Der FDP-Politiker Lars Lindemann will, dass Hartz-4ler den Investoren weichen und an den Stadtrand ziehen

 

von Ingo Hagel

 

 

FDP-POLITIKER WILL HARTZ IV BEZIEHER VERTREIBEN? – Berliner FDP: Hartz IV-Bezieher sollen an den Stadtrand ziehen

In der Berliner City wird der Wohnraum immer knapper. FDP-Politiker Lars Lindemann fordert deshalb Hartz IV-Bezieher dazu auf, die beliebten Innenstadtlagen den finanziell besser Gestellten zu überlassen. „Jemand, der von Sozialhilfe lebt, kann nicht denselben Anspruch haben, wie jemand, der sein Geld selbst verdient“, sagte er im Gespräch mit der „Bild“-Zeitung. Und das war nicht die einzige Unverschämtheit, die dem 43-Jährigen während des Interviews über die Lippen kam.

Der FDP-Politiker Lars Lindemann hatte sich mannhaft aus den Räumlichkeiten des Bundestages verabschiedet, nachdem 2013 seine Partei der Besserverdienenden nicht über die 5-Prozent-Hürde gekommen ist. Sogar handschriftlich und echt mit Füllfederhalter und Tinte aus dem Fässchen:

Vor sich im Büro hat er einige schwarze Mäppchen gestapelt. Darin sind hunderte Visitenkarten archiviert. Menschen, die er in seiner Zeit als Parlamentarier kennengelernt hat. Mit Tintenfässchen und Füllfederhalter schreibt er jedem von ihnen eine Postkarte.

Bei so viel tiefgefühlter Zuwendung und geradezu klassischer Stilsicherheit darf man jetzt wirklich nicht meckern, dass ein Kämpfer alter Schule wie Lars Lindemann nun diejenigen aus ihren Wohnungen vertreiben will, die zwar nicht im Wahlkampf aber im Kampf des Lebens denen unterlegen sind, die „ihr Geld selber verdienen“. Schließlich wollten

„Investoren, die ihr Geld in den Ausbau von Wohnraum stecken,“

dieses wieder zurück. Bei solchen Zielen kann man natürlich

„nicht den Ehrgeiz haben, Botschafter und Hartz-IV-Empfänger in einer Straße unterzubringen.“

Na ja, und irgendwie muss Lindemann sich ja mit diesen Vorschlägen einer neuen Gettoisierung auch wieder den eigentlichen Draht- und Strippenziehern hinter den politischen Marionettenfiguren empfehlen, wenn er den Bundestag vielleicht mal wieder aufrecht als Mitglied dieser illustren Gesellschaft und nicht nur gebückt mit einem Besucherausweis betreten will.

Ich kenne Leute, die schwören Stein und Bein, dass Reichen wie Bill Gates ihr Vermögen, in diesem Falle von geschätzten 56,33 Milliarden Euro, völlig gerechtfertigt zusteht – weil ganz selber allein und mit den eigenen Händen erarbeitet. Dazu kenne ich andere, die mit Blick auf die Hartz-IVler das Fehlen amerikanischer Verhältnissen hier in Deutschland bedauern, was heißt: Keine Arbeit, kein Geld (auch kein Hartz-IV!) – Und daher dann wohl: Ab in die Zeltstadt vor den Toren des Heimatortes.

Da ist Lars Lindemann doch noch aus ganz anderem Holz geschnitzt. Sollte es nicht als ein tiefer Zug von Menschlichkeit angesehen werden, dass er die Hartz-4ler vor der Bombardierung mit irgendwelchen Gesetzen zum freiwilligen Verlassen ihrer Wohnungen auffordert? Immerhin gab es hier in Deutschland auch schon mal Zeiten, da hat man Leute, die man nicht haben wollte, noch ganz woanders hinverfrachtet als nur an den Stadtrand. Also wir wollen doch mal die Kirche im Dorf lassen.

 

 

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Der FDP-Politiker Lars Lindemann will, dass Hartz-4ler den Investoren weichen und an den Stadtrand ziehen wurde am 06.08.2014 unter Politik, Soziale Frage veröffentlicht.

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