Freiheitsgewoge

 

von Ingo Hagel 

 

Freiheit, Freiheit, Freiheit – tönt und leuchtet es Einem in der heutigen Zeit auch farbig von vielen Seiten entgegen. „Freiheit“ steht frohlockend groß und fett auf irgendwelchen Lastwägen. Und der Zusammenschluss und die Solidarität der unterdrückten Klasse, die sich gegen die sie unterdrückende herrschende Schicht zusammenschließt, die zum Beispiel an den Straßenrändern in Kanada steht und den aufbegehrenden Truckern zujubelt, ihnen hilft, sie mit Nahrung und Unterkünften versorgt und so weiter – all das hat auf der einen Seite durchaus etwas sehr Bewegendes. 

 

Auf der anderen Seite droht diese neue Art eines alten und längst überwunden geglaubten Klassenkampfes 

die Keime eines Zukünftigen zu zerstören, weil es letztlich nicht um einen Kampf der Klassen geht, sondern um einen Kampf des Spiritualismus gegen den Materialismus. Und der wird ganz anders geführt werden müssen, als man heute glaubt, weil er ein geistiger Kampf ist. Er wird zuvorderst an der Heimatfront geführt und entschieden werden müssen, das heißt im Innern eines jeden einzelnen Menschen. – 

Letztes Lesebeispiel dazu – also nur zum Beispiel – hier auf Umkreis-Online hier. – 

Dann wird er letztlich selbstverständlich auch im Äußeren geführt werden müssen. Aber wer glaubt, diesen Kampf nur mit den alten geistigen Mitteln einer untergehenden Zeit gewinnen zu können, der hat ihn schon verloren. 

 

Immer wieder kann Einen bei dem ganzen Freiheitsgewoge aber auch das Gefühl beschleichen, 

als ob es einigen Kreisen ganz gut ins Konzept passen würde, wenn unter diesem Freiheits-Motto die Bevölkerung sich zu bürgerkriegsähnlichen Handlungen aufstacheln ließe. Für die Juristen wird es wohl nicht schwer sein, zum Beispiel die Besetzung nun auch der zweiten Brücke in Kanada durch die freiheitsliebenden Trucker als einen terroristischen Akt mit allen entsprechenden „rechtsstaatlichen“ Konsequenzen einzustufen – 

auch wenn man selbstverständlich dagegen argumentieren kann, dass die Corona-Maßnahmen der Regierung, die zu diesen verzweifelten Maßnahmen der Trucker führten, doch wohl auch als terroristische Akte einzustufen sind. – 

In dieser heutigen Zeit des Individualismus und der ganz individuellen Entscheidungen ist jeder Einzelne aufgerufen zu entscheiden, wo er steht. Mal sehen, auf welche Seite sich Minister, Generäle, die Armee, die Bürgermeister und die Polizeichefs schließlich schlagen werden: 

Kanadischer Trucker-Protest: Militär will sich nicht gegen Trucker stellen, Gericht stoppt Bezinbeschlagnahmung, Abschleppunternehmen verweigern Trucker abzuschleppen, Trudeau in Defensive …

  

Dann könnten die Regierenden vom Gesetz gedeckt dieser selben Bevölkerung 

unter dem Deckmantel der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und der „Demokratie“ –

und wie diese schönen Begriffe alle noch heißen –

ganz ordentlich „eins auf die Ömme zu geben“ und – das Gegenteil von Freiheit zu installieren, nämlich Notstand, Ausnahmezustand, Kriegsrecht und so weiter und so fort. Denn wie habe ich oft hier auf Umkreis-Online geschrieben:

Die Regierenden sind nicht Eure Freunde!

und wie schrieb gerade auch der ehemalige stellvertretende Finanzminister der USA Paul Craig Roberts zutreffend: 

Es sind nicht mehr die Kapitalisten gegen die Arbeiter. Es ist die Elite gegen das Volk …

Anmerkung: Über die Furcht der herrschenden Schicht über die von unten nach oben aufsteigende und aufbegehrende vertikale Völkerwanderung des eigenen Landes/der eigenen Länder habe ich ja zum Beispiel hier und hier und hier und hier auf Umkreis-Online geschrieben. Früher hat man das Problem über Kriege im Äußeren gelöst, aber irgendwie zieht die Bevölkerung da nicht mehr richtig mit. Heute läuft es daher über Kriege im Inneren. 

 

Freiheit hat aber im Kern einen eminent geistigen Aspekt und Inhalt. 

Angewandt auf das individuelle geistige Leben des Menschen besteht dieser Impuls in dem, was Rudolf Steiner in seiner „Philosophie der Freiheit“ dargestellt hat. –

Siehe dazu hier auf Umkreis-Online. –

Angewandt auf das soziale Gebiet heißt dieser geistige Inhalt und Freiheitsimpuls dann eben Soziale Dreigliederung – 

siehe dazu hier auf Umkreis-Online. –

 

Wenn dieser geistige Aspekt und Inhalt nicht beachtet und entwickelt 

und in die sozialen Bestrebungen einbezogen werden, wird aus diesen ganzen Freiheits-Aufmärschen nichts Gedeihliches kommen können – außer vielleicht ein paar Revolutionen – 

DER RUF WIRD LAUTER: „REVOLUTION“  BREITES BÜNDNIS IN AUSTRALIEN    Noch nie waren Menschen mir solch verschiedenen Ansichten vereint mit einem gemeinsamen Ziel: Ende der „Maßnahmen“ durch Sturz der Regierung … –

die aber, weil sie nicht von wirklich geistigen Ideen getragen sind –

weil sie auch keine vom Geist getragenen politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Impulse tragen, die zukünftiges soziales Elend und Unfreiheit verhindern könnten – was eben nur das fruchtbare Konzept der Sozialen Dreigliederung kann! –

von der herrschenden Klasse nur benutzt werden wird, um deren alte geistlose Macht- und Systemverhältnisse einer eigentlich längst vergangenen und abgelaufenen Zeit zu zementieren. 

 

Das Volk – also: Wir – sind das Volk! – will unter der Freiheit allerhöchstens 

nur einige ihm angenehme und greifbare Aspekte der Wirtschaft verstehen – oder sonstwelche Kleinigkeiten und „Lockerungen“. 

Auch Niederlande bald wieder frei

Die Niederlande wollen zum 18. Februar die meisten Coronamaßnahmen aufheben …

Anmerkung: Ääährlisch? Frei? Alles gut jetzt? Glaubt ihr das wirklich? Aber diese Glaube bestätigt eben nur die engen und kleinlichen Auffassungen von Freiheit, die in dieser sogenannten Freiheitsbewegung kursieren.

Das Volk will nicht den Geist denken, der nicht nur die Wirtschaft, sondern auch das geistige und kulturelle Leben und die Politik, also das Rechtsleben in einer gesunden – also dreigegliederten – Weise durchdringen soll. Rudolf Steiner dazu: 

Der Proletarier sagt, nichts wirke von geistigen Kräften in der Geschichte; in der Geschichte wirken nur die wirtschaftlichen Kräfte. Die nimmt er mit der gröbsten Wahrnehmung auf, die betrachtet er als das allein geschichtlich Werdende. Das geistige Leben ist ein bloßer Überbau, eine Ideologie, ein Spiegelbild der äußeren wirtschaftlichen Vorgänge. … Daher sucht ein Jeder die Wirklichkeit, nach der er sich eigentlich aus seinem Inneren heraus sehnt, in der äußeren Welt. Und weil der Proletarier seit dem Kapitalismus eingespannt ist in das bloße Wirtschaftsleben, sucht er diese Wirklichkeit im Wirtschaftsleben.

Daher werden die „Eliten“ –

die ich ja immer hier auf Umkreis-Online aus den geschilderten Gründen in Anführungszeichen schreibe –

das nicht denken wollende Volk eben auch solange und immer weiter in solche unterdrückenden – und nicht nur wirtschaftlichen – Verhältnisse führen, bis dieses Volk aus der Not und aus dem Schmerz heraus gelernt haben wird, Freiheit geistig zu denken – und nicht nur als Abwesenheit von irgendwelchen leiblichen Misslichkeiten und Leiden.  

Tief auf dem Grunde ihrer Seelen sind die Menschen heute von einer Sehnsucht nach dem Spirituellen durchzogen. 

Man kann daher ein nur an der Oberflächlichkeit der Sinnesdinge entlang denkendes, das heißt ein nicht wirklich denken wollendes materialistisches persönliches Leben – 

aber auch ein materialistisches Leben ganzer Gesellschaften – 

nicht führen, ohne letztlich in den seelischen Ruin getrieben zu werden. –

Und mit Blick auf das materialistische Leben ganze Gesellschaften eben auch in den entsprechenden Ruin ganzer Gesellschaften. 

Man kann diesen seelischen, kulturellen und geistigen Bankrott –

der sich an so vielen Stellen des gesellschaftlichen Lebens zeigt, wenn man nur die Augen aufmacht –

aber nicht überwinden, ohne dass man sich zu einem wirklichen aktiven Denken hinwendet: 

Der nächste Schritt ist, daß dann über dieses energische Denken hinaus zum wirklichen Erleben des Spirituellen gegangen wird. Natürlich geht das alles in der geschichtlichen Entwickelung langsam vor sich, aber der Weg der Menschheit geht doch darauf hin. Und diese Sehnsucht, die eigentlich heute alle Menschen beherrscht, aus der Abstraktion heraus zum spirituellen Leben zu kommen, diese Sehnsucht liegt geheimnisvoll auch der in der modernen proletarischen Bewegung verankerten Kraft zugrunde.

 

Dieses „spirituelle Leben“ heißt, mit Blick auf das soziale Leben der Gesellschaften angewendet, eben: Soziale Dreigliederung. 

Auch der Proletarier –

also: Wir – sind das Volk! –

dem nachgesagt wird, dass er es nicht so mit dem Denken hat, wird letztlich erkennen müssen, dass er sich sehr wohl zu dieser auf das soziale Leben angewandten Spiritualität verstehend hinwenden kann. Man muss nicht Anthroposoph sein, um die Soziale Dreigliederung verstehen zu können. –

Dass allerdings so wenige der sogenannten „Anthroposophen“ sich für diesen auf das soziale angewandten Geist der Sozialen Dreigliederung interessieren, heißt nur, dass diese nur in einer ganz äußerlichen Weise sich mit dem Geistigen verbunden haben – also eben keine wirklichen Anthroposophen sind. –

 

Rudolf Steiner war der Auffassung, dass sein Buch zur Sozialen Dreigliederung 

– „Die Kernpunkte der sozialen Frage“ (GA 23) – von dem gesagt wird, dass es so schwer zu lesen sei –

falls Jemand in der heutigen Zeit dieses Buch überhaupt noch gelesen hat –

durchaus etwas darstellt, 

was heute das Proletariat unbedingt braucht, was notwendig ist aus der Zeitlage heraus. (GA 330 S. 401)

Dieses Buch ist deshalb nicht leicht zu verstehen, weil es den Leser nicht in Dem bestätigen will, was dieser sowieso schon weiß, sondern weil es ihm die Möglichkeit geben will, in der Auseinandersetzung mit einem schwierigen Text neue geistige Kräfte zu entwickeln. Und diese werden in dem sich vollziehenden Kampf des Spiritualismus gegen den Materialismus dringend gebraucht.  

 

 

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Freiheitsgewoge wurde am 12.02.2022 unter Zum Zeitgeschehen veröffentlicht.

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