von Ingo Hagel
Hier in diesem zweiten und dritten Vortrag dieser GA 158 beschreibt Rudolf Steiner das Zustandekommen der Gestaltungen der Kontinente und Meere der Welt –
umgangssprachlich: Geographie –
als das Ergebnis von geistigen Wirkungen. –
Ich gehe auf diese Dinge hier nicht ein und überlasse es dem interessierten Leser, sich damit zu befassen. –
Aber auch die Evolution der menschlichen leiblichen Konstitutionen wird durch die Erde selbst, durch den Geist der Erde, durch die Konfiguration der Kontinente und Gestaltung der Wasserflächen der Erde beeinflusst.
Im Verlauf der Schilderungen dieser Zusammenhänge gibt es dann diese eminent wichtige Stelle (GA 158 S. 86),
mit der Rudolf Steiner schildert, wie man sich diesen Darstellungen gegenüber eigentlich innerlich verhalten muss:
Wie ein Gedanke, den die Erde hat, ist dasjenige, was ich eben ausgesprochen habe. Man erfaßt diesen Gedanken nur, wenn man ihn in der richtigen Frömmigkeit und Ehrerbietung erfaßt, wenn man ihn nicht nimmt wie die Gedanken der äußeren Wissenschaft, sondern wenn man ihn betrachtet wie etwas Heiliges, wie etwas, das man nicht ohne Ehrerbietung aussprechen kann, weil man erinnert wird an den Zusammenhang des Menschen mit der geistigen Welt, weil man unmittelbar darinnensteht in dem Verkehr des Menschlichen mit dem Göttlichen, wo solche Dinge ausgesprochen werden. Daher sollte auch überall darauf geachtet werden, daß die nötige Atmosphäre des Fühlens und Empfindens da sein sollte, wo solche Dinge ausgesprochen werden. Das ist ungeheuer wichtig bei solchen Dingen. Man möchte sagen: In einem gewissen Sinne dürfen solche Dinge nicht anders ausgesprochen werden, als daß ihnen das Gefühl, die Stimmung des Gebetartigen zugrunde liegt. Ein Aufschauen zu den geistigen Welten muß durchpulsen dasjenige, was wir so durchdenken, indem wir uns solchen Gedanken nähern. – Und daß dies auf eine naturgemäße Weise geschehen kann, schon durch das äußere Milieu, dazu wird unser Bau aufgeführt, und dazu wird alles das gemacht, was darin zum Vorschein kommen soll.
So sehen wir in dem, was ich eben dargestellt habe, eine Art Beispiel, wie die Erde als Erde durch das, was in ihrem festen Elemente enthalten ist, geistig wirkt, wie sie dasjenige schafft und schöpft, was auf ihr in der Evolution lebt.
Da sind erhabene Worte in dieser GA 158. Aber warum sind nur diese Worte erhaben?
Warum sind nicht die Worte in der „Philosophie der Freiheit“ genauso erhaben? Ist also diese Herangehensweise mit Blick auf die Heiligkeit und Göttlichkeit dieser von Rudolf Steiner in der GA 158 geschilderten geistigen Zusammenhänge nicht auch auf die „Philosophie der Freiheit“ anwendbar? Ist denn in dieser „Philosophie der Freiheit“ nicht dieses „Göttliche„? Kann man durch die „Philosophie der Freiheit“ nicht in Berührung mit der geistigen, wenigstens mit der ätherischen Welt kommen? Gerade in der GA 232 weist Rudolf Steiner mehrmals und genau mit diesem Wort eines durch die „Philosophie der Freiheit“ zu erlebenden Göttlichen auf das besondere Erleben des Denkens hin –
das ja ein zentrales Thema in der „Philosophie der Freiheit“ darstellt (GA 4 S. 49):
… Es ist also zweifellos: in dem Denken halten wir das Weltgeschehen an einem Zipfel, wo wir dabei sein müssen, wenn etwas zustandekommen soll. –
mit Blick darauf, dass man mit dieser Beobachtung des Denkens eben das „Weltgeschehen an einem Zipfel“ ergreift:
… die «Philosophie der Freiheit ». Da ist das Denken so erlebt, daß innerhalb des Denk-Erlebnisses man dazu kommt, gar nicht anders vorstellen zu können, als: Wenn du im Denken richtig drinnen lebst, lebst du, wenn auch zunächst auf eine unbestimmte Weise, im Weltenall. Dieses Verbundensein im innersten Denk-Erlebnis mit den Weltgeheimnissen, das ist ja der Grundnerv der «Philosophie der Freiheit». Und deshalb steht in dieser «Philosophie der Freiheit» der Satz: In dem Denken ergreift man das Weltgeheimnis an einem Zipfel.
Es ist vielleicht einfach ausgedrückt, aber es ist so gemeint, daß man gar nicht anders kann, wenn man das Denken wirklich erlebt, daß man sich fühlt nicht mehr außer dem Weltgeheimnis, sondern im Weltgeheimnis drinnen, daß man sich fühlt nicht mehr außerhalb des Göttlichen, sondern im Göttlichen. Erfaßt man das Denken in sich, so erfaßt man das Göttliche in sich.
Rudolf Steiners „Philosophie der Freiheit“ hat also sehr verschiedene Seiten und Schichten.
Sie gibt dem Menschen, der erstmal nur mit dem Kopfbewusstsein sich deren Göttlichem nähern kann, ausgiebig Gelegenheit, das zu tun – und dabei dieses bloße Kopfbewusstsein zum Erfassen des Göttlichen, das auch in dieser „Philosophie der Freiheit“ steckt, langsam zu verwandeln. Aber auch in diesen Vorträgen in der GA 158 musste Rudolf Steiner die Zuhörer –
die ob der geschilderten unglaublichen Zusammenhänge einer Beeinflussung der menschlichen Evolution und menschlichen Konstitution durch die Erde selbst – durch den Geist der Erde, durch die Konfiguration der Kontinente und Gestaltung der Wasser – sich teilweise wohl in einem erheblichen Zustand der Skepsis befanden –
darauf hinweisen, dass man so unheilig diese geschilderten Zusammenhänge nicht auffassen muss.
So unheilig fasst der Leser, der zum ersten Mal mit der „Philosophie der Freiheit“ zusammentrifft,
aber meistens auch dieses Buch auf. Die geschilderten Vorgänge und Beobachtungen in der „Philosophie der Freiheit“ sind durchaus erhaben, heilig und göttlich. –
Wie anders soll man es denn verstehen, wenn man durch die Beobachtung des Denkens das Weltgeschehen, das Weltgeheimnis an einem Zipfel ergreift? –
Die in der GA 158 geschilderten Zusammenhänge und Ermahnungen Rudolf Steiners können den Menschen allerdings auch darauf hinweisen, dass er sich – wenigstens versuchsweise – ob der ungeheuren Zusammenhänge in der „Philosophie der Freiheit“ auf einen ganz anderen, nicht mehr kalten, toten und abstrakten Standpunkt stellen könnte, sondern seinen geistigen Empfindungsorganismus etwas anders einstellen könnte.
Allerdings stellt sich dort in der „Philosophie der Freiheit“ deren erhabenem, göttlichem Gedankeninhalt
die Tatsache entgegen, dass der Mensch in der heutigen Zeit diesen Inhalt erstmal nur mit dem Kopfbewusstsein erfassen kann – das allerdings alles Erhabene und Göttliche kalt, abstrakt und tot werden lässt. Die heutigen Menschen haben tatsächlich etwas unglückliche Konstitutionen. Spätere Generationen werden diesen Inhalten gegenüber anders empfinden. Sie werden, wie Rudolf Steiner das beschreibt (GA 158 S. 82), ganz andere Auffassungsmöglichkeiten des Gehirns haben:
Es liegt nicht in der modernen Bildung, diese Wahrheiten unmittelbar anzuerkennen. Das natürliche Temperament des Menschen spricht dagegen. Was die Leute Logisches vorbringen gegen die Geisteswissenschaft, ist in der Regel außerordentlich minderwertig, denn aus logischen Gründen sträuben sich die Menschen nicht; sie sträuben sich, weil sie ihrer Natur nach durch alles, was sie durch die Kräfte der Erde sind, nicht veranlagt sind im allgemeinen, solche Wahrheiten heute schon aufzunehmen. Aber es muß eine Zeit kommen, in der des Menschen Natur so konstituiert sein wird, daß er unmittelbar diese Wahrheiten einsehen kann, so wie er heute die mathematischen Wahrheiten einsehen kann. Der Mensch muß naturhaft so organisiert werden, daß er diese Wahrheiten einsehen kann. Dazu ist notwendig, daß er für die Zeit, die verläuft zwischen der Geburt und dem Tode, auch physisch so konstituiert ist, daß sein Gehirn so durchgebildet ist, daß er diese Wahrheiten einsehen kann. –
Durch obige Ausführungen könnte man vielleicht versucht sein, untätig zu bleiben,
und einfach die Evolution der Menschheit –
sollte sie es denn in dem oben geschilderten Sinne überhaupt geben –
ihr „segensreiches Werk“ tun zu lassen, bis sie den Menschen andere Gehirne schenken mag. Ich will ja auch nicht behaupten, dass nun unbedingt Jeder die „Philosophie der Freiheit“ studieren solle oder könne. –
Diesbezüglich gebe ich hier mit meinen Artikeln einfach nur Denen eine Anregung, die etwas damit anfangen können. –
Aber bei den Inhalten der Anthroposophie ist es doch so, dass viel zu viele Menschen sich nicht anstrengen wollen zu dem, was zu einem Verstehen derselben durchaus als Möglichkeit in ihnen liegt. Man ahnt doch manchmal nicht mit seinem kleinen, studierten, aber dumpfen modernen Gehirn, welchen erhabenen Inhalten man dort begegnet, die einem in dieser heutigen verdunkelten, materialistischen Welt durchaus das Licht dieser Welt, die Lösung des Weltgeheimnisses, wenigstens des Zipfels davon, bedeuten können.
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