Rudolf Steiner zum Gespenst von der Welt, das die naturwissenschaftliche Anschauung dem Menschen gibt

  

Aus Nr. 296 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, S. 13 (Hervorhebungen IH):

Ich habe auch hier in der Schweiz zu Ihnen gesprochen von der besonderen Artung der Naturwissenschaft, habe Ihnen gesagt, dass gescheite Leute, die heute nachdenken über das, was die Naturwissenschaft geben kann, schon sagen: Dasjenige, was die neuere Naturanschauung überliefert, ist nicht die Welt, es ist ein Gespenst von der Welt. – Alles das, was die Naturforscher ausgedacht haben, und was heute populäre Bildung ist, viel mehr populäre Bildung ist als diese Menschen glauben, das ist Glaube, eigentlich Aberglaube an eine gespenstische Welt. Und an die Seite dieser gespenstischen Welt ist dasjenige gestellt, was aus dem modernen Industrialismus an geistiger Wirksamkeit über die Menschen gekommen ist. Der Industrialismus, man muss ihn in seiner geistigen Bedeutung einmal ins Auge fassen. Nehmen Sie dasjenige, was den Industrialismus vorzugsweise beherrscht, die Maschine. Die Maschine unterscheidet sich von allem übrigen, mit dem es der Mensch zu tun haben kann in seinem äußeren Leben. Ich bitte Sie, betrachten Sie das Tier. Sie werden, indem Sie Ihre wissenschaftlichen oder sonstigen Erkenntnisgedanken auf das Tier anwenden – ich will gar nicht vom Menschen in dem heutigen Zusammenhang sprechen -, noch so viel über das Tier erforschen können, es bleibt immer etwas, ich möchte sagen, Göttlich-Tiefes im Tiere; Sie schöpfen es nicht aus, Sie kommen nicht dahinter. Hinter das, was Sie über das Tier denken, stellt sich immer etwas, was Ihnen unbekannt bleibt. Bei der Pflanze ist es nicht weniger. Und nehmen Sie selbst den Kristall, nehmen Sie die wunderbaren Formen der Kristallwelt, Sie werden sich sagen müssen: Gewiss, man kann das Äußerste begreifen in der Kristallwelt, in ihren Formen und so weiter, wenn man auf diese Sache hin geschult ist, aber es bleibt noch hinlänglich vieles von dem, was der Mensch verehren kann als dasjenige, zu dem er nicht mit dem unmittelbaren, unhellseherischen Verstande dringt. 

Nehmen Sie die Maschine, sie ist durch und durch durchsichtig. Man weiß: die Kraft setzt so ein, der Zapfen sitzt so und so in der Öffnung drinnen, die Reibung ist eine so und so große, man kann den Nutzeffekt berechnen, wenn man die einzelnen Elemente kennt – nichts ist hinter der Maschine, welches auffordert dazu, sich zu sagen: Da ist etwas, was nicht durchdrungen werden kann mit dem gewöhnlichen unseherischen menschlichen Verstande. Das bedeutet für den Verkehr des Menschen mit der Maschine sehr viel. Und wenn man wiederum einmal vor Tausenden und Tausenden von Menschen gestanden hat, die es mit der Maschine zu tun haben, dann weiß man, was in die Seelen der Menschen hineinträufelt von dieser geistig durchsichtigen Maschine, von dieser Maschine, die nichts hinter sich hat, was irgendwie vielleicht für den unseherischen Verstand nur geahnt oder nicht durchschaut werden konnte. Das macht den Verkehr mit der Maschine so verheerend für den Menschen, dass die Maschine geistig-seelisch so durchsichtig ist; dass alles, was an Kräften und Kräftezusammenhängen in der Maschine ist, so wasserklar daliegt vor den menschlichen Sinnen und dem menschlichen Verstande. Das ist das, was Herz und Seele der Menschen aussaugt, was den Menschen trocken macht, was den Menschen unmenschlich macht. 

Und Naturwissenschaft und Maschine zusammen, sie bedrohen die zivilisierte Menschheit mit einem dreifachen furchtbar Zerstörenden. Denn was droht dieser modernen Menschheit, wenn sie sich nicht aufrafft, nach dem Übersinnlichen hinzuschauen? In bezug auf die Erkenntnis droht nach und nach jenes Ideal überhand zu nehmen, welches von Naturforschern schon ausgesprochen ist, indem sie gesagt haben: Man strebt an, die Natur so zu erkennen, dass diese Erkenntnis eine astronomische ist, das heißt der Astronomie nachgebildet ist. Wenn Sie heute sehen, wie der Chemiker nachdenkt über das, was im Molekül drinnen ist, so stellt er sich vor, dass die Atome im Molekül in einer gewissen Weise im Kräftezusammenhange sind. Das stellt er sich nach dem Muster eines kleinen Planeten und Sonnensystems vor. Die ganze Welt astronomisch zu erklären, das wird das Ideal. Und die Astronomie selbst, was hat sie für ein Ideal? Das ganze Weltengebäude als eine Maschine anzusehen. – Dazu jenes Tun, jenes Handeln der Menschen an der Maschine!

Das sind die Dinge, die immer stärker und stärker gewirkt haben seit der Mitte des 15. Jahrhunderts, das sind die Dinge, welche gegenwärtig dem Menschen das eigentlich Menschliche aussaugen. Wenn die Menschen weiter nur so nachdenken würden, wie sie über die maschinenhafte Astronomie und über den Industrialismus, indem sie in ihm arbeiten, nachdenken, würden die Geister mechanisiert werden, die Seelen, sie würden schläfrig, vegetarisiert werden, und die Leiber animalisiert. 

Sehen Sie nach Amerika: der Hochpunkt der Mechanisierung der Geister! Sehen Sie nach dem europäischen Osten, nach Russland: jene wilden Triebe und Instinkte, die sich da ausleben, und die furchtbar sind: Animalisierung des Leibes. In der Mitte, in Europa die Schläfrigkeit der Seele. Mechanisierung des Geistes, Vegetarisierung der Seele, Animalisierung der Leiber, das ist dasjenige, was man sich ohne Täuschung vorhalten muss.

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Rudolf Steiner zum Gespenst von der Welt, das die naturwissenschaftliche Anschauung dem Menschen gibt wurde am 21.09.2020 unter Hide veröffentlicht.

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