von Ingo Hagel
Selbst auf der Seite des von mir sehr geschätzten und verdienstvollen Sakers –
siehe dazu auch hier auf Umkreis-Online –
findet man Einschätzungen wie von diesem Autor:
Das Verbrechen des Durchschnitts-Amerikaners ist weder in seiner Bösartigkeit noch in seiner Nachlässigkeit begründet, sondern der Fehler liegt in seiner Naivität, nämlich in seiner Erwartung, dass Medien in privater Eigentümerschaft – und nicht in öffentlicher Eigentümerschaft – durchgehend einen Journalismus produzieren werden, der den Menschen und nicht den reichen Eigentümern zugute kommt.
Weil diese Einschätzung so weit verbreitet ist, dass Institutionen des Geisteslebens –
wie zum Beispiel Medien – aber dazu gehören natürlich auch Schulen, Ausbildungsstätten, Universitäten, Forschungseinrichtungen –
nur etwas Fruchtbares leisten werden, wenn sie nicht in privater, sondern in öffentlicher Hand sich befinden –
also in der Hand des Staates –
ist es doch angemessen, ein paar Worte über diese Sache zu verlieren.
Es ist ja zutreffend, dass private Medienhäuser ihre privaten Interessen verfolgen.
Aber verfolgt nicht jeder Mensch mehr oder weniger seine privaten Interessen?! Verfolgt nicht jedes Wirtschaftsunternehmen –
und Medienhäuser sind auch Wirtschaftsunternehmen –
seine privaten Interessen?! –
Die sich natürlich mit den privaten Interessen der Konsumenten decken müssen, sonst kauft Niemand dessen Produkte und das Unternehmen geht pleite. –
Wird das anders werden, wenn, wie der oben angeführte Autor nahelegt, es nun nicht mehr private Medien, sondern nur noch Nachrichten von Medien in öffentlicher Eigentümerschaft gibt? Die ganze Problematik der sogenannten öffentlich-rechtlichen Medien hier in Deutschland liegt doch auf der Hand. Was soll dabei herauskommen für die Wahrheit, wenn der ganze Rattenschwanz an Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Verbänden und so weiter dann im Rundfunkrat vertreten sind?
Nein, ein wirklich freies Geistesleben wird immer Erzeugnis des individuellen, ringenden Geistes sein,
beziehungsweise private Meinung – wenn man das so ausdrücken will. Dass dieser individuelle Geist überhaupt arbeiten kann, dass er für seine Arbeit eine Finanzierung findet, dafür muss gesorgt werden, indem die verschiedenen Menschen, die das wollen –
und nicht der Staat und irgendwelche Steuern, die dafür eingetrieben werden –
dafür eben sorgen. Und dann sollen doch die verschiedenen „privaten“ Ansichten, die von den verschiedenen individuellen Geistern erarbeitet und hingestellt werden, miteinander ringen.
Der Satz des Pythagoras wird so lange die „private Meinung“ eines Einzelnen sein –
und empörte Rufe des Volkes aushalten müssen wie zum Beispiel: „Woher will der das denn wissen?“ –
bis eben ein paar mehr Menschen sich zu der „Meinung“ verstehend aufgeschwungen haben werden, die bis dahin „private Einzelmeinung“ war –
diese „Meinung“ dann allerdings nicht mehr eine solche darstellen wird, sondern Evidenzerlebnis, also verstandenes und nachvollzogenes Erlebnis der Wahrheit sein wird. –
Interessiert sich die Öffentlichkeit in angemessener Weise für dieses Ringen, also für den Geist, dann wird in der einen oder in der anderen Weise diese „private“, individuelle Suche nach dem Geist seine Fruchtbarkeit im öffentlichen, gesamtgesellschaftlichen Leben zeigen – und zwar auf allen Ebenen.
Dass mit diesen „privaten Meinungen“ selbstverständlich propagandistisches Schindluder getrieben werden kann –
und zwar gleichgültig, ob irgendwelche Medien nun in privater oder in öffentlicher Eigentümerschaft und Einflussnahme sich befinden –
ist selbstverständlich. Das wird aber nicht dadurch verhindert werden, in dem man nun sämtliche Privatmeinungen und sämtliche individuelle geistige Arbeit verbietet und bolschewisiert, das heißt in die Hand und Begutachtung des Staates legt –
wie oben angeführter Autor auf der ansonsten lesenswerten Seite des Sakers behauptet –
sondern nur dadurch, dass man dieses Geistesleben überhaupt aus der öffentlichen Hand befreit.
Wahrheit wird immer mehr erarbeitet werden können und sich immer mehr durchsetzen,
wenn nicht irgendeine staatliche Institution dekretiert, was Wahrheit ist –
damit dann Alle glaubend und gläubig, das heißt nichtdenkend, hinterherwackeln können – was nichts anderes darstellt als die Fortsetzung des als überwunden geglaubten Klerikalismus in die Zeit der Naturwissenschaft und der geistigen Moderne –
sondern wenn die Menschen sich zu dieser Wahrheit eigenständig erlebend aufschwingen werden. Dazu muss diese Wahrheit aber erst einmal –
und zwar immer von einzelnen Individuen –
produziert werden. Wahrheit ist immer ein einzelnes, individuelles Erzeugnis. Sie wird nicht in der Gruppe produziert. Das Fruchtbarwerden der Wahrheit für die Gruppe –
also für das allgemeine gesellschaftliche Leben –
beruht darauf, dass genügend einzelne Elemente der Gruppe – vulgo: das Volk – diese Wahrheit nachvollziehen, so dass diese gesamtgesellschaftlich fruchtbar werden kann.
In diesem Kampf um den Geist befinden wir uns heute. Letztlich geht es um nichts Anderes. Und alles andere, was an Misslichkeiten sich im täglichen Leben auftürmt, wird immer mehr nur als Auswuchs und traurige Konsequenz eines nicht bestandenen Kampfes um den Geist verstanden werden müssen.
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