Schäuble gibt Guthaben der deutschen Sparer als Sicherheit für Euro-Risiken frei – Zur Schädlichkeit der Debatte untergeordneter Fragen

 

 

von Ingo Hagel 

 

 

Schäuble gibt deutsche Sparguthaben als Pfand für Euro-Risiken frei

Der Artikel hat in den Bank-Etagen die Sektkorken knallen lassen: Denn ein offizielles Schreiben des für die Banken weisungsbefugten Finanzministers ist in der Banken-Praxis ein gültiges Dokument, das zur Kredit-Vergabe herangezogen werden darf. Damit stehen den EU-Banken die 2.000 Milliarden Euro der deutschen Sparer als Sicherheit zur Verfügung.

„Der deutsche Sparer“ …. Die meisten haben doch nichts. Man sehe sich doch nur mal die Verteilung des Nettogesamtvermögens in Deutschland an:

„Die Auswertung, wie sich dieses Vermögen verteilt, ist erschreckend. Die oberen 0,1% der Vermögensskala besitzen 22,5% des Nettovermögens, die oberen 0,5% besitzen 31,2%, das obere Prozent 35,7%, die oberen 2,5% 44,7% und die oberen 7,5% bereits 61,0% des Nettovermögens. Auf der anderen Seite der Skala besitzen die unteren 50% gerade einmal 1,4% des gesamten Nettovermögens.“

Oder

anders formuliert verfügte die eine Hälfte der Erwachsenen über ein Vermögen von weniger und die andere Hälfte über ein Vermögen von mehr als 15.300 Euro.

Aber auch dieser Wert von 15.300 Euro ist nur ein statistischer Durchschnitt: In Deutschland sind 20,3 Prozent der Bevölkerung (16,2 Millionen) von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen. Viele leben nur knapp oberhalb der Armutsgrenze. Denen geht es sicher auch nicht so gut. Was heißt also „die 2.000 Milliarden Euro der deutschen Sparer“?

Nun haben sich also „die deutschen Sparer“, besser gesagt diejenigen, die so viel Geld haben, dass sie sich mit diesem vielen Geld noch viel reicher spekulieren können, sich mit den verschiedensten irrwitzigen Spekulationen vor und nach der Finanzkrise den Wanst vollgehauen. Banken wurden mit Steuergeldern gerettet. Das hat nur sehr wenige der Wähler gestört. Angela die Schreckliche herrscht bereits zum dritten Mal. Den Wähler haben die völlig verrückten Pläne der diversen deutschen Regierungen mit Blick auf die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa ebenfalls nicht gestört.

Nun soll also für dieses marode Konstrukt dieser Vereinigten Staaten von Europa das marode Konstrukt einer europäischen Bankenunion sowie das noch marodere Konstrukt einer „europäischen Einlagensicherung“ geschaffen werden. Krankheit soll mit noch größerer Krankheit bekämpft werden.

Die Leute fühlen sich so sicher hier in Deutschland. Dabei beruht diese Sicherheit nicht auf einer individuellen geistigen Souveränität sondern einzig und allein auf dem (noch) vorhandenen materiellen Wohlstand – an dem natürlich, wie oben beschrieben, immer weniger Menschen teilhaben.

 

 

Ich habe den Eindruck, dass „der deutsche Sparer“ wohl erst aus seinen europäischen und Wohlstandsträumen aufwachen wird, wenn sein Wohlstand verschwunden sein wird.

Wie der Artikel zeigt, wird daran fleißig gearbeitet. Die Träume dieses europäischen Einheitsstaates, dieser Vereinigten Staaten von Europa, werden vermutlich erst ausgeträumt sein, wenn sämtliche Sparguthaben und Besitztümer der Europäer zur Absicherung dieser Träume vernichtet sein werden. Das sah auch Rudolf Steiner voraus (Hervorhebungen IH):

„Die in der Gegenwart herrschenden Lebenstendenzen werden immer stärker werden, bis sie sich zuletzt in sich selber vernichten werden. Da schaut derjenige, der das soziale Leben geistig durchblickt, überall, wie furchtbar die Anlagen zu sozialen Geschwürbildungen aufsprießen. Das ist die große Kultursorge, die auftritt für den, der das Dasein durchschaut. Das ist das Furchtbare, was so bedrückend wirkt und was selbst dann, wenn man allen Enthusiasmus sonst für das Erkennen der Lebensvorgänge durch die Mittel einer Geist-erkennenden Wissenschaft unterdrücken könnte, einen dazu bringen müsste, von den Heilmitteln zu sprechen, die dagegen verwendet werden können, dass man Worte darüber der Welt gleichsam entgegenschreien möchte. Wenn der soziale Organismus sich so weiter entwickelt, wie er es bisher getan hat, dann entstehen Schäden der Kultur, die für diesen Organismus dasselbe sind, was Krebsbildungen im menschlichen natürlichen Organismus sind.“

Das Heilmittel, das Rudolf Steiner gegen diese „Geschwürbildungen“ „der Welt gleichsam entgegenschreien möchte“ besteht aus der Sozialen Dreigliederung (siehe dazu zum Beispiel hier und hier und hier auf Umkreis-Online). Die Leute fragen dann manchmal: „Ja, aber was sollen wir denn tun? Es ist doch unmöglich, irgendetwas zu verändern.“ Natürlich ist diese Schwierigkeit vorhanden, und Rudolf Steiner sah sie damals auch:

Das ist ja heute alles unmöglich. Der Staat macht es Ihnen ja unmöglich, eine solche praktische Einrichtung zu treffen. So groß ist heute ja die Gewalt des Staates. Nicht darum handelt es sich, dass Unpraxis vorliegt, sondern dass Gewalt auf der anderen Seite die Sache unmöglich macht. 

Aber Rudolf Steiner verwies natürlich auch darauf, dass

diejenigen Menschen, die nun tatsächlich auf irgendeinem Gebiete des wirtschaftlichen Lebens stehen, doch heute wahrhaftig nicht über untergeordnete Fragen sich unterhalten,

sollten, das heißt dass man loskommen sollte von irgendwelchen kleinlichen Debatten und der üblichen Flickschusterei, die heute die Medien und die Politik beherrscht, und dass man sich an die großen und grundsätzlichen Ideen halten sollte, und dazu gehört zum Beispiel ein Wirtschaftsleben, das nicht mehr von der Politik, vom Staat reguliert wird (Hervorhebung IH):

Daher sollten diejenigen Menschen, die nun tatsächlich auf irgendeinem Gebiete des wirtschaftlichen Lebens stehen, doch heute wahrhaftig nicht über untergeordnete Fragen sich unterhalten, sondern sie sollten sich darüber unterhalten, wie die verschiedenen wirtschaftlichen Berufsstände, die wirtschaftlichen Assoziationen überhaupt loskommen von dem, was politischer Staat ist, wie sie sich aus ihm herausschälen können. Solange zum Beispiel die Techniker, solange diese und jene Leute nichts anderes denken, als Einrichtungen zu treffen, die am besten hineinpassen in das gegenwärtige Staatsleben, solange kommen wir keinen Schritt weiter. Erst dann kommen wir vorwärts, wenn darüber diskutiert wird: Wie kommen wir los? Wie gründen wir ein wirklich freies Wirtschaftsleben, in dem nicht organisiert wird von oben herunter, sondern assoziiert wird, wo sich Berufsstände an Berufsstände sachlich angliedern? Es ist ja noch nicht einmal das allererste ABC von der Dreigliederung in den praktischen Diskussionen drinnen, sondern immer wieder wird unter der Rücksichtnahme auf die gegenwärtigen Verhältnisse weiter gequacksalbert und herumgeredet. Aber all dieses Herumreden führt zu nichts heute.    …..    Wir werden erst anfangen, vernünftig reden zu können, wenn wir ein Stück weiter sind in der Dreigliederung, wenn wir wirklich so drinnenstehen in dieser Propaganda für die Dreigliederung, dass eine genügend große Anzahl von wirtschaftenden Menschen wissen: Wir können überhaupt nichts Vernünftiges reden, solange wir noch immer darauf kalkulieren, dass uns das Wirtschaftsleben durch Staatseinrichtungen gemacht wird. Nur in dem Maße, in dem man drinnensteht in einem freien Wirtschaftsleben, das nichts zu tun hat mit Politik, kann man erst vernünftig reden – vorher ist es Unsinn.

Ich bin davon überzeugt, dass wir heute in diesem ganzen unseligen Diskussionen über die verschiedenen gesellschaftlichen und sozialen Krankheitserscheinungen auf einem ganz anderen und aussichtsreicheren Boden stünden, wenn die Gesichtspunkte, über die heute diskutiert wird, in obigem Sinne andere wären. Selbstverständlich wird diese Zivilisation immer weiter in den Niedergang hineingehen. Es mag auch sein, dass ein wirklicher Neuanfang nur nach einem völligen Zusammenbruch des alten Systems möglich sein wird. Aber ohne dass vorher die Menschen einer Gesellschaft die gedanklichen Grundlagen gelegt haben für eine fruchtbare Neugestaltung, kann dieser Niedergang nur ein furchtbarer sein, weil er ohne Perspektive für einen Neuanfang ist.

 

 

 

 

 

 

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Schäuble gibt Guthaben der deutschen Sparer als Sicherheit für Euro-Risiken frei – Zur Schädlichkeit der Debatte untergeordneter Fragen wurde am 27.01.2016 unter Soziale Frage, Zum Zeitgeschehen veröffentlicht.

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