Zum Schnupperkurs der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft 

von Ingo Hagel

 

Ich bin kein Mitglied der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, aber trotzdem erhielt ich wie viele Andere, die diese anthroposophischen Nachrichten erhielten, neulich eine Anzeige zu einer Tagung dieser Hochschule, auf der zu lesen war: 

Die Teilnahme an der Veranstaltung basiert auf der Mitgliedschaft in der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Menschen, die sich mit dem Anliegen dieser Veranstaltung besonders verbunden fühlen und keine Hochschulmitglieder sind, sind herzlich willkommen und können durch ein Vorgespräch mit Matthias Bölts (040-4133162) oder Michael Schmock (0171-8018772) ihre Teilnahme klären. 

Man macht aus der Hochschule also so eine Art Schnupperkurs für Leute, die aus Alldem, was sie aus der Anthroposophie und der anthroposophischen Gesellschaft kennengelernt haben, sich nicht richtig entscheiden können, Mitglied der Hochschule zu werden. Man sagt seitens der Leitung dieser Hochschule zu diesen Menschen nicht: 

Nun, dann müsst ihr euch wohl noch ein wenig länger mit diesen Inhalten der Anthroposophie, der Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule beschäftigen, bis ihr wirklich wisst, ob ihr an dieser esoterischen Hochschule aktiv teilnehmen wollt. Solltet ihr, die ihr mit den Inhalten der Anthroposophie noch nichts Richtiges anfangen könnt, allerdings glauben, da gäbe es noch irgendetwas anderes Esoterisches, das vielleicht leichter schluckbar wäre, so lange seid ihr noch nicht reif für eine Mitgliedschaft in der Freien Hochschule, und ihr solltet daher erst noch und bis auf weiteres übersinnliches Trockenschwimmen üben, wie man das zum Beispiel an der „Philosophie der Freiheit“ Rudolf Steiners sehr gut praktizieren kann.  

Man sagt von Seiten der Leitung dieser Hochschule aber auch nicht: 

Wir müssen uns innerhalb der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft so verhalten, dass Ziel und Inhalt dieser Hochschule und auch die Bedeutung einer Hochschulmitgliedschaft klar und deutlich werden, auch ohne dass man zuerst so einen Schnupperkurs machen muss, um herauszubekommen, was dort eigentlich vor sich geht, und was das Ziel dieser Freien Hochschule ist. 

 

Leute, die sich geistig nicht entscheiden können, 

die dürfen also nun einfach mal zu diesem Schnupperkurs kommen. Die Teilnehmer dieses Schnupperkurses, mit einer aus den verschiedensten Gründen – 

Bequemlichkeit, Naivität, unzureichendes geistiges Fassungsvermögen, Neugierde und esoterische Sensationslust, was weiß ich –  

mangelnden geistigen Entscheidungsfähigkeit dürfen hinterher natürlich auch einfach wegbleiben, wenn sie gemerkt haben, dass das für sie doch nicht verträglich ist. Aber sie dürfen wahrscheinlich auch einfach Mitglieder der Freien Hochschule werden, sollten sie aus diesem Schnupperkurs vielleicht den Eindruck gewonnen haben, dass das doch eine „coole Sache“ sei und „Netzwerken“ auch „schon immer ihr Ding gewesen ist“.

 

Es ist merkwürdig und symptomatisch, dass das Leben der anthroposophischen Gesellschaft 

heute derart ist, dass selbst der Anthroposophie Gewogene sich aus dem an der Anthroposophie und in der Anthroposophischen Gesellschaft Erlebten nicht entscheiden können, Mitglied der Hochschule zu werden. –

Ganz abgesehen davon gibt es selbstverständlich auch noch ganz andere Motive, an dieser sogenannten Freien Hochschule für Geisteswissenschaft – und zwar wohlbegründet – nicht teilnehmen zu wollen. – 

Wohl deshalb sieht man sich in dieser Hochschule genötigt, die Tore zu dieser weit aufzumachen. Und zwar zu einem Kreis, bei dem es doch eigentlich aus alldem, was man vorher erlebt hat an der Anthroposophie und in der Anthroposophischen Gesellschaft, ganz klar sein müsste, dass man weiß, was auf einen zukommt, was von einem gefordert wird –   

Vor allen Dingen handelt es sich darum, daß alle Angehörigen der Klasse wirklich auch sich bereit erklären, Repräsentanten sein zu wollen für die Pflege der Anthroposophie in der Welt.   (Rudolf Steiner in GA 260a S. 133) 

dass man sich selber auch so einschätzt, dass man ein tätig sein wollendes Mitglied dieser anthroposophischen Gesellschaft sein will und sein kann –

was natürlich nicht verhindert, dass Andere einen so nicht einschätzen –

und dass man deshalb Mitglied der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft sein möchte, auch ohne vorher an irgendwelchen Schnupperkursen teilgenommen zu haben. Offenbar kann diese Entscheidung aus dem informativen Defizit seitens der Anthroposophischen Gesellschaft nicht mehr getroffen werden. Dieses Eingeständnis entnehme ich der Einladung zu diesem Schnupperkurs.  

 

Man stelle sich nun vor: Es trifft sich die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft, die sogenannte Erste Klasse. 

Es wird eine Hochschul-Tagung gehalten. Da sitzen nun lauter Leute, die eigentlich nicht in diesen Kreis hineingehören, die nur mal dazugekommen sind, weil sie sich mal „informieren“ wollen, das heißt, weil sie glauben, aus der ein- oder auch mehrmaligen Teilnahme an solchen Schnupperkursen entscheiden zu können, ob das „was für sie ist“. Was muss das für ein merkwürdiges Gefühl der bei dieser Veranstaltung anwesenden wirklichen Hochschulmitglieder sein –

aber gibt es diese überhaupt noch? Warum lassen Sie sich dann widerspruchslos diese Veranstaltung gefallen? Und was für ein merkwürdiges Gefühl müssten sie eigentlich gegenüber einer solchen Leitung dieser Hochschule entwickeln? – 

gegenüber den Leuten, die nicht Hochschulmitglieder sind und die nur mal so eine Art Schnupperkurs machen wollen? Und die dann nach dieser Veranstaltung alles Mögliche, was sie verstanden, oder was sie auch nicht verstanden haben, werden nach außen erzählen können.   

  

Und dann beinhaltet dieser Schnupperkurs nicht etwa die 1. Klassenstunde, 

sondern er beinhaltet die Mantren der 14. Klassenstunde. Die schnuppernden Leute haben also die Inhalte der vorherigen 13 Klassenstunden nicht mitgemacht, werden also den Zusammenhang umso mehr nicht verstehen, müssen also Alles fürchterlich in den falschen Hals bekommen. Rudolf Steiner hielt es daher bei einer ähnlichen Gelegenheit –

allerdings waren damals keine Schnupperleute hinzugekommen, sondern reguläre neue Klassenmitglieder –

für eine Unmöglichkeit, mit den Klassenstunden einfach fortzufahren, sondern er begann für die neu anwesenden neuen Klassenmitglieder wieder mit der ersten Klassenstunde (GA 270c S. 11):  

Es hat sich ergeben, daß zu dieser heutigen Klassenstunde – und wohl auch zu den nächsten Stunden – zahlreiche Freunde sich einfinden konnten, welche bei früheren Klassenstunden nicht anwesend waren. Und es würde daher heute eine Unmöglichkeit bedeuten, einfach fortzufahren in derselben Weise, wie der Weg gewiesen hat, als wir hier die letzte Klassenstunde hatten.

Die heutige sogenannte Hochschule für Geisteswissenschaft sieht das anders und konfrontiert die ahnungslosen Schnupperleute gleich mit den Mantren der 14. Klassenstunde. Und das soll dann die Grundlage sein für eine Entscheidung, nun tatsächlich doch ein reguläres Mitglied der Hochschule zu werden? Soll das das geistige Format der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft sein? Was soll das? Und auf der anderen Seite: Was möchte man denn da als Schnuppermitglied in Erfahrung bringen? Ob vielleicht in der Freien Hochschule nettere Leute sind als in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft?     

  

Mittlerweile sind die Texte der damals von Rudolf Steiner durchgeführten Klassenstunden veröffentlicht 

und im Internet aufrufbar (GA 270/1-3). Soll sich doch jeder, der glaubt, er hätte mit „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?“ –

und mit den sonstigen unendlichen Ausführungen Steiners zur Frage, wie man erstens seine Texte richtig versteht und zweitens wie man richtig meditiert und seinen ebenso unendlichen und in Vorträgen und Büchern dargestellten und öffentlich zugänglichen Meditationstexten und -inhalten – 

noch nicht genügend zu tun, und der daher glaubt, er bräuchte noch ein extra Löffelchen Esoterik – soll er doch von mir aus die Texte und Mantren dieser Klassenstunden inhalieren, bis seine esoterische Fröhlichkeit an der erdrückenden und überwältigenden Wucht und Fülle dieser Inhalte etwas gedämpft und bescheidener geworden ist. 

 

Es braucht heute diese Art der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft nicht mehr. 

Die Hochschule ist heute kraft- und orientierungslos. Rudolf Steiner bezeichnete bereits damals die Weihnachtstagung als „misslungen“ und den Impuls der Weihnachtstagung als „zerschellt“. Im Grunde genommen hielt Steiner die damaligen Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft zwar für gutwillig, aber nicht für fähig, das, was er sich unter einer neuen esoterischen Gesellschaft vorstellte, verwirklichen zu können:  

Die Mitglieder wollen nicht … Sie sind voller guter Absichten, aber … Was soll ich tun …? Soll ich denn einen Orden gründen?!     

Warum ist diese neue Anthroposophische Gesellschaft denn dann damals 1923 von Rudolf Steiner überhaupt gegründet worden, wo doch bereits vor Gründung dieser Hochschule Rudolf Steiner die Unfähigkeit der Mitglieder klar gewesen ist? Es war wohl die Bitte der Mitarbeiterin Rudolf Steiners, Ita Wegman, die Mitglieder der nach dem Brand des Goetheanums zerbrochenen Anthroposophischen Gesellschaft nicht zu verlassen:   

Steiner erwog also allen Ernstes, die Gesellschaft, der er ja nicht als Mitglied angehörte und in der er lediglich wirkte, sich selbst zu überlassen und auch von einer Neugründung abzusehen. Ita Wegman erinnerte ihn in diesem Augenblick, alarmiert, an das, was er diesbezüglich in Penmaenmawr in Aussicht gestellt hatte und bat ihn, die Gesellschaft nicht zu verlassen.  

 

Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft ist auch aus dem Grund unwirksam geworden,              

weil die Klassenstunden mittlerweile veröffentlicht und auch im Internet zugänglich gemacht worden sind. Dass der Inhalt dieser esoterischen Schule unwirksam wird, wenn er „nach außen kommt„, das hat Rudolf Steiner ja schon selber in den Klassenstunden dargestellt (siehe zum Beispiel GA 270c S. 29 und 45):    

Die Worte, die als mantrische Worte auf die Tafel geschrieben werden, können nur diejenigen besitzen, die rechtmäßige Mitglieder der Schule sind, das heißt, das blaue Zertifikat ausgestellt bekommen haben. Niemand anderer kann diese Worte besitzen. Es können sie natürlich auch diejenigen bekommen, die, durch irgend etwas verhindert, an Versammlungen der Schule nicht teilnehmen konnten – an einzelnen Versammlungen nicht teilnehmen konnten – oder die überhaupt durch die Entfernung ihres Ortes nicht teilnehmen können. Sie – nur Mitglieder der Schule – können sie bekommen von diesen anderen, die in dieser Schule sind.

Wenn irgend jemand etwas anderes mitgeschrieben hat während der Stunde als die Sprüche selbst, dann bitte ich ihn, dies nur acht Tage zu behalten und nach acht Tagen zu verbrennen, damit der Inhalt der Schule, der nur einen Sinn hat, wenn die Michael-Strömung durch die Schule geht, damit der Inhalt dieser Schule nicht nach außen kommt und dadurch unwirksam wird. Denn nicht um irgendein obskures Geheimhalten handelt es sich, sondern daß der Inhalt der Schule nicht unwirksam werde. Es ist ein okkulter Grundsatz, der beachtet werden muß. 

Mit der Veröffentlichung der Klassenstunden durch die Nachlassverwaltung ist aber genau das und ganz offiziell geschehen. Nun werden diese Inhalte der Klassenstunden und die Mantren von der Freien Hochschule selber in Schnupperkursen auch Leuten zugänglich gemacht, die nicht Mitglieder der Freien Hochschule sind. Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft ist damit also noch einmal „unwirksam“ geworden.   

Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft hat heute allerdings auch längst keine schöpferische Kraft mehr. 

Ich weiß Keinen, der außer ein paar mehr oder weniger gedrechselten Kopfgedanken irgendetwas wirklich geistig Substantielles –

das heißt eigene übersinnliche Erfahrungen –

aus der oder zu einer Hochschule beizutragen hätte. – 

Man konstatiere dazu auch die spirituell flachen Darbietungen der verschiedensten anthroposophischen Institutionen und Privatinitiativen, die im Internet und auf YouTube verfügbar sind. – 

geschweige denn die – nicht existenten – Beiträge zu den sehr vielen und sehr praktischen Problemen, die sich auf den sonstigen anthroposophischen Lebensfeldern auftun. 

Hätte die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft diese schöpferische Kraft, dann bräuchte man seitens der noch bestehenden anthroposophischen „Defektgesellschaft“ nicht diese Schnupperkurse zu machen, um vielleicht doch noch ein paar Halbentschlossene – 

die um diese ganzen Zusammenhänge nicht wissen beziehungsweise denen sie gleichgültig sind, weil sie die Anthroposophie vielleicht für so eine Art besseres Lifestyle-Event halten und Meditation sehr in Mode ist – 

in diesen heutigen Hochschul-Zirkus hineinzuziehen.     

 

Dann wird dieses „Abschlussgespräch im Plenum: Was war wesentlich?“ angekündigt.

Siehe hier.

Da kommt also die Hochschule für Geisteswissenschaft wie irgendein sozialdemokratischer Ortsverein zusammen, um zu bekakeln, was „wesentlich“ war – 

zum Beispiel mit Blick auf diese bei dieser Veranstaltung gelesenen Mantren der 14. Klassenstunde, ein „meditatives Mysterienspielen„,  sowie eine „Abschlussfeier mit künstlerisch-kultischen Elementen“ und so  weiter. –

Aber kann man das denn überhaupt beurteilen? Da wurde der völlig ahnungslosen Welt durch Rudolf Steiner nicht nur so etwas gegeben wie die Anthroposophie, sondern zum Beispiel auch die Soziale Dreigliederung –

und mit beidem konnte diese verständnislose Welt von damals bis heute nichts anfangen –

dann wurden den Menschen schließlich auch die Inhalte der Klassenstunden der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft gegeben, mit der der in aller Verblüfftheit diese Dingen wahrnehmende winzigkleine Ausschnitt dieser Menschheit – 

Hochschule spielende Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft heute – 

doch erstmal wird klarkommen müssen, ohne vom esoterischen Melkschemel zu kippen. Und dann glauben irgendwelche Berufsesoteriker, die Anwesenden darüber diskutieren lassen zu können, was sie in dieser Angelegenheit für „wesentlich“ halten.     

 

Wir haben doch keine Ahnung, warum Rudolf Steiner 

die Gründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft zu Weihnachten 1923 inklusive der Gründung der Freien Hochschule für „wesentlich“ hielt – er hat es den Menschen damals nämlich nicht gesagt. Er hatte seine eigenen wesentlichen Gründe, die er nicht mitteilte, auf die er dann aber doch einige Zuhörer ein paar Tage nach der Weihnachtstagung hinwies (GA 265 S. 462): 

Hinweis auf die neue Gesellschaft, daß die Begründung erfolgte, ohne den esoterischen Grund zu nennen. (Er hatte vorher gesagt, daß die Begründung esoterische Hintergründe habe.)

Die Weihnachtstagung sowie die Begründung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft ist also wohl aus ganz anderen Gründen durchgeführt worden, als die naive anthroposophische Außenwelt das glaubt zu wissen. 

Warum sie wirklich gegründet worden ist, das hat keiner der damaligen Zuhörer, denen Rudolf Steiner diese Sache mitteilte, gefragt. Leider. Die Zuhörer hielten es nicht für „wesentlich„, diesbezüglich nachzufragen, wo Rudolf Steiner doch schon diese Mitteilung gemacht hatte. Wir, die wir das heute als Leser wahrnehmen, können uns allerdings sagen, dass wir wohl von dem eigentlichen Sinn dieser Weihnachtstagung und was mit ihr als „esoterischen Hintergründen“ zusammenhängt, wirklich nicht viel, daher also eher garnichts „Wesentliches“ verstehen.     

 

Ich wage mal einen kleinen Ausblick in die Zukunft dessen, 

was man heute so geläufig „Hochschule für Geisteswissenschaft“ nennt. – 

Beziehungsweise was sich in der Zukunft daraus als etwas Neues, als ein neuer Schritt und Spross innerhalb der dann bestehenden und sich immer weiter im Niedergang befindlichen Zivilisation, entwickeln könnte. – 

Dieser Ausblick stellt sich mir immer wieder und immer deutlicher angesichts der Verdorbenheit und Unreformierbarkeit des bestehenden gesellschaftlichen Systems dar, aber auch angesichts der Verschrobenheit und Unreformierbarkeit der heutigen Anthroposophischen Gesellschaft und deren Aktivitäten dar.  

Dabei handelt es sich insgesamt um die moralische und intellektuelle Verdorbenheit und Unreformierbarkeit „des Westens“, also inklusive des ebenso verdorbenen Mitteleuropa, in dem zum Beispiel die paar wenigen aufgeweckten Individuen und Kritiker dieses Systems auch nichts anderes krähen können als immer nur „Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft“ oder „Markt, Markt, Markt“ – und mit dieser katastrophalen Einseitigkeit zeigen, dass auch sie jeder Ahnung, jedem Gespür und jeder Sehnsucht nach einem wirklichen freien Geistesleben entblößt sind. –  

Kleiner Einschub: Es ist mit Blick auf diesen Glauben an die Allmacht der Wirtschaft sehr aufschlussreich, die Ausführungen Rudolf Steiners zu lesen, die von einem Glauben der Menschen in Mitteleuropa an einen äußeren Sieg sprechen, der auch gar nicht aufhören wird, bis dieser Glaube, der sich zuletzt in das wirtschaftliche Gebiet ausdehnen wird, in der Realität so ruiniert sein wird, wie Mitteleuropa eben am Ende des Ersten Weltkrieges ruiniert war. Und darauf laufen wir im Moment zu. – 

  

Ein paar ganz Wenige wollen vielleicht mit Ach und Krach und gerade mal so eben noch das retten, 

was mit dem vulgären und – 

seit dem BILD-Slogan: „Bild dir deine Meinung“ 

vollends abgegriffenen Wort Meinungsfreiheit bezeichnet ist. –

Selbstverständlich bin ich für Meinungsfreiheit, aber du lieber Himmel, was soll das sein, für was da heute gekämpft werden muss: Meinung? Heute geht es doch um ganz andere Dinge als Meinung. –

Aber für das, was aus einem philosophischen Sinn für „Wahrheit und Wissenschaft“ – 

der Titel von Rudolf Steiners Dissertation (GA 3) 

beziehungsweise für das, was eine wirkliche Wissenschaft zur Freiheit, also eine „Philosophie der Freiheit“ darstellt –

siehe dazu auch hier auf Umkreis-Online – 

die den Intellekt spiritualisiert und vorbereitet zu einer wahrhaftigen Geisteswissenschaft, für das besteht heute kein Sinn.  

 

Auch die verschiedenen sogenannten anthroposophischen Institutionen und Impulse 

produzieren nichts anderes als mehr oder weniger gut gemeinte Produkte des Kopfes. Mit dem Kopf kann aber der wirkliche Geist nicht erfasst werden. Was wir brauchen in der Zukunft ist ein Geistesleben, eine spirituelle Intellektualität, die aus der anthroposophischen Philosophie den Funken schlagen kann für eine Anthroposophie – und damit auch für alles das, was in Richtung irgendeiner Hochschule und so weiter liegen könnte. Das Alles liegt in weiter Ferne. Meine Einschätzung ist daher die, dass – weil die Dinge so liegen, wie sie liegen – die ganzen Kopf- und Gehirn-Zelebrierungen von irgendetwas, was vorgibt, „Hochschule für Geisteswissenschaft“ zu sein –

sowie der sogenannten „Lebensfelder“ dieser Geisteswissenschaft, seien es die von der geistigen Substanz her ausgezehrten Waldorfschulen oder die dahinsiechende vernaturwissenschaftlichte biologisch-dynamische Landwirtschaft, die anthroposophische Medizin und so weiter – 

ebenso den Weg des Untergangs gehen wird, wie überhaupt dieses ganze System hier in seiner Gesamtheit – 

also Wirtschaft, Politik und Geistesleben – 

untergehen wird – und zwar völlig verdient. –

Vielleicht aber auch im Sinne dessen, dass Alles, was auferstehen soll, zuerst untergehen muss. –

Ganz im Allgemeinen aber auch im Esoterischen wäre also nicht hohler „okkulter“ Bombast angesagt, sondern Bescheidenheit und das Backen kleiner Brötchen. Nicht schwüles mystisches Feuerwerk ist angesagt, sondern nüchterne Beschreibung der meditativen Denktechnik – „experimentierend“, wie Rudolf Steiner die Meditation und übersinnliche Forschung zwar mit einem technischen Ausdruck, aber durchaus angemessen, nannte – 

Klinische Forschung, Sternwartenforschung muß man im einzelnen lernen. Es ist schwer. Dasjenige aber, was in dieser Weise innerlich, ich möchte sagen, innerlich experimentierend vom Menschen erobert wird, um zu der Anschauung höherer Welten zu kommen, es ist noch schwerer. Es erfordert noch mehr Hingabe, mehr Sorgfalt, mehr innere Gewissenhaftigkeit und Methodik.   (GA 79 S. 31)   

also Beobachtung des Denkens. Aber damit kann man sich heute auch bei Anthroposophen kaum beliebt machen.

 

Was aber in die Zukunft hinein überleben wird, das wird das sein, 

was aus den verschiedensten philosophischen Darstellungen Rudolf Steiners den wirklichen Geist wird entzünden und damit aus eigenem geistigen Erleben die Brücke zu einer wirklichen, erlebten und daher wahrhaftigen und realen Geisteswissenschaft wird schlagen können. –

Walter Johannes Stein fragte damals Rudolf Steiner (siehe „Der Europäer“ S. 9):   

„Was wird nach Jahrtausenden von Ihrem Werk noch übrig bleiben?“ Er antwortete: „Nichts als die “Philosophie der Freiheit. Aber in ihr ist alles Andere enthalten. Wenn jemand den dort geschilderten Freiheitsakt realisiert, findet er den ganzen Inhalt der Anthroposophie.“

Das aber wird wohl nicht mit den vorhandenen Menschen gelingen, die heute vielleicht „voller guter Absichten“ sein mögen, sondern nur mit ganz neuen Seelenkonfigurationen der Zukunft, die in der Lage sind, ihre „guten Absichten“ von „nur“ gedachten Gedanken in die Wahrnehmbarkeit des Geistes zu überführen. Begriff und Wahrnehmung werden auch für das geistige Gebiet zusammenfallen müssen – so wie Rudolf Steiner das bereits in seiner „Philosophie der Freiheit“ beschrieben hat. Davon wird die reale – nicht theoretische – geistige Zukunft – 

nicht nur der Anthroposophie, sondern der Menschheit – 

abhängen. 

 

Man studiere dazu besonders die abschließenden Worte Rudolf Steiners im philosophischen Sondervortrag 

der „Okkulten Physiologie“ (GA 128 S. 196):     

Deshalb wollen wir innerhalb unserer anthroposophischen Bewegungen fördern diesen Eifer für gründliche Logik und Erkenntnistheorie, und so, indem wir fester auf dem Boden unserer physischen Welt stehen, immer klarer und ohne Schwärmerei und nebulose Mystik aufschauen lernen zu den geistigen Welten, deren Inhalt wir herunterholen und einfügen wollen in unser physisches Weltbild. Ob wir das tun wollen, davon hängt es einzig und allein ab, ob wir der Anthroposophie eine wirkliche Mission im Erdendasein der Menschheit zuschreiben können. 

 

Die heute durchgeführten Klassenstunden der Freien Hochschule 

mögen bestenfalls nichts Anderes sein als Verbrämungen des Versuchs, Meditation zu lehren – 

schlimmstenfalls der Versuch, sich mit irgendwelchen Gaukelspielen und „Alleinstellungsmerkmalen“ der Klassenstunden Macht und Einfluss zu sichern. – 

Meditation zu lehren –

nicht verpflichtend für Alle, sondern nur für die, die sich dafür interessieren und die entsprechende geistige Reife dazu haben –

ist ein berechtigtes Anliegen, aber primär dafür braucht es keine Freie Hochschule für Geisteswissenschaft –

denn Jemand, der um Aufnahme in die Freie Hochschule ersucht, sollte bereits mit der Praxis der Meditation vertraut sein. –

Das ist eines der Anliegen der Anthroposophie und sollte Anliegen der Anthroposophischen Gesellschaft sein.     

 

 

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