Retro und wirtschaftsschädlich: Gewerkschaften kämpfen gegen Stellenabbau bei Siemens

 

von Ingo Hagel

 

Konzernumbau: Siemens streicht 3300 Stellen in Deutschland

Das Unternehmen will eine Milliarde Euro einsparen. Der Betriebsrat kündigt harte Verhandlungen an.

Bei diesem Stellenabbau geht es „vor allem um Verwaltungsstellen.“  Nun sollte ja jeder einsehen, dass die fortschreitende Computerisierung gerade auch in diesem Bereich viele Arbeitsplätze überflüssig macht. Tatsächlich hat dies auch die Gewerkschaft mittlerweile begriffen und stellt sich

nicht gegen „die Reduzierung überflüssiger Bürokratie und die Verschlankung unnötig komplizierter Prozesse“, sagte der bayerische Bezirksleiter Jürgen Wechsler am Freitag in München.

Daher ist es völlig schleierhaft, warum die Gewerkschaft dann dennoch so beinhart darauf pocht, dass die Leute weiterhin bei Siemens angestellt bleiben:

„Ich habe es satt, dass immer wieder Personalabbau als alternativlose Lösung propagiert wird“, sagte die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Birgit Steinborn.

Man drängt auf 

eine Perspektive im Unternehmen mit neuen Tätigkeiten und Aufgabenbereichen.

Für diesen geistigen Input braucht es die Gewerkschaften und Betriebsräte nicht. Diesen sollte es dämmern, dass Siemens auf solche „glorreichen Ideen“ schon selber kommen wird, wenn es denn nötig ist. Aber Siemens braucht diese 3.300 deutschen Mitarbeiter einfach nicht, um

das Unternehmen wieder auf nachhaltigen Wachstumskurs bringen und die Profitabilitätslücke zu den Wettbewerbern schließen….

Ich habe es immer wieder hier auf Umkreis-Online gesagt: Ein Unternehmen ist nicht dazu da, um Menschen einen Einkommens- und Versorgungsplatz zu bieten. Ein Unternehmen stellt bestimmte Güter her, und wenn der technische Fortschritt deren Produktion schneller, besser und mit weniger Arbeitsaufwand – und weniger Arbeitern – ermöglicht, dann ist es völlig rückwärtsgewandt von einer Arbeitnehmervertretung, weiterhin auf eine Anstellung in diesem Unternehmen zu pochen. Auf diese Idee käme das Unternehmen selber – wenn es diese Menschen bräuchte. Nein, es braucht diese Menschen für diese Tätigkeiten nicht – und fährt dennoch einen Exportrekord nach dem anderen ein: Deutschlands Ausfuhren ins Ausland waren mit mehr als 1,1 Billionen Euro so hoch wie nie zuvor. Und:

Experten stimmt die Entwicklung hoffnungsfroh: „Die Konjunktur belebt sich“, sagt Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus. 

Wozu sollen also überflüssige Mitarbeiter weiterhin in einem Unternehmen angestellt bleiben, wenn eine höhere und bessere Produktivität mit weniger Menschen möglich ist? Solche Forderungen ruinieren das Wirtschaftsleben.

 

Das heißt natürlich nicht, dass es keine sozialen Forderungen gibt, für die es sich zu kämpfen lohnt

Aber die haben weder die Gewerkschaften noch die Arbeitnehmer auf dem Schirm. Soziale Forderungen, die in der allernächsten Zukunft verwirklicht werden müssen, sind zum Beispiel folgende:

Die menschliche Arbeitskraft darf nicht mehr als Ware betrachtet und wie eine Ware auf dem Arbeitsmarkt gehandelt werden. Arbeit ist ein Menschenrecht, und daher wird über dieses Recht sowie über die verschiedenen Modalitäten und Bedingungen auf diesem Gebiet (Bezahlung, Arbeitszeit, Arbeitsverhältnisse und so weiter) nicht innerhalb des Wirtschaftslebens verhandelt, sondern innerhalb des Rechtslebens. Das Wirtschaftsleben wird die auf diesem Gebiete ausgehandelten Beschlüsse (siehe Teilungsvertrag) schlichtweg hinnehmen müssen, da es – anders als heute – über das Rechtsleben (Politik) keine Gewalt mehr haben wird. Wirtschaftsleben und Rechtsleben müssen aus ihrer unheilvollen Verschmelzung gelöst und in völlig souveräne Bereiche des sozialen Lebens auseinandergetrennt werden.

Die Regelungen zur Versorgung und sozialen Sicherung kranker, alter, arbeitsunfähiger (zum Beispiel Kinder, Invaliden) sowie Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben (wie zum Beispiel bei Siemens) fällt ebenfalls ins Rechtsleben. Die Mittel dazu werden natürlich aus keinem anderen Gebiete kommen können als aus dem Wirtschaftsleben (Steuern, Abgaben), da dieses eben das wirtschaftlich produktive Gebiet innerhalb des sozialen Organismus ist.

Schurkereien wie Hartz IV zur Drangsalierung und Einschüchterung der Menschen wird es nicht mehr geben. Dagegen könnte es durchaus sein, dass das Rechtsleben aufgrund der erhöhten Produktivität durch technischen Fortschritt eine Verringerung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich festsetzen wird. Dieses würde der Sehnsucht vieler Menschen in der heutigen Zeit entgegenkommen, ihr Leben nicht bis zur totalen Erschöpfung nur in einem immer stärker komprimierten Arbeitsleben verbringen zu müssen, sondern sich auch mit kulturellen und ideellen Dingen beschäftigen zu können.

Unter diesen Bedingungen könnte sich ein selbstständiges und freies Geistesleben neben dem Wirtschaftsleben und der Politik als drittes notwendiges Glied des sozialen Organismus entwickeln. Ihm – und nicht mehr dem Staat, der Politik, dem Rechtsleben – würde zum Beispiel das Schul- und Ausbildungswesen inklusive der – heute dekadenten, weil nur auf das Technische ausgerichteten – Universitäten unterstehen.

Anmerkung: Man stelle sich nur einmal vor, wenn an den Universitäten innerhalb der biologischen Wissenschaften nicht mehr nur schwerpunktmäßig die Genetik und Gentechnik als Grundlage zu einem Verständnis des Lebendigen gelehrt, sondern andere Inhalte vermittelt würden. Man darf nicht glauben, dass dieses – als nur ein Beispiel von vielen – keine fruchtbaren und positiven Auswirkungen sowohl auf das Wirtschaftsleben als auch auf das gesundheitliche Leben der Menschen, die diese so gezüchteten Produkte verzehren müssen, haben würde.

Es wäre jedoch auch dieses freie Geistesleben – und nicht irgendwelche rein profit- und machtorientierte Banken und Finanzinvestoren – die zum Beispiel über die Förderungswürdigkeit neu zu gründender Unternehmen in der Wirtschaft zu entscheiden hätten. Es würde sich auf diese Weise organisch ergeben, dass Unternehmen, die mit sehr viel weniger Mitarbeitern betrieben werden können – wie zum Beispiel Siemens – schrumpfen oder vom Markt verschwinden könnten, ohne dass gedankenlose Gewerkschaften oder Arbeitnehmer über den Wegfall (sinnloser) Arbeitsplätze jammern müssten. Jedoch würden für diesen Wegfall neue und für den gesamten sozialen Organismus sinnvolle Unternehmen entstehen können. Dies wird heute durch die wirtschaftliche, politische und finanzielle Struktur eines kranken und geistig kraftlosen sozialen Organismus verhindert. Hoffnung wird es nicht durch altmodische Forderungen der Arbeitnehmerschaft und ihrer Funktionäre geben, sondern nur durch das, was als Soziale Dreigliederung wartet, realisiert zu werden.

 

 

 

 

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Retro und wirtschaftsschädlich: Gewerkschaften kämpfen gegen Stellenabbau bei Siemens wurde am 10.02.2015 unter Freies Geistesleben, Politik, Soziale Frage, Zum Zeitgeschehen veröffentlicht.

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