Gute Wissenschaft ist gute Beobachtung? 

 

von Ingo Hagel 

 

Die  heutigen kulturellen, geistigen, sozialen, wissenschaftlichen, politischen und so weiter Probleme beruhen auf einem falschen Wissenschaftsbegriff, das heißt auf einer Überbetonung des sinnlich Wahrnehmbaren und einer Vernachlässigung des durch das Denken Erlebbaren. Das bekommt man dann auch im Kino auf das geistige Butterbrot gestrichen: Im Film „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ (siehe dazu auch hier auf Umkreis-Online) sagt der Colonel Quaritch zum Soldaten Jack Sully (bei 10:00, habe ich nur im Film selber und nicht auf YouTube gefunden):

Gute Wissenschaft ist gute Beobachtung.

Na klar, ohne gute Beobachtung kann es niemals eine gute Wissenschaft werden. Aber das ist eben der Irrtum, wenn man glaubt, gute Wissenschaft sei nur gute Beobachtung. Aber so wird eben das Volk nicht nur durch das Kino, sondern auch durch die Universitäten an der Nase herumgeführt, indem man es mit Halbwahrheiten abspeist. 

Das ist eben der große Irrtum – von dem die Menschen aber heute immer noch weit entfernt sind, ihn zu erkennen: 

Bloß beobachten ist überhaupt keine Wissenschaft. Man muss Gedanken zu dem Beobachteten hinzufügen. Rudolf Steiner:

Wenn man von einer «streng objektiven Wissenschaft» fordert, dass sie ihren Inhalt nur der Beobachtung entnehme, so muss man zugleich fordern, dass sie auf alles Denken verzichte. Denn dieses geht seiner Natur nach über das Beobachtete hinaus. 

 

“Mut zur Wahrheit heißt, Tatsachen sprechen lassen – nicht Ideologien.”

Dieses Motto setzte COMPACT-Chefredakteur Jürgen Elsässer unübersehbar über seine Homepage. Es entspricht durchaus der Haltung vieler Menschen, die sich heute für aufgeklärt halten – und von denen die sogenannte Wahrheitsbewegung ihren Namen hat. Für wie bedeutsam ich das Ganze halte, kann man ja auch daran sehen, dass es hier auf Umkreis-Online eine ganze Rubrik zum wichtigen Thema Aufklären gibt. An der Sache ist also selbstverständlich etwas Wahres dran, auch wenn man unter obigem Ausspruch Vieles verstehen kann. Zum Beispiel könnte man bereits bei der Frage einhaken, was denn eigentlich Wahrheit ist.

Bei so viel Lügen und Unwahrheiten, die heute durch die Welt breite Schneisen der Verwüstung schlagen, ist es selbstverständlich schon verdienstvoll, diejenigen Kettensägen dingfest zu machen, die diese Massaker veranstalten, und die von so Vielen, die an der Meinungs- und Deutungshohheit arbeiten, einfach „übersehen“ werden.

Näher an der Wahrheit befindet man sich, wenn man sich – zum Beispiel – fragt, wieso denn diese Kettensägen so böse sägen, wie sie es eben tun. – Rudolf Steiner wies darauf hin, dass Wahrheit letztlich nur das ist, was geistige Wirklichkeit ist. Hier beginnt es allerdings für viele Leute, problematisch zu werden, weil sie diese Art von Wahrheit und Wirklichkeit nur für „Ideologie“ halten.

 

Leider verstehen heute so viele Menschen nur das unter Wissenschaft und Wahrheit, 

was oben im Film Avatar der Colonel Quaritch zum Soldaten Jack Sully sagte. Diese beobachteten Dinge halten Sie dann für „Tatsachen“. Aber sind nichts für sich –

beziehungsweise als Wahrnehmung nur die Hälfte der Wirklichkeit -,

das heißt, sie sprechen nur dann, wenn man über die bloße Wahrnehmung und Beobachtung der Objekte der Außenwelt hinausgeht, indem man Gedanken an diese knüpft. Die „Tatsachen“ sprechen nicht von alleine. Sie werden einem als Wahrnehmungen passiv aus der Außenwelt gegeben. Und sollen sie wirklich zu einem „sprechen“, dann muss man aktiv aus seinem eigenen Inneren das zu ihnen hinzufügen, was einem passiv durch diese Beobachtungen, Wahrnehmungen, „Tatsachen“ nicht gegeben ist: Gedanken.

Während einem die Wahrnehmungen einfach so, das heißt passiv von außen gegeben werden, so dass man einfach nur die Sinne öffnen muss –

oder vielleicht auch nur genauer recherchieren muss, als es die MSM (Maso-Sado-Medien) tun –

müssen die dazugehörigen Gedanken aus einem selbst heraus aktiv gebildet werden. Ohne den tätigen Denkwillen des Menschen sprechen die „Tatsachen“ nicht, bleiben sie stumm. Zu welchen geistigen Tatsachen man gelangt, wenn man diese Aktivität im Denken nur etwas weiter entwickelt, als sie für die bloße Abbildung der sinnfälligen Welt in sein Bewusstsein nötig ist, muss man selber ausprobieren. Je mehr sich die Kraft entwickelt, in Gedanken Realitäten und Tatsachen sehen und anerkennen zu können, desto mehr erweitert sich auch der Sinn dafür, was überhaupt Tatsachen in dieser Welt sind.

 

Die allermeisten Menschen halten heute Gedanken für nichts Reales, also für „Ideologie“. 

Man kann sie denken, oder auch nicht denken, das ändert an den sogenannten „Tatsachen“ nichts, glauben die Leute. „Tatsachen“ sollen das eigentlich Wichtige sein, auf das es ankommt. Die Leute merken natürlich nicht, dass sie an das, was sie für „Tatsachen“ halten, ohne dass sie es merken, und ohne dass sie sie beobachten, Gedanken knüpfen. Im Menschen arbeitet das Denken, ohne dass er es beobachtet, und wirft seine Arbeitsergebnisse –

das ist blau, das ist rot, das ist ein Baum, das ist ein Tisch –

in dessen Bewusstsein. Weil das so ist, ist eben die erste Beobachtung, die man machen kann, wenn man –

entgegen aller ebenfalls nicht beobachteten Denkgewohnheiten –

doch einmal versucht wahrzunehmen, was da an unbeobachteten Gedanken in einem vorgeht, die, dass das Denken

das unbeobachtete Element unseres gewöhnlichen Geisteslebens ist,

wie Rudolf Steiner in seiner Philosophie der Freiheit bemerkte. 

Die Menschen glauben, dass Gedanken doch nichts als flüchtiger Rauch und Ideologie sind, 

der aus der einzig realen proletarischen Fabrik, dem Wirtschaftsleben, aufsteigt. Ob dem wirklich so ist, das wird sich in dem Moment entscheiden, in dem dem einzelnen Menschen diese Beobachtung seiner Gedanken so reale Wahrnehmung und Beobachtung geworden ist, wie Bäume, Häuser und Autos –

also so, wie die sogenannten Tatsachen der Sinneswelt –

für das gewöhnliche Bewusstsein eben reale Dinge sind. Von Letzteren behauptet er ja auch nicht, sie seien Ideologie. In dem Moment, in dem nicht nur mit dem Kopf die intellektuellen Gedanken gedacht werden –

die mit Recht als unreal erlebt werden, weil sie eben nur Bilder sind, die aber gerade durch diesen Bildcharakter dem Menschen die Freiheit ermöglichen, indem diese Bilder ihn zu nichts mehr zwingen können –

sondern indem diese Gedanken so intensiviert, verdichtet und verlebendigt werden, dass sie nun mit dem ganzen Menschen –

und nicht mehr nur mit dem Kopf –

erlebt werden, hört die Möglichkeit auf, von dem, was diese Gedanken darstellen, als von einer „Ideologie“ zu sprechen.

Die Zeit ist heute im eminentesten Maße auf dieses Bewusstseinsproblem ausgerichtet. Und die Kettensägenmassaker werden immer größer werden, wenn die Menschen glauben, sie bräuchten mit ihren Gedanken weiterhin nur so abbildend an der Oberfläche der „Tatsachen“ kleben bleiben, wozu im sozialen Bereich – zum Beispiel – der Glaube gehört, der alte, verkommene Einheitsstaat sei eine ewige Wahrheit – ganz abgesehen davon, dass alles nur etwas wahrer und natürlich mit anderen Parteien werden muss.

Dieses ganze Problem kann selbstverständlich nicht in einem Artikel erschöpfend behandelt werden. Aber in der Rubrik Philosophie der Freiheit hier auf Umkreis-Online gibt es für den denkwilligen Leser mehr dazu.

 

Die Tatsachen der Welt schreien es einem, wenn man sie in der rechten Weise sprechen lassen kann, geradezu ins Gesicht, dass das einzige Heilmittel gegen die Absurditäten,

die man jeden Tag zu lesen und zu spüren bekommt, die Dreigliederung des Sozialen Organismus ist (mehr dazu zum Beispiel hier und hier und hier – sowie an vielen anderen Stellen auf Umkreis-Online). Die Tatsachen des heutigen Zeitgeschehens, wenn man sie nur recht aufzufassen versteht, sagen klar und deutlich, dass, wer nur diese Tatsachen anprangert und nicht in der Lage oder willens ist, die Soziale Dreigliederung als dieses einzige Heilmittel für diese immer weiter sich ausbreitende Kulturkrankheit aufzufassen, eben noch durch ganz andere Tatsachen überzeugt werden muss, als wir sie heute bereits erleben.      

Bis jetzt waren diese Tatsachen nicht in der Lage, die Menschen zu einer Anerkennung der Sozialen Dreigliederung als Heilmittel zu bewegen. Und so wie die Verhältnisse im Moment aussehen, sehe ich auch keine Hoffnung mehr, mit „Argumenten“ und so weiter in diese Richtung noch etwas ausrichten zu können. Man schreibt diesbezüglich nur für sich selber, um seine Gedanken zu klären, sowie für nur sehr wenige Andere, die noch irgendwie offen und zugänglich sind. Bei den Meisten habe ich aber das Gefühl, das überhaupt erst ein neuer Sinn geschaffen werden muss, eine neue Fähigkeit der Einsicht, um das, was nötig ist, auffassen zu können. Diese Welt, die sich die Menschen so ausgedacht haben, muss sich eben durch die harten Realitäten als Illusion erweisen. Und das wird sie.

 

 

 

 

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Gute Wissenschaft ist gute Beobachtung?  wurde am 13.08.2018 unter Zum Zeitgeschehen veröffentlicht.

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