Spirituelle Werbesprüche

 

von Ingo Hagel 

 

Die Menschen – also das Völkchen, von dem schon Goethe im Faust mitteilte, dass es den Teufel nie merken würde, auch wenn dieser es bereits am Kragen hätte – haben natürlich keinen blassen Dunst, wie spirituell diese Werbesprüche eigentlich sind. Und dass das Teuflische zum Beispiel auch darin besteht, das Völkchen mit Surrogaten, das heißt mit wichtigtuerischen (zum Beispiel Werbe-) Sprüchen abzuspeisen, deren Bedeutung aber völlig im Dunkeln bleibt, deren Bedeutung diese Zielgruppe – also besagtes Völkchen – aber auch gar nicht wissen will, weil das ja anstrengend wäre. Man müsste etwas intensiver nachdenken. Das will man nicht. Man ahnt aber tief im Innern, in seinen Gedärmen, Nerven, Knochen, in denen es zuckt und zwackt und ziept von all dem kranken materialistischen Unsinn, der da jeden Tag hindurchflutet, dass es dieser Anstrengung eigentlich bedarf, dass eine Erkenntnis dieses Spirituellen eigentlich notwendig ist. Aber wie gesagt, Anstrengung tut weh. So schluckt das Völkchen willig den Ersatz, das Surrogat, die blaue Pille.

Do what you can’t

Das klingt echt erhaben, und man darf dabei sein. Und glaubt bei all diesen mystisch-geheimnisvoll – weil unverständlich – tönenden Worten und begriffsleeren Phrasen,

»Gute Seele,« sagte Goethe, »um Gedanken und Anschauungen ist es den Leuten auch gar nicht zu tun. Sie sind zufrieden, wenn sie nur Worte haben, womit sie verkehren,   …

dass man bei etwas ganz Wichtigem dabei sein darf. Und dass man natürlich selber – ist ja klar wie Kloßbrühe – auch höchst wichtig ist.

 

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Spirituelle Werbesprüche wurde am 27.06.2017 unter Hide veröffentlicht.

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