von Ingo Hagel
In Großbritannien wurde gerade eben ein neues Parlament gewählt. Der Führer der britischen Labour-Partei, Keir Starmer hat mit eben dieser Partei diese Wahl gewonnen. Hier gab es vor einer Weile dieses vielsagende Interview mit Keir Starmer.
Moderatorin: Lassen Sie uns nun kurz schnell fragen: Sie müssen jetzt wählen zwischen Davos oder Westminster.
Keir Starmer: Davos!
Moderatorin: Warum?
Keir Starmer: Weil Westminster zu begrenzt und abgeschlossen ist und keine Bedeutung hat … Sobald man aus Westminster herauskommt – ob es nun Davos ist oder irgendwo anders – haben Sie sofort mit Leuten zu tun, mit denen man sieht, dass man mit ihnen in der Zukunft arbeiten kann. Westminster ist nur eine Schwatzbude von Angehörigen verschiedener Gruppierungen.
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Das Westminster-Parlament ist eine Schwatzbude?
Bei einer solchen Charakterisierung wird doch jedes aufrechte Arbeiter- und Proletarierherz höher schlagen. Die Briten, die von den Schwatzbuden der verschiedenen konservativen Regierungen die Nase voll gehabt haben, haben Keir Starmer recht gegeben, wie die Wahl in England gerade gezeigt hat. Und sie haben ihn und seine Labour-Partei in dem schrägen britischen Wahlsystem mit einer absoluten Mehrheit ausgestattet.
Aber hat Keir Starmer denn nicht recht mit seiner Charakterisierung
dieses Westminster-Parlamentarismus?
Zu begrenzt und abgeschlossen, bedeutungslos, keine wirklichen Arbeitsmöglichkeiten, sondern nur wesenlose Schwatzbude von Angehörigen verschiedener Gruppierungen …
Die Briten hätten nach diesem Interview also wissen können, dass sie mit Keir Starmer jemanden wählen, der auf das Parlament nichts gibt. Das wirkliche politische Leben erwartet er von ganz woanders her, nämlich von Davos, das heißt dem World Economic Forum (WEF). –
Er warf ja auch seinem Premierminister-Vorgänger Rishi Sunak vor, von Davos ferngeblieben zu sein. –
Diese ganze Wahl in Großbritannien war also nur eine Kulisse, die das autoritätsgläubige Volk Demokratie nennt, weil es nicht merkt, dass längst eine ganz andere Lenkung der sozialen Gemeinschaft durchgedrückt wird.
Aber diese parlamentarische Westminster-Schwatzbude kann nicht dadurch geheilt werden,
dass man sie ersetzt durch einen Davos-Aristokratismus – das heißt durch eine kleine Gruppe von meistens im Dunkeln bleibenden Leuten, die das soziale Leben der Menschen vieler Länder – am Parlamentarismus vorbei – von oben nach unten durch Dekrete bestimmen. Diese parlamentarischen Schwatzbuden in Europa können nur geheilt werden durch die Soziale Dreigliederung. Über diese einzig gesundende Maßnahme gegenüber dem sich immer mehr selber ad absurdum führenden Parlamentarismus –
siehe oben die Aussage von Keir Starmer –
habe ich hier viel geschrieben.
In dieser Sozialen Dreigliederung würden nämlich die Teilnehmer der zuvor unheilvoll verflochtenen Gebiete Geistesleben, Wirtschaftsleben und Rechtsleben/Politik jeweils so zusammenkommen, dass sie sich nicht in der Weise behindern, wie Keir Starmer das oben ausgedrückt hat:
Zu begrenzt und abgeschlossen, bedeutungslos, keine wirklichen Arbeitsmöglichkeiten, sondern nur wesenlose Schwatzbuden von Angehörigen verschiedener Gruppierungen …
Das Wirtschaftsleben zum Beispiel
würde innerhalb einer solchen Dreigliederung aus seiner eigenen Kompetenz heraus seine Wirtschaft so regeln, wie es das für richtig und notwendig hält – und ohne dass eine Politik, die von diesem Wirtschaftsleben keine Ahnung hat, da hineinregieren kann.
Das geistige Leben würde so arbeiten
und Blick auf Wissenschaft und Kunst Erkenntnisse und Arbeitsergebnisse bereitstellen, die dem gesamten sozialen Organismus zugute kommen – ebenfalls ohne dass die Politik bestimmt, an welchen Erkenntnissen gearbeitet werden soll und welche Ergebnisse herauskommen sollen.
Und die verschiedenen Teilnehmer des Rechtslebens
würden sich nur auf das Rechts- beziehungsweise politische Leben konzentrieren, das heißt nur auf die Rechtsverhältnisse der Menschen untereinander –
also nicht Verhältnisse des Wirtschafts- und des geistigen Lebens.
Dass sich die Politik in die Kunst einmischt und diese auffordert, sie „soll öfter den Klimawandel darstellen„, wie das gerade Bidens Energieministerin forderte, das würde es in einer sozialen Dreigliederung nicht geben können.
Wer mehr über diese Vorgänge dort in Großbritannien
und überhaupt über das Parteienleben dort und im Prinzip erfahren will, kann sich hier und hier die Ausführungen des verdienstvollen David Icke zu Gemüte führen – denn verdienstvoll ist er als Aufklärer, auch wenn er in seinem Leben entweder nie etwas von der Sozialen Dreigliederung gehört hat –
denn er spricht nie darüber –
oder mit ihr nichts anfangen kann. David Ickes grundsätzliche Ablehnung gegenüber dem bestehenden politischen System –
das er für einen grundsätzlichen Teil einer abzulehnenden Kontrolle über den Menschen hält (… and how the political system itself is a fundamental part of human control) –
beruht eben auf den heutigen Deformationen des politischen und rechtlichen Lebens. Aus demselben Grunde lehnen viele andere Menschen den Staat und die Politik ab und glauben, ein soziales Gemeinwesen könnte ohne diese Institution bestehen. Die grundsätzliche Ablehnung der Politik, also des Rechtsstaates, führt aber zu einer Ablehnung und einem Verzicht der Regelung der Rechtsverhältnisse der Menschen untereinander. Diese kann in einer gesunden Weise allerdings nur in einem dreigegliederten sozialen Organismus funktionieren.
Dann gab es zu dieser Wahl in Großbritannien noch diese interessanten Ausführungen hier:
The Moon of Alabama schrieb:
Die Labour-Partei unter Keir Stamer hat diese Wahl nicht gewonnen. Sie erhielt weniger Stimmen als sie unter Jeremy Corbyn erhalten hatte in 2017 und 2019. … Das Ergebnis war also ausgesprochen mager. Das überwältigende Gefühl der Wähler bestand einfach nur darin: „Alles, außer die Konservativen wählen.“ Es gab keinen Enthusiasmus für die Labour-Partei und Keir Starmers Programm.
Keir Starmer wird den Menschen in Großbritannien mehr schaden als es die Konservativen taten unter Rishi Sunak. Bald wird es einen Aufstand gegen ihn geben. Ich erwarte nicht, dass er eine längere Zeit politisch überleben wird.
Und Hermann Ploppa erklärt hier den Sieg von Keir Starmer und seiner Labour-Partei
mit Blick auf das spezielle Wahlsystem in Großbritannien.
„Erdrutschsieg“ für Keir Starmer und seine Labour Party? Alles andere als das. Das in Großbritannien herrschende Mehrheitswahlrecht ist verantwortlich für diese absurde optische Täuschung. So ungefähr, als wenn ein Zerrspiegel die Figuren größer und mächtiger erscheinen lässt als sie wirklich sind. In das britische Unterhaus kommt als Abgeordneter nur, wer in seinem Wahlkreis die meisten Stimmen auf sich vereinen kann. So ergibt es sich, dass die wirklichen Stärkeverhältnisse der Parteien nicht sichtbar sind. … Das britische Mehrheitswahlrecht hat etwas von Ausspielung der Lottozahlen. Der Wählerwille findet sich in diesem Ritual in keiner Weise.
Nun, und so wird Scharade nach Scharade gespielt werden,
der eine unfähige Premierminister, Minister, Politiker, Kabinett und Regierung wird durch den anderen unfähigen Premierminister, Minister, Politiker, Kabinett und Regierung ausgetauscht werden, und das Ganze wird so lange so weitergehen, bis ein paar mehr Menschen als heute die Unfruchtbarkeit dieses Systems, das in einem einzigen Parlamentarismus alle drei Bereiche des sozialen Lebens –
also Geistesleben, Politik/Rechtsleben sowie Wirtschaft –
werden erkannt haben und sich nach der einzigen fruchtbaren Lösung – nämlich der Sozialen Dreigliederung – hinwenden werden.
Aber bis dahin wird es noch sehr viel trauriges Possenspiel geben
und das politisch desinteressierte und uninformierte Volk wird an der Nase herumgeführt werden. Wie das auch David Icke einer Kommentatorin erklärte:
Die Politik kümmert das Alles nicht, Liz, so lange die Menschen denken, Wahlen würden irgendetwas im Sinne des Volkes bewirken.
(They don’t care, Liz, so long as people think voting makes a difference.)
Bewirken in einem guten und fruchtbaren Sinne wird eben nur das etwas, wenn die verschiedenen Teilnehmer eines dreigegliederten sozialen Organismus innerhalb der Bereiche des Geisteslebens, der Politik und der Wirtschaft zusammenkommen und besprechen und entscheiden werden, was sie aus ihrem Sachverständnis und ihrer Kompetenz in den verschiedenen Bereichen für angemessen halten, ohne dass sich die jeweiligen anderen Bereiche in diese Entscheidungen werden hineinmischen können.
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