Selbst den „gesunden Menschenverstand“, der die Anthroposophie versteht, nennt Rudolf Steiner immer noch nur „passiv“

von Ingo Hagel

An vielen Stellen führt Rudolf Steiner aus, dass man mit dem gesunden Menschenverstand die Anthroposophie verstehen kann. Siehe zum Beispiel hier (GA 185a S. 201): 

Ich habe es immer wieder und wieder betont: Derjenige, der sich wirklich seines gesunden Verstandes, nicht des wissenschaftlich verdorbenen, aber des gesunden Menschenverstandes bedienen will, der kann jederzeit, wenn er auch nicht finden kann dasjenige, was nur der Initiierte finden kann, er kann es prüfen, er kann es am Leben erproben, und er wird es einsehen können, nachdem es gefunden ist. – 

 

Oft sagt Rudolf Steiner das, dass man mit dem gesunden Menschenverstand 

die Anthroposophie schon verstehen könne. Und er sagt es immer so, als ob damit etwas Wesentliches erreicht wäre. Auf der einen Seite ist es das natürlich auch, weil es von einem kranken Menschenverstand zeugt, die Anthroposophie nicht zu verstehen. Man kann sich also freuen und glücklich schätzen, wenn man diese Anthroposophie in seinem gewöhnlichen Bewusstsein versteht – und überhaupt: wenn man mit ihr etwas anfangen kann, wenn einem die Anthroposophie etwas sagt. –

Und das umso mehr, als wir in Zeiten leben, in denen die anthroposophische Geisteswissenschaft immer weniger Menschen eine Erfüllung ihres inneren geistigen Suchens bedeutet – was ein schlechtes Zeichen für den Zustand des gesunden Verstandes der Menschen darstellt. –

Aber hier an dieser einzigen Stelle, die ich dazu kenne, sagt Rudolf Steiner im Zusammenhang mit gerade diesem gesunden Menschenverstand ganz deutlich und explizit, dass das nicht genügt. 

 

Hier geht Rudolf Steiner auf etwas ein, das ich in dieser Deutlichkeit 

noch an keiner anderen Stelle gelesen habe, dass man nämlich mit dem gesunden Menschenverstand die Anthroposophie zwar verstehen könne, man diese aber nur auf diese Weise doch eigentlich nicht versteht, und – man vor allen Dingen nicht „für ihre Wahrheit“ eintreten kann: 

Nun ist damit etwas anderes verknüpft. Nehmen wir an, es wird nach dem Muster der modernen Naturwissenschaft Anthroposophie vorgetragen. Die Menschen nehmen Anthroposophie auf, nehmen sie zunächst so auf, wie der moderne Mensch es gewöhnt ist, nach Art des passiven Denkens. Man kann sie ja verstehen, wenn der Menschenverstand nur gesund ist, man braucht nicht einen bloßen Glauben anzuwenden. Wenn der Menschenverstand bloß gesund ist, kann man die Gedanken verstehen. Aber man lebt dennoch passiv in ihnen, wie man in den äußeren Naturgedanken passiv lebt. Dann kommt man und sagt: Ja, ich habe diese Gedanken von anthroposophischer Forschung her, ich kann aber selbst nicht für sie eintreten, denn ich habe sie bloß aufgenommen – wie es manchem heute zu sagen beliebt: Ich habe sie aufgenommen von geisteswissenschaftlicher Seite. – Wir hören das ja so oftmals betonen: die Naturwissenschaft sagt das, und wir hören dann das oder jenes von geisteswissenschaftlicher Seite. Was bezeugt das, wenn jemand sagt, ich höre das von geisteswissenschaftlicher Seite her? Das heißt, er weist darauf hin, daß er im passiven Denken verharrt, daß er auch die Geisteswissenschaft nur im passiven Denken aufnehmen will. Denn in dem Momente, wo er sich entschließt, die Gedanken, die ihm die anthroposophische Forschung überliefert, selbst in sich zu erzeugen, wird er auch imstande, mit seiner ganzen Persönlichkeit für ihre Wahrheit einzutreten, denn er erlebt dadurch die erste Stufe ihrer Wahrheit. 

 

Uuups, da haben wir doch wohl was übersehen die ganzen Jahre und Jahrzehnte 

und überhaupt die letzten rund 139 Jahre. Rudolf Steiner sagt hier also nichts anderes, als dass – 

obwohl der Menschenverstand gesund ist, und man dadurch die Anthroposophie zu verstehen scheint – 

man in dieser trotzdem doch nur „passiv“ lebt. 

Das heißt, er weist darauf hin, dass er im passiven Denken verharrt, dass er auch die Geisteswissenschaft nur im passiven Denken aufnehmen will.

 

Was Rudolf Steiner hier als die Bewusstseinsgrundlage schildert, 

mit der die Anthroposophie zwar aufgenommen und verstanden, aber mit der man nicht für deren Wahrheit in der Welt eintreten kann, ist durchaus überraschend, denn er bezeichnet diese Bewusstseinsgrundlage als das reine Denken:   

So daß sich zunächst das reine Denken in ganz passiver Weise in dem modernen Menschen entwickelt hat.

Dieses reine Denken ist passiv und aus der Naturwissenschaft heraus entwickelt worden. 

Fassen wir das zunächst ins Auge, daß der moderne Mensch dieses Zweierlei hat: reine Gedanken haben kann, die rein intellektualistisch konzipiert sind …

Aus den verschiedenen geschilderten Gründen – 

Entwicklung des Freiheitsbewusstseins – auch wenn dieses ersteinmal nur in einem unbewussten Zustand während der Nacht gegründet war – Tagesgedanken als Bilder, ohne Emotionen, ohne Leidenschaften, ohne körperliche Bedingtheiten   

ist es durchaus positiv. 

 

Bei diesem Bewusstsein handelte es sich zwar um ein abstraktes, 

das heißt von den Sinneswahrnehmungen der Außenwelt abgezogenes, also reines Denken, das im Hintergrund des Bewusstseins aber immer noch die Gegenstände der Naturwissenschaft hatte:       

Es war schon ein gutes Erziehungsmittel für die moderne Menschheit, daß sich die Leute von den grandiosen Philistern, wie etwa dem Bacon von Verulam, dazu verleiten ließen, verführen ließen, ihre Begriffe und Ideen nur an der Außenwelt zu entwickeln, nur sich alles diktieren zu lassen von der Außenwelt. 

Mit diesem reinen Denken, das sich „zunächst“ – also seit ein paar 100 Jahren, seit der Entwicklung des modernen Denkens der Naturwissenschaft –

in ganz passiver Weise in dem modernen Menschen entwickelt hat,

mit diesem Menschenverstand, wenn er denn gesund war, kann man durchaus – aber eben nur in passiver Weise – die Ideen und Begriffe der Anthroposophie aufnehmen und verstehen. Aber man kann mit diesen passiv aufgenommenen Begriffen und Ideen der Anthroposophie nicht für deren Wahrheit in der Welt eintreten. –

Aber neben diesem passiven reinen Denken, das historisch aus der sich entwickelnden Naturwissenschaft entwickelt worden ist, gibt es ein aktives, wirklich lebendiges reines Denken aus der „Philosophie der Freiheit“, das ganz ohne Zuhilfenahme der Sinneswelt entwickelt wird. Das ist also ein ganz anderes reines Denken als das erste.  

 

Hat man also vielleicht bis zur Kenntnisnahme obiger Ausführungen gedacht – 

weil man doch eigentlich mit der Anthroposophie in seinem Oberstübchen ganz gut klar kam – 

dass man die Bedingungen für ein ordnungsgemäßes Anthroposophentum erfüllt, dann kann man nun erschreckt bemerken, dass das ganz offensichtlich nicht der Fall ist – und dass auf diese Weise ganz sicherlich nicht Anthroposophie so in der Weise in der Welt verbreitet werden kann, wie Rudolf Steiner das wollte, weil man kein inneres Erlebnis-Verhältnis zu dieser Anthroposophie entwickeln kann, und weil diese dem Menschen auf diese Weise nur als eine zwar freundliche Botschaft aus einem fernen Land erscheinen kann, von dem man aber nur gehört, das man nie selber betreten hat. 

Man kann dann zwar vielleicht immer noch ein beliebter Zweigleiter, berühmter, weit herumgereichter und verehrter Vortragsredner, umtriebiger anthroposophischer Funktionär, vielschreibender Schreiber von Büchern oder Artikeln, geschätzter Zweigbesucher, anthroposophischer Arzt, Waldorf-Lehrer – oder was weiß ich – werden, aber die Anthroposophie lebt in Einem dann trotzdem nur „passiv“ – und in der Welt draußen lebt sie schon ganz und gar nicht, beziehungsweise heute nur in den schrägen Machwerken, die auf Twitter und den verschiedenen YouTube-Kanälen zu besichtigen sind, und die alles mögliche Peinliche daherschwätzen, sich aber an der Erarbeitung der realen Anthroposophie vorbeidrücken, weil deren Autoren selber dazu kein geistiges Verhältnis entwickeln konnten.   

 

Aufschlussreich und mal wieder sehr bemerkenswert ist, dass Rudolf Steiner – 

wie so oft – diese oben angeführte ernüchternde Charakteristik anthroposophischer „Performance“ –

Was bezeugt das, wenn jemand sagt, ich höre das von geisteswissenschaftlicher Seite her? Das heißt, er weist darauf hin, daß er im passiven Denken verharrt, daß er auch die Geisteswissenschaft nur im passiven Denken aufnehmen will. –

sofort anschließend an seinen bereits einen Abschnitt vorher erfolgten Hinweis auf seine „Philosophie der Freiheit“ gibt:  

Eigentlich ist das der Grundgedanke meiner «Philosophie der Freiheit» gewesen, dass ich aufmerksam darauf gemacht habe: In das Denken, das sich der moderne Mensch erworben hat, kann er sein Ich-Wesen wirklich hineinschieben. Jenes Ich-Wesen, das er – ich konnte es dazumal noch nicht aussprechen, aber es ist so – während des Schlafzustandes in der modernen Zeit freikriegt, das kann er hineinschieben in das reine Denken. Und so wird der Mensch seines Ich-Wesens sich wirklich bewusst im reinen Denken, wenn er so die Gedanken fasst, dass er aktiv, tätig in ihnen lebt. 

 

Aber das kann man eben im Werk Steiners so oft bemerken, 

dass er das, worauf es ihm bei der Anthroposophie, bei deren Verständnis und Verbreitung ankam – 

und natürlich auch bei allem, was okkulte Forschung darstellt, also das unter Anthroposophen besonders früher sehr beliebte „Hellsehen“ – wobei man sich offenbar so eine Art feingeistiges, aber eben passives Kopfkino des gewöhnlichen Bewusstseins vorstellt, weil man überhaupt keine Vorstellung hat von der Art des Bewusstseins, mit der Anthroposophie aufgenommen und bewegt werden sollte – 

immer wieder an diese „Philosophie der Freiheit“ anknüpft. – 

Siehe dazu auch hier auf Umkreis-Online. – 

Denn diese ist eben der reale Keim und die Grundlage der gesamten Anthroposophie – und daher selbstverständlich auch die Grundlage zu deren Vertretung. 

 

Die Anthros sind dann natürlich mal wieder schockiert, 

weil sie doch mit dieser „spröden Freiheits- und Erkenntnis-Begriffs-Philosophiererei“ des Doktors aus seiner Jugendzeit –

bevor er – Gott sei Dank noch rechtzeitig – den Christus gefunden hatte … –

nun so wirklich gar nichts am Hut haben. Wie zur Belohnung dieses „passiven“ Anthroposophentums kann es einem dann natürlich passieren, dass man nach einer Weile des Umgangs mit dieser Anthroposophie – 

oder was man dafür hält – 

diese dann links liegen lässt, alle seine Rudolf-Steiner-Bücher verkaufen will – 

„weil weil das doch eh alles nichts bringt“ – habe ich alles erlebt – 

und sich dann irgendwelchen anderen nicht-anthroposophischen „esoterischen“ Aktivitäten zuwendet, die mit dem Kopf – 

was Anderes hat man sich ja nicht erarbeitet und daher nicht zur Verfügung – 

viel besser und griffiger zu handhaben scheinen. 

 

Man kann natürlich auch an die „Philosophie der Freiheit“ nur mit diesem passiven reinen Denken herangehen. 

Aber das ist sicher ein Missverständnis zu glauben, dass Rudolf Steiner diese nur so aufgefasst haben wollte, dass man von ihr, genauso wie von anderen Büchern, nur passiv Kenntnis nimmt.

So ist eigentlich im Grunde genommen meine «Philosophie der Freiheit» nicht gemeint. Daher wird sie auch von denjenigen nicht gerade geliebt, die von einem Buche nur Kenntnis nehmen wollen.

Und bei den anthroposophischen Wissenschaftlern setzte Rudolf Steiner sowieso voraus, dass sie die „Philosophie der Freiheit“ in der richtigen Weise studiert haben:   

Für diesen Wissenschafter muss ich auch nach allen meinen Erfahrungen als eine Art Voraussetzung ansehen – wir werden gleich nachher hören, in welchem Sinne das gemeint ist – ich muss ansehen als eine richtige Voraussetzung dieses Erkenntnisweges das Verfolgen dessen, was in meiner «Philosophie der Freiheit» dargestellt ist.

Ich habe in meinem Leben nur sehr, sehr wenige anthroposophische Wissenschaftler – 

und ansonsten, neben den Wissenschaftlern, ebenfalls nur sehr, sehr wenige Anthroposophen –

kennengelernt, denen dieses Buch die Erfüllung eines innersten Erkenntnisbedürfnisses bedeutete.  

 

Die Anthroposophie Rudolf Steiners gibt einem also Gedanken. 

Diese liegen heute gedruckt vor und wurden von Rudolf Steiner für den Fall einer Auflösung der Anthroposophischen Gesellschaft als Leichname bezeichnet.   

Worin besteht denn das Wesen des realen Leichnams? Es besteht darin, daß der Leichnam, wenn er von seiner Seele verlassen ist, nicht mehr denselben Gesetzen folgt wie zu der Zeit, in der er mit ihr vereint war. Er beginnt, den physikalischen Gesetzen der Erdenelemente zu folgen. Nun, in dem Augenblick, wo unsere Gesellschaft aufgelöst würde, würde mit dem Leichnam unserer Gesellschaft dasselbe der Fall sein. Hinzu käme noch das, was der Träger unserer Gesellschaft ist: die Zyklen. Zu dem Leichnam gehörten also auch alle in den Händen der Mitglieder befindlichen Zyklen.

Natürlich kann man sich heute fragen, inwieweit diese Auflösung – 

bei all dem oben bereits angesprochenen wesenlosen Rest-Aktionismus, der vielleicht noch in dieser Gesellschaft vorhanden ist – 

sich bereits vollzogen hat. Das will ich aber hier nicht besprechen.

Tatsache ist aber, dass diese gedruckten Gedanken der Anthroposophie 

von den Leuten heute als etwas Totes abgelehnt werden. – 

ungerechtfertigterweise – aber das zeigt eben nur, in welchem hohen Maße das Denken der Leute heute selber tot und abgestorben ist – 

Stattdessen hätte man mit diesen arbeiten und die gedruckten toten Gedanken in sich beleben müssen:   

Ich wurde vielfach aufgefordert – wiederum ging das aus einer Notwendigkeit hervor – Vortragszyklen zu halten für diesen oder jenen Kreis über Dinge, die sich vielleicht in dem richtigen Tempo des anthroposophischen Fortlebens erst später entwickelt hätten. So waren diese Zyklen da. Für diese Zyklen hätte man nun vor allen Dingen die Notwendigkeit gehabt, sie zu benützen, um die einzelnen Wissenschaften aus der Anthroposophie wiederzugebären.

Für diese Wiedergeburt der gedruckten, toten Gedanken hätte man allerdings nötig gehabt, diese Gedanken wiederum in sich zu erzeugen: 

Denn in dem Momente, wo er sich entschließt, die Gedanken, die ihm die anthroposophische Forschung überliefert, selbst in sich zu erzeugen, wird er auch imstande, mit seiner ganzen Persönlichkeit für ihre Wahrheit einzutreten, denn er erlebt dadurch die erste Stufe ihrer Wahrheit.

 

Aber wie macht man das, diese Gedanken, die Einem 

die anthroposophische Forschung überliefert, selbst in sich zu erzeugen?

Natürlich könnte man sich erinnern – 

nur zum Beispiel – und viele andere Beispiele habe ich ja oft hier auf Umkreis-Online besprochen –

dass Rudolf Steiner bereits in dem, was er mit seiner „Philosophie der Freiheit“ den Menschen als „anthroposophische Forschung überliefert“ hat –

denn genau darum handelt es sich bei diesem Buch, und nicht um irgendein gewöhnliches philosophisch-intellektuelles Kopf-Erzeugnis –

davon spricht, dass es bei der Beobachtung des Denkens gar nicht darauf ankommt, dass ich den Gedankengang einer anderen Person nachdenke (GA 4 S. 43):  

Das Denken, das beobachtet werden soll, ist nie das dabei in Tätigkeit befindliche, sondern ein anderes. Ob ich zu diesem Zwecke meine Beobachtungen an meinem eigenen früheren Denken mache, oder ob ich den Gedankenprozess einer anderen Person verfolge, oder endlich, ob ich, wie im obigen Falle mit der Bewegung der Billardkugeln, einen fingierten Gedankenprozess voraussetze, darauf kommt es nicht an. 

 

So kann man also die Beobachtung des Denkens auch so lernen, 

dass man die Gedanken Rudolf Steiners, die er einem in seiner „Philosophie der Freiheit“ mitteilt, einfach nachdenkt. Aber es kommt eben auf die Art des Nachdenkens an. Wenn man die Gedanken einer anderen Person nur mit dem Kopf nachdenkt, so geht man an dem Wesentlichen vorbei, weil einem der Kopf Alles kalt erscheinen lässt. Aber ich sage hier ja auch immer, dass man am Anfang nur den Kopf hat. Es darf aber nicht so bleiben. Man muss rechtzeitig die Kurve kriegen, damit einem dieses Projekt Anthroposophie nicht unter den ungeistigen Händen verkommt. Dass das in den letzten 100 Jahren nach Rudolf Steiners Tod von der Anthroposophischen Gesellschaft nicht – oder eben nur mit dem Kopf – thematisiert worden ist, erwies sich als ziemlich tödlich für diese Gesellschaft.  

 

Das blitzartige, aufleuchtende, freudige, erhebende Empfinden, 

dass Einen überkommen kann, wenn man in seinem Leben eigene Intuitionen, eigene geistige Entdeckungen gehabt hat, das gilt es also immer wieder neu zu entfachen, auch wenn es – erstmal „nur“ – um Gedankenprozesse und Intuitionen anderer Menschen – 

also Gedankenprozesse Rudolf Steiners – nur zum Beispiel – 

die man vielleicht schon viele Male in der „Philosophie der Freiheit“ – nur zum Beispiel – gelesen hat: 

Das Denken, das beobachtet werden soll, ist nie das dabei in Tätigkeit befindliche, sondern ein anderes. Ob ich zu diesem Zwecke meine Beobachtungen an meinem eigenen früheren Denken mache, oder ob ich den Gedankenprozess einer anderen Person verfolge, oder endlich, ob ich, wie im obigen Falle mit der Bewegung der Billardkugeln, einen fingierten Gedankenprozess voraussetze, darauf kommt es nicht an. – 

   

Für die Beobachtung des Denkens gibt es aber eine Bedingung: 

es müssen reine Gedanken sein:   

Das geschieht dann, wenn der Mensch so viel Willen aufbringt, daß er wiederum seinen Nachtmenschen in das Tagleben hineinschiebt, daß er nicht bloß passiv denkt, sondern seinen während des Schlafes unabhängig gewordenen Menschen in seine Gedanken hineinschiebt. Das kann man nur mit den reinen Gedanken. Eigentlich ist das der Grundgedanke meiner «Philosophie der Freiheit» gewesen, daß ich aufmerksam darauf gemacht habe: In das Denken, das sich der moderne Mensch erworben hat, kann er sein Ich-Wesen wirklich hineinschieben.

Wer also mit reinen Gedanken und einem reinen Denken nichts zu tun haben will, der wird die gestellten Anforderungen Rudolf Steiners nicht erfüllen können. Und wie kein anderes Buch ist es ja die „Philosophie der Freiheit“, die im reinen Denken geschrieben ist. An ihr kann man dieses wirkliche reine Denken lernen, das nicht mehr nur nach naturwissenschaftlicher Methode aus den Sinneswahrnehmungen abstrahiert, sondern das „nach naturwissenschaftlicher Methode“ – 

so der Untertitel von Rudolf Steiners „Philosophie der Freiheit“ – 

das Seelische beobachten kann. –

Das reine Denken der „Philosophie der Freiheit“ ist also wie ein Trimm-dich-Pfad, auf dem man der Qualität nach, noch nicht dem Inhalt nach, die geistige Welt denken lernen kann – 

also erstmal rein gedanklich, rein philosophisch –     

so dass man ein eigenständiges Erlebnis und eine eigenständige Überzeugung von der Qualität der geistigen Welt und damit von der Wahrheit der Anthroposophie in sich rege machen kann. 

Die „Philosophie der Freiheit“ ist auch der Knüppelpfad, der den okkulten Schüler vor dem Versinken im Sumpf der geistigen Welt, in die man nicht unvorbereitet hineinkommen sollte, rettet. 

 

Sicher kann man auf seinem übersinnlichen Erkenntnisweg 

auch ohne die „Philosophie der Freiheit“ in die geistige Welt kommen. Aber wer glaubt, man käme auch ohne dieses lästige reine Denken in die geistige Welt – 

was doch Rudolf Steiners Buch „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?“ belegen würde – 

dem seien zum vertieften Nachdenken die Worte Rudolf Steiners in eben diesem Buch empfohlen, die darauf hinweisen, dass alles das, was dort beschrieben ist, eben auf der Denktechnik des reinen Denkens beruht, denn 

das verläuft durchaus im Felde rein geistig-seelischen Erfahrens.

Alles andere übersinnliche Erleben baut – wenn es gut gehen soll – auf diesem reinen Denken auf. Und das wirkliche Verstehen der Anthroposophie – 

also hinausgehend über den gesunden Menschenverstand – 

ebenfalls.  

 

 

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