Mittelstand von Fachkräftemangel bedroht – Ist das ernst gemeint?
von Ingo Hagel
Unter der Rubrik „Mittelstand“ informierten die Deutschen Mittelstands Nachrichten:
Drohender Fachkräftemangel wird zum “Albtraum für den Mittelstand”
Der Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft hat den Fachkräftemangel als „Albtraum für den Mittelstand“ bezeichnet. Über die Hälfte der kleinen und mittleren Firmen haben demnach bereits Probleme bei der Besetzung offener Stellen. In „Engpassberufen“ gingen einer Studie zufolge in den nächsten 15 Jahren rund 2,1 Millionen Fachkräfte in den Ruhestand.
Ist das ernst gemeint? Da beklagt der Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft einen angeblichen „Fachkräftemangel“ – und dann wird als Beispiel für die “Engpassberufe” auch noch der Berufskraftfahrer genannt:
Hier müsse in den nächsten Jahren für etwa 230.000 Beschäftigte Ersatz gefunden werden.
In diesem Artikel wird beschrieben, wie man (der Mittelstand?) zum Beispiel bei der Straßenverkehrsgenossenschaft (SVG), einem Branchenverband für Lkw-Unternehmer und Spediteure, über den in 2015 zu zahlenden Mindestlohn denkt und in Seminaren „praktische Tipps“ zu dessen Umgehen gibt:
Diskutiert wird ein Musterarbeitsvertrag. Der hat es in sich. Denn er sieht vor, dass es zwar für die „normale Arbeitszeit“ 8,50 Euro gibt, für die Bereitschaftszeit künftig jedoch nur noch 2,55 Euro. „Dann hätte ich ja weniger als jetzt, dann kann ich in Rente gehen oder Hartz-IV-Empfänger werden“, sagte ein Lkw-Fahrer, der von „Monitor“ mit so einem Vertrag konfrontiert wurde.
Hier die Sendung dazu:
Damit wird einer der anstrengendsten und ausgebeutetsten Berufe, die es gibt, noch weiter ausgebeutet. Daher muss man dem„Mittelstand“ sagen: Zahlt den Menschen ordentliche Gehälter für ihre Arbeit, und Ihr werdet sehen, dass Ihr Euch vor Bewerbern nicht werdet retten können. Das gleiche gilt für den nächsten Beruf, der in oben angeführten Artikel der DMN genannt wird:
In der Krankenpflege ständen 175.000 Fachkräfte vor dem Ausscheiden.
Ich verweise auf diesen Beitrag zum „Fachkräftemangel“ hier auf Umkreis-Online: Diese Krankenpflegerin im ambulanten Dienst arbeitet, seit sie 16 ist. Nach rund 50 anstrengenden Jahren im Job wird ihre Rente 900 Euro betragen.
Auch hier gilt die Forderung: Gebt den Menschen, die ihr beschäftigt, eine Perspektive, statt sie auszubeuten – und Ihr werdet keine „Alpträume“ mehr hinsichtlich eines „Fachkräftemangels“ mehr haben. Kein Traum, sondern harte Realität ist dagegen, dass mit solchen Albtraum-Meldungen immer mehr billige Arbeitskräfte aus dem Ausland hereingeholt werden sollen.
Wenn die Führungskräfte „des Mittelstandes“ inklusive aller Präsidenten seiner Bundesverbände usw. über solche verheerenden Kurzsichtigkeiten nicht hinauskommen, dann werden sie – ob mit oder ohne gealbträumtem „Fachkräftemangel“ – aus Unfähigkeit untergehen. Aber auch das gehört zur Dekadenz der führenden Klasse, dass sie im besten Falle unfähig ist, die richtigen Fragen zu stellen, und im schlimmsten Falle den Mittelstand, dem sie vorsteht, betrügt. Und letzterer wird dann ein weiteres Kapitel in dem Niedergang des Bürgertums darstellen, weil er sich nicht aus völlig veralteten sozialen Ideen lösen konnte. Ich sage das nicht, weil ich es mir wünsche, sondern aus Sorge, denn die Phänomene der Zeit und die entsprechenden Nachrichtenmeldungen belegen diesen Niedergang Tag für Tag. Daraus wird nur ein Aufstieg möglich sein, wenn man sich auf das einlassen will, was ich hier auf Umkreis-Online in der Rubrik Soziale Dreigliederung sowie zum Beispiel in der Rubrik Teilungsvertrag beschreibe.
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Schlagworte: Arbeit darf keine Ware mehr sein -, Dekadenz der führenden Klasse -, Fachkräftemangel -, Lohnfrage -, Niedergang des Bürgertums -, Soziale Dreigliederung -, Teilungsvertrag -