Webster Tarpley zu einem Krieg Israels und der USA gegen den Iran – Ziel ist eigentlich die Rettung des Dollarsystems

Übersetzung: Ingo Hagel

In dem Sender PressTV äußerte sich Webster Tarpley im Zusammenhang eines Gesprächs zu einem Krieges Israels gegen Gaza zu den weiteren damit verbundenen Hintergründen, nämlich einem Krieg Israels und der USA gegen den Iran.

Webster Tarpley (bei 6:00): Ja, ich denke, es gibt gute Gründe zu sagen, dass Israel im Moment schwächer ist in dem Sinne, dass ihre grundlegenden militärischen Möglichkeiten mehr und mehr unglaubwürdig werden, ganz abgesehen von der Frage nuklearer Waffen, die übrig bleibt. Ich würde jedoch betonen, dass es ausgesprochen unwahrscheinlich ist, dass Israel irgend etwas alleine tun würde. Ich denke, sie würden es zusammen mit den Vereinigten Staaten tun. Es gab eine sehr interessante Entwicklung dieser Frage: Was wäre, wenn Israel den Iran angreifen würde? Was würden die Vereinigten Staaten tun? Am 2. Dezember noch sagte Verteidigungsminister Panetta, dass ein solcher Angriff ein Unglück wäre. Er würde den ganzen Mittleren Osten in eine Auseinandersetzung verwickeln, und das wäre etwas, was zu beklagen sei. Das war am 2. Dezember. Aber dann, am 19. Dezember, als er zurückflog aus dem Irak, und Libyen und Afghanistan, nachdem er in der Tat den Vorsitz über das Ende zweier Kriege gehabt hatte, begann er über einen dritten Krieg zu sprechen. CBS fragte ihn: falls Israel den Iran angreift, was wäre die Haltung der Vereinigten Staaten? Und Panetta antwortete in einem schockierenden Statement: Israel und die Vereinigten Staaten hätten gemeinsame Sorgen, also würde es geteilte gemeinsame Sorgen geben. Und das klang sehr nach einem Blankoscheck, das heißt grünes Licht für Israel für einen Krieg gegen Iran.

Und dazu kam dann auch noch ein Artikel heraus in dem Magazin des Council of Foreign Affairs, und der besagte, dass es nun Zeit wäre, den Iran anzugreifen, es sei ein perfekter Zeitpunkt. Ich denke, man kann sehen: Wenn Israel zuerst losschlägt in einem solchen Angriff, dann wird es Obama leichter gemacht und den Vereinigten Staaten – vielleicht im politischen Inneren und auch mit Blick auf Europa. Aber man muss auch sehen: Wenn Israel zuerst los schlägt, dann wird es schwieriger für die arabischen Staaten der Region mitzumachen.

Der andere Punkt, von dem ich meine, dass er wichtig ist, ist dieser: Um den 15. Dezember herum begannen Verteidigungsminister Barak und sein Sicherheitschef Yalon über den Sturz der Regierung von Assad in Syrien zu sprechen. Und sie waren ausgesprochen direkt, absolut offen und meinten, das wäre nur eine Sache von ein paar Wochen, nur von wenigen Wochen. Die israelische Rechnung scheint dahin zu gehen, dass der Sturz der verschiedenen Regierungen in der arabischen Welt in diesem Jahr Israel um vieles stärker gemacht hat, denn die arabischen Staaten, die alle aus diesen Geschehnissen herausgekommen sind, waren alle geschwächt. Libyen ist mit Sicherheit schwächer, Ägypten ist beträchtlich schwächer, und ich denke, wenn Israel Assad stürzen könnte, das würde für sie eine große Hilfe bedeuten. Also alle diese Dinge sprechen für eine Art Aufbau einer Propaganda, die wie ich denke, militärische und finanzielle Gründe hat. Im Ganzen gesehen ist das alles sicherlich sehr sehr gefährlich.

PressTV fragte Webster Tarpley zu den Aussagen des israelischen Generals Gantz, wonach Gaza für Israel eine große Bedrohung darstellt und dass Israel nach dem geeigneten Zeitpunkt Ausschau hält, um einen Krieg in Gaza zu beginnen.

Webster Tarpley (bei 14:00): Ich denke, was General Gantz sagte, ist ziemlich schleierhaft. Was ist denn die große Bedrohung, die Gaza darstellt? Das sehe ich wirklich nicht. Viel mehr scheint doch der Wunsch zu bestehen, andere Staaten dieser Region zu einer weiteren Tötungsorgie zu provozieren nach der Art, die wir bereits vor drei Jahren sahen, zur Zeit des Interregnum zwischen Bush und Obama; da gab es diesen großen Angriff auf Gaza mit 1500 Toten auf der palästinensischen Seite. Wenn man das heute wieder macht, dann denke ich, heißt das eigentlich, man möchte, dass jemand reagiert, und das würde dann als Vorwand für etwas ganz anderes benutzt.

Ich möchte auch ausdrücken, das dieser Zeitpunkt jetzt viel mehr als nur mit den Angelegenheiten Israel zu tun hat: Gerade eben hat die britische Regierung gesagt, sie glaube, der Euro stünde vor dem Untergang. Und ich denke, wenn die britische Regierung sagt, sie glaubt, dann heißt das eigentlich: sie wünscht es. Sie arbeiten hart am Zusammenbruch des Euros. Und daran, dass das britische Pfund als Sieger aus der ganzen Sache hervorgeht. Der Euro soll den Bach runtergehen. Jedoch: die Leute an der Wall Street und in Washington würden sagen: Wenn der Euro zusammenbricht, dann könnte das auf kurze Sicht gut sein für einige Leute, für den Dollar und das britische Pfund. Aber die offensichtliche Sache, die daraus  folgen würde, wäre eben, dass der Dollar hineingesaugt würde in diesen Strudel des kollabierenden Euros. Hier ist die Verbindung zur Straße von Hormuz  ganz offensichtlich. Es gibt eine Gruppe an der Wall Street, die strebt die Schließung dieser Straße von Hormuz an. Sie sagen: das ist die einzige Möglichkeit um den Dollar zu retten. Wenn es einen Krieg gibt, um den Iran zu bombardieren, dann wird ja ganz offensichtlich der Schiffsverkehr durch die Straße von Hormuz nicht erleichtert, ganz im Gegenteil, und wenn dieses Öl abgeschnitten wird – es ist ein großer Teil vom gesamten Ölweltmarkt – dann wird der Preis des Rohöls auf 200, 300, 400, 500 Dollar gehen – keiner weiß es wirklich genau. Und das wäre im Extrem die einzige Möglichkeit, um den Dollar zu retten, indem man eine große künstliche Nachfrage nach dem Dollar erzeugt, um den Dollarüberfluss zu binden, und um eine Flucht aus dem Dollar heraus zu verhindern. –  Wir hatten ja auch gerade eben die Japaner und die Chinesen, die zusammenkamen und vereinbarten, den Dollar aus ihrem bilateralen Handel zu eliminieren. Das ist ein weiterer großer Schlag für Dollar-basierte Banken, die den Rahm abschöpften von diesem Handel in den letzten Jahren. Man muss daher die Augen auf den Dollar richten: ein Abschneiden des iranischen Öls würde die Rettung des Dollars bedeuten – wenigstens nach Ansicht bestimmter Leute der Wall Street. Und genau das könnte es sein, worüber die Israelis eigentlich debattieren, denn auch genau darauf sind Sie eingestimmt.

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Ganz offensichtlich ist Syrien ja ein Frontlinienstaat, indem Syrien gemeinsame Grenzen mit Israel hat. Dazu gibt es wieder diese Äußerungen von Barak und Yalon, dass Assad gestürzt werden muss. Was bedeutet, dass sie an der Destabilisierung Syriens teilnehmen. Nun haben die Russen bereits geschickt oder senden immer noch ihre Schlachtschiffe ins östliche Mittelmeer sowie zum syrischen Hafen Tartus. Dazu sandten Sie den Patriarchen von Moskau, Cyril, was alles nach einem bestimmten Muster an Unterstützung für Syrien aussieht. Es wird auch berichtet, dass es eine Art von Abkommen zwischen China und Iran gibt, um Syrien wirtschaftlich unter die Arme zu greifen. Da ist die große Frage also, falls die Destabilisierung Syriens nicht funktioniert, was wird dann der nächste Schritt sein? Ein Angriff der Türkei als NATO-Stellvertreter oder irgendetwas anderes? Alle diese Angesprochenen Dinge spielen dabei eine Rolle.

Ich möchte auch hinzufügen: Die Auffassung, dass Obama diese Entscheidungen trifft, – das sehe ich schlichtweg nicht. Obama ist in größeren Maße ausgesperrt und ausgeschlossen von politischen Entscheidungen, als er jemals gewesen ist. Im Grunde betreibt er seine Wahlkampagne und nicht viel mehr. Die wirklichen Entscheidungen werden von diesen Leuten wie ein Panetta, Hillary Clinton, Tom Donilon vom Nationalen Sicherheitsrat und General Petraeus getroffen (s. hier). Und bei diesen handelt es sich im Moment um eine sehr aggressive Truppe. Denn Panetta sagt ja im Grunde genommen, es gibt einen Blankoscheck für Israel. Israel greift den Iran zuerst an, und die Vereinigten Staaten folgen. Ich denke das ist eine wirklich schockierende Tatsache.


Webster Tarpley zu einem Krieg Israels und der USA gegen den Iran – Ziel ist eigentlich die Rettung des Dollarsystems wurde am 30.12.2011 unter Politik veröffentlicht.

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