Wolfgang Held ist nicht nur der Anti-Held der Anthroposophie und des anthroposophischen Studiums

von Ingo Hagel

 

Ticking away

The moments that make up a dull day,

You fritter and waste the hours

In an offhand way.

Kicking around on a piece of ground

In your hometown,

Waiting for someone

Or something to show you the way.

Pink Floyd „Time“ (bei 2:18) 

Hier gibt es dieses Podiumsgespräch „anthroposophischer“ Funktionäre, das die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland auf ihren YouTube-Kanal einstellte. Wolfgang Held – 

der bei 1:40 nach eigener Aussage sowie Untertitel als Waldorflehrer für Mathematik, in der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation am Goetheanum, Schweiz, sowie in der Redaktion der Zeitschrift „Das Goetheanum“ tätig ist – 

stellte sich (bei 2:30) mit einer bizarren Geschichte vor, wie ihm damals als Studierender bei einem Besuch des Goetheanums von einem Redakteur – 

ich nehme an: des anthroposophischen Umfeldes beziehungsweise des Goetheanums selber – 

seine Frage beantwortet worden war: 

Wie schreibt man denn anthroposophisch?  

Die brennende Frage von Wolfgang Held lautete also nicht: 

Wie wird man Anthroposoph? – 

um dann davon ausgehend ganz natürlich – 

und auch hoffentlich anthroposophisch – 

etwas schreiben zu können, sondern seine Frage ging nach einem besonderen Schreibstil, von dem er annahm, dass man sich diesen äußerlich aneignen konnte, um dann – 

vielleicht auch, wenn man mit der Anthroposophie nicht so richtig klarkam – 

anthroposophisch“ schreiben zu können. Der Redakteur belehrte Wolfgang Held auf dessen Frage, wie man denn „anthroposophisch“ schreibt, folgendermaßen:  

… das gibt’s gar nicht, aber wie du schreiben kannst. Und dann malt er einen Kleiderbügel auf ein Papier und sagt: Weißt du, die Hose ist das, was du erlebst, was du siehst. – Also, ich schreibe auch hier über dieses Wochenende, das wäre, wie ich erlebt habe, wie da tausende und abertausende Menschen entlangzogen, und die einzelnen Zelte waren wie so Häfen, und man konnte immer kurz einschiffen und anhalten und wieder weitergehen. – Also der sagte, das ist die Hose, was du erlebst. Und dann malt er oben an den Kleiderbügel diesen Haken und sagt: Damit hängst du es – zack! – an den Himmel. Und das habe ich vor 40 Jahren gehört und das habe ich nicht vergessen. Deshalb erzähle ich jetzt auch jetzt. Alles was ich erlebe, sehe, das ist mein anthroposophisches Herz. …

Nach diesem Verfahren dürften wohl sehr viele Leute „anthroposophisch schreiben“ können.

Weiter gab Wolfgang Held, der Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation am Goetheanum, Schweiz, 

sowie der Redaktion der Zeitschrift „Das Goetheanum“ und so weiter, dem Publikum zum Besten, dass er ganz wenig Anthroposophie liest (bei 7:10): 

Ich lese ganz wenig Anthroposophie. Und ich bin auch überzeugt davon: man kann fast ohne Lesen Anthoposophie studieren, indem man Menschen studiert. Ja! Indem man Menschen studiert, indem man das Leben beobachtet, indem man zuhört. Deshalb habe ich so abstehende Ohren vielleicht auch. Indem man zuhört, was andere zu sagen haben. Das Geheimnis des Menschen offenbart sich vor allem, was Menschen reden. Ganz praktisch. 

 

Wolfgang Held führte diese Absage an ein anthroposophisches Studium etwas später weiter aus, 

indem er sagte, dass man sich all das in der heutigen Zeit diesbezüglich Nötige an einem einzigen Menschen, mit dem man sich zehn Jahre lang beschäftigt, lernen kann (bei 28:30; Hervorhebung IH):

Man könnte ja jetzt das Experiment machen. Man geht hier durch diese vielen Menschen und sucht sich einen aus und stellt sich mal vor: mit ihm spreche ich – oder mit ihr – spreche ich jetzt zehn Jahre, nur mit ihr, und nur sie studiere ich, und ich denke man wird die ganze Menschheit vor sich haben. Das ist ja das Geheimnis von uns Menschen, dass wir so groß sind. Im Islam gibt’s das ja als eine wunderbare Sure: Ein Mensch ist so groß wie die ganze Menschheit. Das heißt, dieses, was du sagst, dass ich das Ganze irgendwie fasse, das habe ich immer in einem Moment. Das ist irgendwie auch für mich in diesem Wort Anthroposophie drin. Du hast zwar da immer – für mich jetzt auch in der Astronomie – du hast die Kosmologie, du hast ganze Weltäonen, und gleichzeitig nur diesen Augenblick, nur dieses Gespräch, jetzt zwischen uns … also das Einzelne, ja, dieses Geheimnis, das Einzelne und das alles, dass wir Menschen dafür der Schlüssel sind und je mehr wir uns verstehen, desto mehr bilden wir diese Brücke. 

Das klingt theoretisch sehr schön. Aber ich glaube doch, dass irgendein Anthroposophisches Verständnis sich heute nicht ohne ein intensives Studium der Anthroposophie wird vollziehen können.    

 

Man kann sich bei diesen Worten des Kommunikators vom Goetheanum tatsächlich fragen, 

warum Rudolf Steiner so unendlich viel und oft sehr Schwieriges damals gesprochen hat, wenn das anthroposophische Studium nicht nötig ist – 

konsequenterweise ist dann auch die Anthroposophie nicht nötig – und Rudolf Steiner war dann eigentlich auch nicht nötig – 

wenn man, wie Wolfgang Held sagt, sich einfach einen Menschen aus der Menge raussucht und mit dem zehn Jahre lang spricht – anstatt zehn Jahre Anthroposophie zu studieren. 

 

Und mit dieser blamablen Botschaft lässt man Herrn Held durch die Welt tingeln,

setzt ihn auf ein Podium und macht einen Clip von ihm, den die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland auf ihre Homepage setzt. An diesem Punkt sind wir mittlerweile gelandet. Wenn das stimmen würde, was Wolfgang Held dort erzählt, dann bräuchte es die Anthroposophie nicht zu geben und dann hätte Rudolf Steiner sein arbeitsreiches Leben sinnlos gelebt. Dann könnte man mit diesem einen Menschen, den man sich da aussucht und mit dem man zehn Jahre spricht, diese ganze Anthroposophie –

die Wolfgang Held nur „ganz wenig“ Anthroposophie liest – 

ersetzen. Und so einen Quatsch setzt die anthroposophische Gesellschaft in Deutschland auf ihre Homepage. Äußerungen dieser Art sind ein Schlag ins Gesicht Rudolf Steiners – verabreicht durch die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland.     

 

Wolfgang Held ist nicht nur der Anti-Held der Anthroposophie und des anthroposophischen Studiums, 

sondern auch der Anti-Held des rosenrosenkreuzerischen Einweihungsweges, dessen erste Stufe ebenfalls das Studium der Anthroposophie ist. Sicher muss nicht jeder Anthroposoph diesen rosenkreuzerischen Einweihungsweg gehen –

ich habe darauf oftmals hier auf dieser Seite hingewiesen –

aber ohne das Studium der Anthroposophie wird man niemals Anthroposoph sein können.

 

Dass Wolfgang Held als Mitarbeiter für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Anthroposophen in Dornach bestellt worden ist, 

das ist für mich nicht nachvollziehbar, da er doch –

da er nur „ganz wenig“ Anthroposophie liest – 

für die Welt in anthroposophischen Angelegenheiten – 

beziehungsweise für diejenigen, die sich wirklich für Anthroposophie interessieren – 

nichts zu kommunizieren hat. Und warum fällt mir beim Anschauen dieses ganzen Desasters –

von denen obige Podiumsdiskussion ja nur einer von vielen Beiträgen und Belegen ist –

mit Blick auf die Anthroposophie nur immer die Abwandlung dieses Reklamespruchs für Halspastillen ein:    

Ist sie zu stark, bist du zu schwach.

 

Die Anthroposophische Gesellschaft stellt mit diesem Stuss, den sie verbreitet – 

und von der Qualität der Beiträge der beiden anderen „anthroposophischen“ Mitarbeiter dieser Podiumsdiskussion – die allerdings ebenfalls in Richtung der von Wolfgang Held geäußerten Meinungen gehen – habe ich ja noch gar nicht gesprochen, will es auch nicht machen, weil es mir schon unangenehm genug ist, dazu diesen hier vorliegenden Artikel zu schreiben – 

eine abbruchreife Ruine ehemals hoher Intentionen dar – aber auch diesbezüglich kann man darüber diskutieren, inwiefern es diese in der Anthroposophenschaft überhaupt jemals wirklich in größerem Maße gegeben hat. 

  

  

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