, das heißt dafür, in wirklich konsequenter Weise Rechtsleben und Wirtschaftslebens zu trennen, indem man diese aus ihrer Verschmelzung des alten Einheitsstaates in selbstständige Organisationen befreit (mehr zur von Rudolf Steiner entwickelten Sozialen Dreigliederung zum Beispiel hier und hier und hier – sowie an vielen anderen Stellen auf Umkreis-Online):

Rudolf Steiner dazu: Und auf der anderen Seite wiederum gibt sich ein jedes der drei Glieder des sozialen Organismus eben seine eigenen Gesetze und kämpft gegen das andere Glied, wenn es nicht in der richtigen Weise losgelöst ist. Sehen Sie, eigentlich kämpft schon wiederum seit langer Zeit das staatlich-rechtliche Gebiet gegen das wirtschaftliche Gebiet in der Wirtschaftsgesetzgebung, der Altersversicherung und so weiter. Was bedeutet das anderes, als dass man in törichter Weise loslösen will die Arbeitskraft vom Wirtschaftsleben? Gescheit wäre es, wenn man es nun gleich gründlich loslöste! Aber die Staaten sind durchaus auf dem Marsch – wenn ich das Wort gebrauchen darf, das, wie Sie wissen, missbraucht worden ist von Wissel -, auf dem Marsch nach dem selbständigen Rechtsleben. Indem sie Arbeiterschutzgesetzgebung, Altersversicherungsgesetzgebung und so weiter schaffen, holen sie die Organisation der Arbeit, die Regelung von Art und Zeit der Arbeit, aus dem Wirtschaftsleben ja ohnedies heraus. Nun, da sehen wir, dass auch das zweite Glied des sozialen Organismus auf dem Wege nach Emanzipation von dem wirtschaftlichen Leben ist.

 

Mit Blick auf den von Ernst Wolff angesprochenen nachvollziehbaren aber frommen Wunsch,

dass wir vor allem in Frieden leben und von Kriegen verschont bleiben,

verweise ich auf die bewegte und bewegende Rede von Oskar Lafontaine hier auf Umkreis-Online, der sehr klar aussprach, dass es sich bei dem, was sich heute an Kriegen in der Welt vollzieht, nur um politisch verbrämte Rohstoffkriege handelt. Oskar Lafontaine ist weit über den Schwachsinn hinaus, den Rudolf Steiner damals in seinem Kampf für die Dreigliederungsbewegung gegen die damaligen debilen politischen Kräfte und deren Auffassungen über Rohstoffkriege führen musste.

Aber alle, die wie Oskar Lafontaine sowie Ernst Wolff in ihren – zwar nachvollziehbaren aber – frommen Wünschen sozial unvollständig denken, denken leider eben nicht konsequent genug, um sich mit dem Punkt anfreunden zu können, dass diese Rohstoffkriege sofort aufhören würden, wenn man das im alten Einheitsstaat mit der Politik so fürchterlich verfilzte Wirtschaftsleben aus diesem alten Einheitsstaat herauslösen und beide auf eigene Beine stellen würde – und dazu ein freies Geistesleben – also die Soziale Dreigliederung fordern würde, anstatt sich unfruchtbaren Wünschen hinzugeben, dass es doch bitte nur noch Frieden und keine Kriege mehr geben möge.

 

Hätte Ernst Wolff diese oben genannte Forderungen in einen größeren – und zwar geistigen – Zusammenhang gestellt, dann hätte man das akzeptieren können. 

Denn dieser kreatürliche, animalische Aspekt ist selbstverständlich ein Teil des Menschen, der befriedigt sein will. Aber Ernst Wolffs eingrenzende Formulierung nach dem,

was für unser Leben wirklich von entscheidender Bedeutung ist (Hervorhebung IH) 

sollte allerschärfsten Protest hervorrufen, weil er den geistigen Teil des Menschen und dessen wirklich entscheidende Bedürfnisse missachtet.

 

Und was heißt überhaupt Ernst Wolffs „gute Ausbildung“? 

Ist eine Ausbildung „gut“, die einzig und allein den Zweck hat, gut funktionierende Menschen dem – möglichst gut funktionierenden – Wirtschaftsleben zuzuführen? Ist eine Ausbildung „gut“, ist vor allem eine wissenschaftliche Ausbildung „gut“, die nichts anderes im Sinn hat, als auszufließen in eine geistlose Technik, die also letztlich doch nur die Produkte zur Befriedigung der kreatürlichen Bedürfnisse und Triebe des Menschen herstellt, das heißt Ausdruck ist eines

rein das Animalische sozialisierenden Sozialismus. 

und die sich bis heute weigert, den Geist in der Natur und in den Dingen – Und in dem sozialen Leben der Menschen! – erkennen zu wollen.

Mehr dazu zum Beispiel in den Rubriken Goetheanismus, Grenzen der Naturerkenntnis,  Wissenschaft – sowie zur Philosophie der Freiheit und zur Sozialen Dreigliederung hier auf Umkreis-Online.

Was heute sich an Ausbildungen auf den Schulen und Universitäten vollzieht, ist weit entfernt davon, „gut“ genannt zu werden. Dass das nicht eingesehen wird, liegt eben daran, dass dieser Bolschewismus und dieser Sozialismus in seinen diversen Modifikationen so weit verbreitet ist – und so viele damit völlig zufrieden sind.

 

Aber diese den Geist verleugnende Haltung, die sich in so vielen sogenannten „modernen“ sozialen Forderungen zeigt, 

ist eben auch ein Charakteristikum der heutigen Bevölkerung in Deutschland, die sich aus dem alten Proletariat des 19. Jahrhundert als nachrückende Schicht so ziemlich flächendeckend heraufentwickelt hat. Der alte Adel (Aristokratie), das alte vermögende Bürgertum (Bourgeoisie) sowie der Militarismus sind ja längst nicht mehr die gesellschaftlich bestimmenden Teile der Bevölkerungsstruktur, wie sie das vor 100 Jahren und davor noch waren, sondern es sind eben diese Nachkommen des alten Proletariats, die heute die Masse der Bevölkerung ausmachen. Das alte sozialistische Proletariat hatte damals zwar einen „Sinn für große Menschheitszusammenhänge“, aber keinen Sinn für Ideen, die über das „brutal materielle Leben“ hinausgingen:

Rudolf Steiner: Wenn man sich fragt: Wo war in den letzten Jahrzehnten Sinn für große Menschheitszusammenhänge, für Ideen, welche, man möchte sagen, eine Art religiösen Charakter hatten, wenn auch einen brutal religiösen Charakter, während alles andere mehr oder weniger im Sterben war, wo war so etwas ? – so kann man doch sagen, wenn man die Verhältnisse richtig durchschaut: Es war beim Sozialismus. – Da waren Ideen, aber Ideen, die sich niemals auf das geistige Leben richteten, die sich nur auf das brutal materielle Leben richteten. Aber es stand leider diesen Ideen keine andere Welt von Ideen gegenüber.

Und das ist bis heute so geblieben, und dafür sind die Ausführungen von Ernst Wolff

was für unser Leben wirklich von entscheidender Bedeutung ist (Hervorhebung IH) 

ein scharfes Zeugnis. Wer glaubt, für diesen Sozialismus müsste man nun unbedingt die Linken oder die SPD oder die Grünen usw. wählen, der irrt, denn die CDU/CSU von Angela Merkel – und alle anderen Parteien haben, wie gesagt – diese linken Positionen längst übernommen und sie sind letztlich konzentriert in der Aussage:

„Deutschland geht es gut“

Oder wie es ebenfalls auf der Homepage der CDU zu lesen ist:

Angela Merkel: Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben.

 

 

 

 

 

 

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Bolschewismus, Sozialismus, Sozialdemokratie, verbürgerlichte Arbeiterbewegung – Alles Kehrseiten derselben Medaille wurde am 29.09.2017 unter Zum Zeitgeschehen veröffentlicht.

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